Die folgenden Sätze in Spiegel Online ließen mich schmunzeln: „Trotz dieser düsteren Vergangenheit gilt die JVA heute als relativ angenehme Haftanstalt. Vor allem Ersttäter sitzen in Landsberg ein, im Gefängnisportal ‚Knast.net‘ loben Insassen und Angehörige die ‚Vielzahl an interessanten Freizeitbetätigungen‘ sowie ‚eine der besten Knastküchen Deutschlands‘. “

Dem kann ich nur zustimmen – nicht als ehemaliger Insasse, sondern als Kursleiter für biographisches Schreiben. Im Jahr 2005 gab ich dort einen zehnwöchigen Kurs. Meine acht Teilnehmer – vom Allgäu-Bauern bis zum Münchner Wirtschaftsprofessor, der 30 Millionen Euro Anlagegelder veruntreut und in die Karibik geschippert hatte – kann ich nur loben und ihnen die besten Zeugnisse ausstellen: Niemals zuvor und auch danach habe ich in einem Schreibkurs so fleißige und engagierte Teilnehmer gehabt! Die Männer arbeiteten die Woche über an ihren Texten, als schrieben sie um ihr Leben – das tun sonst nur gute Autoren.

Zum Abschluss des Kurses organisierten meine Kursteilnehmer einen literarischen Abend mit Klavierbegleitung im Gemeinschaftssaal der JVA, wo sie ihre besten Texte vortrugen. Ich durfte als einer der wenigen externen Gäste dabei sein und war beeindruckt: Obwohl alle die gleiche blaue Knastkluft trugen, sahen „meine Männer“ geradezu ätherisch aus, feinsinnig im Vergleich zu so mancher Gestalt im Publikum.

Der für Weiterbildung im Knast zuständige Beamte beruhigte mich. Er sei ausgebildeter Volksschullehrer und habe mehrere Jahre als solcher gearbeitet, bis ihm der Schulhof zu brutal geworden sei und er sich lieber in die JVA Landsberg versetzen ließ. „Hier ist das Leben weit friedlicher und angenehmer“, sagte er.