Als ich heute im Briefkasten einen Umschlag mit schwarzem Trauerrahmen vorfand, auf den Absender schaute und den Brief im Gehen öffnete, kamen mir die Tränen. Anton Widmann war gestorben – ein Mann, mit dem ich weder verwandt noch enger befreundet war, an den ich aber gleichwohl immer gern denke, weil er in meinem Leben etwas Besonderes bedeutet.

Wir lernten uns 2007 im BNI Landsberg kennen, einem Business-Netzwerk, und von Anfang an faszinierte mich die Energie, der Witz und die Lebensfreude dieses Manns. Nach Abschluss seiner Präsentation zum Autohaus Widmann legte Anton Widmann damals spontan einen Breakdance aufs Parkett – mit Anzug und Krawatte -, den ihm wohl kaum jemand hätte nachmachen können. Er reagierte damit einfach auf eine Frage aus dem Publikum, was er gern in seiner Freizeit tue, wenn er nicht Geschäftsmann ist.

Wir kamen miteinander ins Gespräch, weil Anton Widmann einen ausgeprägten Familiensinn hatte und auch sein Autohaus in dieser Tradition des Familienunternehmens führte. Da interessierte ihn meine Arbeit als Biograph. Als ich im Frühjahr 2008 ein neues Auto brauchte, weil das alte nicht mehr reparaturwürdig war, kam Anton Widmann mir mit einem Angebot entgegen, das sein Vertrauen in mich signalisierte und auch eine freundschaftliche Handreichung war. Natürlich war er Geschäftsmann, Familienvater und Chef eines mittelständischen Unternehmens mit all seinen Verpflichtungen, aber er hatte auch einen Sinn für das Ungewöhnliche und Lebenskünstlerische. So verkaufte er mir einen augsezeichneten, zwei Jahre alten Peugeot 807 zu Konditionen, die ich wohl nirgendwo anders bekommen hätte: vergleichsweise kleine Anzahlung, zinslose Monatsraten und Anrechnung einer Familienbiographie, die ich für ihn verfassen sollte. Darüber schrieb ich damals einen würdigenden Artikel mit Foto.

Später sprachen wir immer wieder miteinander, wenn der Wagen im Autohaus Widmann zur Inspektion musste, doch ein Schatten trübte mehr und mehr: Anton Widmann hatte Krebs bekommen und zog sich zunehmend aus dem Geschäftsleben zurück, musste sich zurückziehen. Manchmal, wenn ich seine Tochter im Landsberger Autohaus traf oder sie in ihrem Büro im ersten Stock aufsuchte, ließ ich ihn von mir und meiner Familie grüßen, einmal telefonierten Anton Widmann und ich noch miteinander wegen einer organisatorischen Frage, doch dann war auch das vorbei.

Jetzt ist Anton Widmann tot, am 10. April gestorben. Ich trauere mit seiner Familie und Freunden, seinen Mitarbeitern und Kunden. Wir werden ihn nicht vergessen.