Wie viele Menschen ihre Lebensgeschichte und die ihrer Familie aufschreiben, darüber gibt es keine Statistik. Doch es müssen Hunderttausende sein, die das Bedürfnis haben, die eigenen Lebenserinnerungen zu Papier zu bringen. Bereits die Mitgliedszahlen genealogischer Vereine in Deutschland gehen – miteinander addiert – in den fünf- bis sechsstelligen Bereich. Dabei spielt das Alter der Autoren keine zwangsläufige Rolle: Menschen, die sich dem eigenen Lebensende nähern, verspüren selbstverständlich einen größeren existenziellen Druck, rechtzeitig ihre Memoiren zu verfassen, doch auch junge Leute schreiben – nicht nur in Schulen – autobiographische Texte bis hin zu ganzen Büchern.


Gegenüber anderen literarischen Gattungen hat das biographische Schreiben den Vorteil: Handlung und Geschichte liegen in den Autoren selbst. Die Inhalte müssen weder kunstvoll erfunden noch durch lange Ausbildungszeiten mühsam erarbeitet werden, wie sie qualifizierte Berufe und das Schreiben von Fachliteratur erfordern. Jeder Mensch trägt seine Lebensgeschichte in sich und ist damit Experte in eigener Sache, doch ihr Aufschreiben erscheint nicht immer einfach. Deshalb gibt es Angebote, Menschen im biographischen Schreiben zu unterstützen, beginnend mit Schreibratgebern und -kursen bis hin zu professionellen Biographen, die Lebensgeschichten anderer Personen als Ghostwriter oder Co-Autor aufschreiben.

Als ich im Jahr 2009 vier Biographiekurse konzipierte, die im PDF-Format wöchentlich über das Internet vertrieben werden sollten, hatte ich die Bedürfnisse der Menschen im Blick, die ihre Lebensgeschichten allein schreiben wollen, dazu aber Anregungen und Unterstützung suchen. Ich hatte rund zwanzig Jahre lang biographische Workshops in Volkshochschulen, Seniorenresidenzen und Akademien bis hin zur JVA Landsberg/Lech gegeben (nicht als Insasse, sondern als externer Dozent), auf deren Erfahrungshintergrund ich bauen konnte. Allen Präsenzkursen gemeinsam war das Bedürfnis der Teilnehmer, neben dem Erlernen des Schreibhandwerks eigene Texte zu verfassen, vorzulesen und das Feedback der Gruppe zu bekommen.

Erfahrungsgemäß besuchen Männer biographische Schreibkurse eher selten und wenden sich lieber der archivierenden Familienforschung und dem Erstellen von Chroniken zu, so dass vorwiegend Frauen das Gros der Kursbesucher bilden. Neben handwerklicher Kompetenz sollte ein Dozent über Feingefühl im Umgang mit Menschen verfügen, deren Lebensgeschichten weit gefächert sogenannte „Normalbiographien“ bis hin zu „Problem- und Krankenbiographien“ umfassen. Biographisches Schreiben hat eine therapeutische Dimension, wodurch auch Menschen angesprochen werden, die in ihrer Lebensgeschichte schwierige Themen aufarbeiten und in der Gruppe teilen möchten. Ein Dozent tut jedoch gut daran, in den Schreibaufgaben seiner Präsenzkurse vorwiegend positive Aspekte des Lebens zu behandeln, um psychisch belastende Reaktionen einzelner Teilnehmer innerhalb der Gruppenarbeit zu vermeiden.

Naturgemäß können solche Workshops, die wenige Stunden oder Tage dauern, nur oberflächlich Inhalte vermitteln. Im günstigsten Fall motivieren sie Teilnehmer nachhaltig zum Aufschreiben der eigenen Lebensgeschichte zuhause. Hier setzen meine Online-Biographiekurse an, die eine thematische Vertiefung der eigenen Lebensgeschichtsschreibung ermöglichen und auch Problemthemen sowie komplizierte Reflexionen einbeziehen. Autobiographisches Schreiben bis hin zum fertigen Buch erfordert viel Zeit, wodurch eine längerfristige Kursbegleitung über Monate und Jahre hinweg sinnvoll wird; Online-Kurse können dazu nützliche Dienste leisten.

Wer „Online-Biographiekurse“ und ähnliche Suchwörter im Internet googelt, erhält eine Fülle, in Zukunft weiter wachsende Angebote, die ich im Einzelnen nicht bewerten kann. Letztlich hängt es von jedem Teilnehmer ab, was er aus einem Kurs mitnimmt und umsetzt, denn ohne aktive Mitarbeit funktioniert kein Lernsystem. Ob Preis und Kursdauer ein objektiver Indikator für die Qualität eines Biographiekurses sind, sei dahingestellt. Entsprechende Angebote im Internet bewegen sich vom zweistelligen Bereich bis zu tausend Euro und mehr. Bei der Auswahl des „richtigen“ Kurses sollte man daher die eigenen Bedürfnisse klären und das verfügbare Budget definieren, sowie die angebotenen Kursinhalte studieren. Referenzen ehemaliger Teilnehmer zu lesen kann erhellend sein, auch wenn sie zumeist einseitig sind, da wohl die wenigsten Anbieter negative Stimmen publizieren; ebenso kann das Renommee des Dozenten eine Entscheidungshilfe sein. Die Schreibratgeber von Lutz von Werder sowie Jürgen vom Scheidt setzen Maßstäbe, auch für mich, und es ist nicht leicht, sie zu übertreffen. Auch deshalb wählte ich für meine biographischen Kursangebote das neue Subgenre der Onlinekurse, da hier die Altmeister mit ihrem hohen publizistischen Niveau zwar präsent, aber nicht allgegenwärtig sind und sich dank der technischen Entwicklung neue herausfordernde Tätigkeitsfelder für Kursanbieter erschließen.

Wer eine Liste möglicher Lebensthemen erstellt, bekommt schnell den Eindruck einer potenziellen „Unendlichkeit“, die jeder Mensch nur exemplarisch, d. h. in ausgewählten Aspekten bewältigen kann. Gleichwohl bieten gerade Onlinekurse die Möglichkeit, unkompliziert Inhalte immer wieder zu verbessern und weiterzuentwickeln. So schuf ich mit meinem „großen Biographiekurs“ in 100 Briefen im Gesamtumfang von derzeit 688 Seiten, die über zwei Jahre hinweg wöchentlich ausgeliefert werden, die Grundsubstanz für weitere Variationen. Der „kleine Biographiekurs“ geht über neun Wochen und ist ein Konzentrat von 18 Briefen des großen Biographiekurses. Die „heilende Biographie“ mit 51 Biographiebriefen bietet eine Einführung in die Selbstanalyse des eigenen Seelenlebens und hilft durch das Aufschreiben, schmerzhafte Erinnerungen aufzulösen; auch diese Biographiebriefe sind weitgehend in dem großen Biographiekurs enthalten. „Die Heldenreise: Biographie“ mit 33 Biographiebriefen führt zu den Kraftquellen des eigenen Lebens zurück und bildet eine eigenständige Weiterentwicklung im Angebot meiner Onlinekurse, d.h. die Biographiebriefe dieses Kurses sind weitgehend neu geschrieben und nicht identisch mit einzelnen Briefen des großen Biographiekurses.

Anhand der wöchentlichen Biographiebriefe voller Tipps, Handwerk, Textbeispielen anderer Autoren und Arbeitsanleitungen wächst die Lebensgeschichte der Teilnehmer Woche für Woche mit, denn sie erhalten didaktisch klare Instruktionen, wie sie ihre Biographie so schreiben, dass sie Substanz erhält und andere Menschen berührt. Von einfachen Erzählungen aus dem eigenen Leben bis hin zum Verfassen ausgereifter Memoiren erlernen die Teilnehmer fast spielerisch das Handwerk des biographischen Schreibens:

  • Lebenserinnerungen sammeln,
  • Figuren zeichnen,
  • Dialoge verfassen,
  • Atmosphären schildern,
  • spannend erzählen,
  • und vieles mehr bis hin zur fertigen Buchproduktion.

Jeder Anbieter tut gut daran, sein Kursangebot so attraktiv wie möglich zu vermitteln. Dennoch bleibt die Erfahrung nicht aus, dass Teilnehmer aus unterschiedlichsten Gründen einen Kurs abbrechen. Das kommt auch in meinen Onlinekursen vor. Manche Kursanbieter dämmen – zum eigenen finanziellen Vorteil – den vorzeitigen Ausstieg durch entsprechende Geschäftsbedingungen ein, was jedoch die innere Kündigung eines Teilnehmers nicht verhindern kann: Wer nicht mehr an seiner Biographie weiterarbeiten will, kann dazu nicht gezwungen werden.

Meine Kurse können unkompliziert monatlich ohne Angabe von Gründen gekündigt werden. Ich möchte zufriedene Teilnehmer, und selbst Kursabbrecher nicht verärgern. Mangelnde Qualität wurde mir – gottlob – noch nicht als Kündigungsgrund genannt. Eine von vielen Teilnehmerinnen (auch bei den Onlinekursen sind Frauen eindeutig in der Überzahl) schreibt: „Ich habe Ihren Kurs abonniert, weil ich für einige Zeit förmlich überflutet wurde von Lebenserinnerungen und ich suchte eine Möglichkeit für mich, diese innerlich zu sortieren. Ich wollte eine Strukturhilfe und eine regelmäßige Aufforderung zum Weiterarbeiten, und genau das habe ich mit Ihrem Kurs gefunden. Einige Themen der ersten Wochen haben mich nicht sehr interessiert, aber das war mir vorher schon klar, denn die Inhalte sind ja auf Ihrer Website einsehbar. Mir geht es nicht um Ahnenforschung, sondern um persönliche Aufarbeitung und den Spaß am Schreiben. Von Zeit zu Zeit belege ich auch Volkshochschulkurse, um weitere Schreibinspiration zu erhalten, und jedes Mal wieder bin ich erstaunt, welche Kreativität in mir steckt. Ich bin mit Ihrem Kurs sehr zufrieden. Mir gefällt die Regelmäßigkeit, die sachliche Professionalität, die Vertragsbedingungen und die Möglichkeit, Sie bei Fragen und Problemen anzusprechen. Meine besondere Freude habe ich an den Zitaten und Textbeispielen. Eine schöne Auswahl! Von mir aus könnte der Text etwas kompakter gestaltet sein, was das Layout betrifft, aber das ist nur eine Nebensächlichkeit.“

Sie sehen schon: Allen Menschen kann man es selten in Allem recht machen, doch ich gebe auch in den Onlinekursen mein Bestes. „Wer schreibt, der bleibt“, sagt ein Sprichwort, und es freut mich, wenn eine Teilnehmerin beispielsweise berichtete, aufgrund der hinterlassenen Memoiren eines Urgroßvaters dessen 150. Geburtstag mit einer würdigenden Lesung im Familienkreis gefeiert zu haben. Sie stellte sich dabei vor, dass auch ihre im Kurs geschriebenen Memoiren zu ihrem 150. Geburtstag vielleicht eine Gedenkfeier kommender Generationen substanziell bereichern könnte. Ohne Autobiographie wird man nach dem Tod vergessen, das ist klar; auch deshalb sollte man sie schreiben.