Mitte November bekam ich eine Einladung der Universität der Künste Berlin und der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin, am Symposium „Heldenprinzip 2011“ teilzunehmen, das vom 24.-25. Februar 2011 in Berlin stattfindet. Infos siehe unter www.innovation-heldenprinzip.de.  In einem Kurzreferat stelle ich meinen Schreibkurs „Die Heldenreise-Biographie“ vor – das war wohl auch der Grund für die Einladung – und freue mich über den wissenschaftlichen Austausch mit anderen, die mit der Heldenreise als archaischem Kompositionsprinzip des Lebens arbeiten.

Hier der Kurztext zu meinem Beitrag:  

Der Schreibkurs, der über das Internet in 51 wöchentlichen PDF-Dateien vertrieben wird, hilft den Teilnehmern, starke Aspekte ihres Lebens herauszuarbeiten und in eine Struktur zu führen: das eigene Leben als Heldenreise zu erkennen und darzustellen, das von Aufbruch, bestandenen Herausforderungen und vom Erreichen wichtiger Ziele handelt. Der biographische Schreibkurs hilft, selbst im Verlust und im „Versagen“, bei Leid und Schmerz das eigene Leben positiv zu deuten. Die Teilnehmer erkennen mythologische Wurzeln ihrer Lebensgeschichte, in denen ihr Fühlen und Denken in Erscheinung treten.

In einigen Schreibübungen agieren die Teilnehmer in der Rolle und Biographie ihres Lieblingshelden: Manche Männer mögen gern Winnetou oder James Bond sein, Frauen gefallen sich in der Rolle der Amazone oder Mutter Teresa. Im Laufe der Arbeit werden solche Rollenspiele tiefer und umfassender gefasst, bishin zur konkreten Lebenshilfe in Phasen, wo neue Orientierungshilfen gefragt sind.

Grundzug des Schreibkurses ist die Möglichkeit, dem eigenen Lebensweg in der biographischen Arbeit auf nahezu spielerische und märchenhafte Weise auf die Spur zu kommen. Unterwegs begegnen den Teilnehmern spannende Figuren und Symbole: Götter und Helden der Antike, Engel, Suchende, Krieger, Tänzer und Lacher, die Hexe, der Narr… und viele faszinierende Persönlichkeiten mehr. Nachtmehrfahrten und lichte Höhen, Höllen und Himmel – all das erkennen die Teilnehmer in der eigenen Lebensgeschichte verborgen. Überraschende Fragen führen zu neuen Betrachtungsweisen, z.B.: „Haben Sie Ihr Leben schon einmal aus der Perspektive des gefolterten Prometheus angeschaut, der weiß, dass Herkules ihn bald befreien wird?“  

Die Teilnehmer erarbeiten die Einmaligkeit einer jeden Lebensgeschichte und gleichzeitig ihre „mythotypische“ Verbundenheit, und zwar im Genre der Automythographie – ein Genre, das so alt ist wie der Mensch, als Begriff jedoch recht modern daherkommt. Wir interpretieren uns und die Welt so, wie wir sie erkennen wollen und können. Daher ist auch die Heldenreise eine Selbstinterpretation. Der Heros tritt – wie der Mythenforscher Joseph Campbell als Buchtitel schön formuliert – in tausend Gestalten auf. Für diesen Kurs gehen wir weiter: Der Held taucht in so vielen Facetten auf, wie es Menschen gibt, denn jedes Leben kann als Heldenreise interpretiert und – in Anlehnung an Lutz von Werder – als solche aufgeschrieben werden (Die Welt romantisieren – Wie schreibe ich meine persönliche Mythologie, 2009).

Aus dem Kursprogramm:

Teil I: Den Helden in sich selbst (er)finden
Nr. 002: Zur Einführung – Strukturen der Heldenreise
Nr. 003: Das archetypische Figuren-Ensemble der Heldenreise
Nr. 008: Kino im Kopf – Grundregeln des lebendigen Erzählens (Teil 1)
Nr. 011: Die Geburt des Helden
Nr. 013: Erste Kämpfe und Eroberungen

Teil II: Aufbruch – unterwegs in der unwirtlichen Welt
Nr. 022: Schatten, Nachtmeerfahrten und Abgrunderfahrungen
Nr. 023: Freund oder Feind – der Gestaltwandler
Nr. 025: Kampf gegen das Böse
Nr. 033: Besuch bei den Göttern

Teil III: Die Kinder der Götter – sich selbst in anderen Helden spiegeln
Nr. 036: Held aller Helden – Herakles, Superman und Supergirl
Nr. 044: Auf der Suche nach dem heiligen Gral: König Artus und seine Ritter der Tafelrunde
Nr. 049: Anfang und Ende – Vorwort und Nachwort schreiben