Die meisten privaten Autobiografien und Familiengeschichten finden ihr dankbares Publikum innerhalb der Familie, häufig über Generationen hinweg, sowie im Freundeskreis. Doch manche Autoren möchten ihre Biografie einem weiteren Leserkreis anbieten. Das ist heute im Selbstverlag so unkompliziert möglich wie nie zuvor, dank Digitaldruck (Books on Demand), E-Book und Internet. Die Chance, mit seinem Manuskript bei einem etablierten Verlag unterzukommen, ist dagegen gering. Ein gut geschriebenes Exposé, möglichst von einer renommierten Agentur eingereicht, erhöht die Chancen etwas. In Branchenkreisen schätzt man, dass nur etwa 0,5-1 Prozent aller eingereichten Manuskripte von einem Publikumsverlag angenommen und verlegt werden. Das hat zuallererst wirtschaftliche Gründe.

Selbstverlag
Selbstverleger sollten sich keine Illusionen über den Verkauf ihres Buchs machen: Die meisten Bücher im Selbstverlag finden keine oder nur wenige Käufer über den Buchhandel, wenn keine aufwendigen PR-Maßnahmen und andere Öffentlichkeitsarbeit – beispielsweise Lesungen zum Thema, Vorträge und Workshops – von Autoren in die Wege geleitet werden. Am besten verkaufen sich – meiner Beobachtung nach – regional verortbare Kriegs- und Nachkriegsbiografien sowie thematisch brisante Lebensgeschichten mit Ratgebercharakter: „Wie ich meine Heroinsucht überwand“, „Leben mit einem schwerbehinderten Mann“, „Mit Power durch die Pleitezeit“ … Bei solchen Themen können Zielgruppen definiert und über PR (Public Relations) gezielt angesprochen werden. Wer publizistische Ambitionen hat, sollte immer die Frage beantworten: Welchen Nutzen hätte ein Leser von meinem Buch, den er bei anderen Büchern zu diesem Thema nicht hat?

Im Selbstverlag hat der Autor die größten finanziellen Belastungen, aber auch die höchste Freiheit – inhaltlich sowie in der Gestaltung. Hinzu kommen rechtliche Verpflichtungen: eventuell eine Gewerbeanmeldung, auf alle Fälle eine Einnahmenüberschussrechnung für das Finanzamt, Einholung einer ISBN (Internationale Standardbuchnummer ) bei der deutschen Agentur für Buchmarktstandards , Abgabe von je zwei Pflichtexemplaren an die Deutsche Nationalbibliothek sowie die Staatsbibliothek des jeweiligen Bundeslands, in dem das Buch ediert worden ist. Grossisten (Großhändler des Buchhandels, beispielsweise KNV, Libri) nehmen meist keine Bücher von Selbstverlegern in den Vertrieb, Buchhandlungen legen sie nicht im Laden aus (es sei denn, man ist persönlich mit einem Buchhändler bekannt) und Werbemaßnahmen können kostspielig sein: „Wer nicht wirbt, stirbt“, besagt ein Sprichwort aus der Wirtschaft. Zurecht: Ohne Marketing des Autors ist ein Buchverkauf kaum möglich. Zudem ist das Image von Büchern im Selbstverlag traditionell schlecht, was zu der Bezeichnung „Vanity Press“ („Eitelkeitspublikationen“) geführt hat, doch korrigiert sich dieser schlechte Leumund in letzter Zeit etwas dank der neuen Publikationsmöglichkeiten, die zunehmend auch von Profis genutzt werden, während das traditionelle Verlags- und Buchhandelswesen seit Jahren gegen den wirtschaftlichen Rückgang kämpft.

Druckkostenzuschussverlage
Einige genealogische Vereine und Stiftungen haben eigene Veröffentlichungsreihen, die den Autoren beim Publizieren von Familienchroniken und Biografien behilflich sind, jedoch zumeist Publikationsrichtlinien haben, die nicht jedermann erfüllen kann oder will. In der Regel publizieren sie Bücher der Autoren, die ihnen nahestehen, doch bisweilen haben auch Vereinsfremde eine Chance. Hier ist meist ein Druckkostenzuschuss fällig, gegen den im Einzelfall nichts einzuwenden ist, um damit das wirtschaftliche Risiko auf beiden Seiten zu reduzieren.

Mit größter Vorsicht sollten Autoren jedoch die Angebote sogenannter Druckkostenzuschussverlage behandeln („Verlag sucht Autoren“, „Internationaler Verlag sucht neue, interessante Autoren“ et cetera), in denen – vielfach in nicht sofort erkennbarer Weise – Zahlungen von drei bis 15.000 Euro und mehr fällig werden. In einigen solcher nicht leicht zu durchschauenden Verlagsverträgen ist auch die Klausel enthalten, dass der Autor nach Ablauf einer Frist (meist ein bis fünf Jahren) die nicht verkauften Bücher zum Einkaufspreis des Buchhandels vom Verlag zurücknehmen und bezahlen muss; das kann bei Auflagen von 1000 Exemplaren und mehr noch einmal recht teuer für den Autor werden.

Digitaldruck – Books on Demand
Aus Amerika im Zuge der Digitalisierung Mitte der 90er Jahre des vorigen Jahrhunderts nach Deutschland gekommen, haben Digitaldruck und Books on Demand (Buchdruck auf Bestellung) den Buchmarkt revolutioniert. Bücher ab Auflage eins können nunmehr kostengünstig in einer Qualität hergestellt werden, die der Laie kaum mehr von traditionellen Druckverfahren (Offset- und Buchdruck) unterscheidet. Daraus hat sich schnell eine florierende Verlagsdienstleisterbranche entwickelt, die ebenso wie Druckkostenzuschussverlage von den Zahlungen der Kunden lebt, aber in der Regel transparent kalkuliert und ihre Geschäfte weitgehend seriös betreibt. Am bekanntesten sind die BoD Books on Demand GmbH und Amazon CreateSpace – auch der Verlag des Biographiezentrums arbeitet in diesem Sektor. Als Eigenverlag der Mitglieder des Biographiezentrums ediert er vorwiegend deren Publikationen, aber steht auch anderen Autoren offen, die ihr biografisches Buch veröffentlichen möchten. Je mehr Eigenleistung der Autor erbringt, desto kostengünstiger wird für ihn die Buchproduktion; der Buchdruck wird stückweise abgerechnet und man bekommt – je nach Auflage – ein Taschenbuch im Umfang von 200 Seiten bereits ab sechs Euro.

E-Books
Das rasante Wachstum der E-Books seit rund acht Jahren ist unter anderem damit zu erklären, dass nahezu alle Publikationen inzwischen digital verfasst und vielfach über das Internet verbreitet werden können. Ein E-Book ist gewichtslos, leicht zu vervielfältigen, über E-Mail einfach zu verteilen, von Webseiten schnell herunterzuladen und nahezu ohne Kosten herzustellen. Es ist technisch gesehen unkomplizierter, ein E-Book zu formatieren, als ein herkömmliches Buch für den Digitaldruck vorzubereiten; auch werden Druckdateien im PDF-Format vielfach als E-Book angeboten. In der Regel ist ein E-Book jedoch eine ins EPUB-Format (beziehungsweise bei Amazon .mobi /.azw) gewandelte einfache Textdatei, die sich je nach Reader den individuellen Lesebedürfnissen anpassen lässt. Viele Books-on-Demand-Dienstleister bieten ihren Kunden inzwischen Herstellung und Listung von E-Books in entsprechenden E-Book-Portalen (unter anderem neobooks oder BookRix ) und Onlinebuchhandlungen kostenlos oder gegen einen kleinen Betrag an. Vielfach wird dabei auf den Webseiten der Betreiber der Eindruck vermittelt, es sei nun kinderleicht, ein E-Book auf den Markt zu bringen: Schreiben, hochladen, den Rest erledigt der Dienstleister. Doch wer das glaubt, erlebt zumeist, dass danach wenig passiert, vor allem kein Verkauf.

Wie bei allen schnell wachsenden Publikationsmärkten gibt es zu den Angeboten weniger Großanbieter (Amazon, Deutsche Telekom, Thalia, Weltbild, Hugendubel, der Barsortimenter Libri und andere) zahlreiche kostenlose Ratgeber für Autoren, wie sie E-Books erstellen und vertreiben können, da die Anbieter eigene Lesegeräte (Reader, beispielsweise Kindle, Kobo, Tolino und andere), Transferleistungen via Internet sowie E-Books verkaufen wollen. Gleichwohl sollte allen Autoren bewusst sein, dass auch diese Publikationsmöglichkeiten letztlich nicht gratis sind und ohne PR-Engagement keine Kaufnachfrage generiert wird.

Ob das Gros der Privatbiografien und Familiengeschichten überhaupt für den Buchmarkt geeignet ist und sich der Marktkonkurrenz stellen sollte – auch in Wettbewerben, wie sie E-Book-und Books-on-Demand-Dienstleister anbieten –, sei dahingestellt. Lebens- und Familiengeschichten sind oft privat und auch intim; wer im Buchmarkt wenig Verkäufe und damit keinen Erfolg erzielt, kann schnell persönlich gekränkt sein. Besser scheint mir, die Edition eines Lebensbuchs in sorgfältiger Qualität – als Hardcover mit Farbabbildungen auf Bilderdruckpapier – für die Familie und deren Nachkommen zu edieren: ein würdiges Geschenk und Erbe für die Nachwelt.

Wir empfehlen als Book-on-Demand-Dienstleister: www.xlibri.de