Bergzabern in Flammen
Die Kriegsjahre 1939-1945
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Bei Ausbruch des Krieges sollte unser Abmarsch über den Rhein am 3. September erfolgen.
Aber am Sonntagnachmittag, den 3. September, gerieten in und bei Rechtenbach/Oberotterbach Soldaten auf Minen. Man sprach von über 40 Toten und Verwundeten. Man musste darum mit der Evakuierung sofort beginnen. An männlichem Personal waren noch bei uns vorhanden: Karch, Grünauer, Klein, Wendel und Volk. Männlein und Weiblein forderten von mir, den sofortigen Abmarsch zu genehmigen. Als ich Karch herbeiholen wollte, ergab sich, dass er mit seiner Familie schon verduftet war.

Wir bekamen einen Lastwagen zur Verfügung gestellt, und abends um zehn Uhr fuhr die Gesellschaft in die Nacht hinaus Richtung Ochsenfurt. Herr Landrat stellte mir am nächsten Nachmittag seinen Fahrer Weidler mit Auto zur Verfügung, und dieser brachte mich über Miltenberg, wo wir Akten untergebracht hatten, nach Ochsenfurt. Am nächsten Tag kamen wir abends gegen zehn Uhr in Bamberg an, und da trat uns Karch strahlend wieder entgegen. Er hatte sich mit Familie beim Sparkassendirektor eingenistet. Unsere Schalter konnten wir in einer Zweigstelle der Städtischen Sparkasse aufmachen, eine weitere Zahlstelle in Lichtenfels. Alsdann kehrte ich nach Klingenmünster zurück, um dort eine Zahlstelle für die Nichtevakuierten in den Dörfern aufzumachen, die dann am 5. Oktober unser Grünauer übernahm, während ich nach Bamberg fuhr, um unsere Rückkehr in die Pfalz vorzubereiten. Ich mietete Räume in Landau, Xylanderstr. 2 im zweiten Stock, und am 8. Dezember 1939 richteten wir uns hier ein. Karch und verschiedene Andere verblieben in Bamberg-Lichtenfels.

Im Sommer 1940, als die Bevölkerung in Bergzabern und Grenzorten wieder heimkam, kehrten auch wir nach Bergzabern zurück und behielten nur die Zahlstelle in Klingenmünster bei.

Der Betrieb verlief störungsfrei bis Mitte Dezember 1944. Nun kam die Front wieder nahe. Wir erhielten Weisung, wieder über den Rhein zu gehen, aber das wollte ich nicht mehr, zumal auch die Bevölkerung größtenteils gesonnen war, in der Pfalz zu bleiben. Außer mir und Karch waren nur noch Mädels im Dienst.

Am 16. Dezember 1944 heulten Granaten in der Stadt. Karch war wiederum nicht mehr zu finden. Natürlich bekamen es unsere Mädels nun auch wieder mit der Angst zu tun, und ich musste sie nach Klingenmünster wandern lassen. Die Straße nach Pleisweiler lag unter Beschuss, weshalb ich empfahl, über den Wald zu wandern.

Die »siegreich Frankreich geschlagen«, hatten sich nun
in Keller, Bunker usw. verkrochen!

Am 18. Dezember bekam ich einen Lastwagen zum Transport der Buchungsmaschine und benötigter Akten. Nachtragen muss ich, dass Herr Schimper, ein ehemaliger Bankangestellter, etwa 70 Jahre alt, uns noch aushalf. Dieser, seine Schwester, meine Frau und ich fanden auf dem Lastwagen noch Platz. Kaum saßen wir richtig auf dem Wagen, setzte verstärkte Beschießung ein, so dass meine Frau die Nerven verlor, ihren Schirm aufspannte und schimpfte, weil der Fahrer nach ihren Begriffen zu lange zögerte, um fortzufahren.

Ich hatte gehofft, bei Wirt Seibel im Frauenlob gut untergebracht zu sein. Karch hatte seine Frauen in Bamberg oder wo untergebracht und sich selbst bei der Vorbesitzerin des Frauenlobs einquartiert, die daselbst noch eine Wohnung im Seitenbau hatte. Herr Schimper mit Schwester fand im Dorf Unterkunft, und die Mädels mit Frau Stocker schliefen im Frauenlob auf Stroh, wie auch meine Frau. Der Lastwagenfahrer hatte bei uns eine gute, teure Geige, zwei Zittern und den Schirm meiner Frau mitgehen lassen, und niemand wusste, wie er hieß und wo er zu Hause war.

Karch war wohl mit unserer Ausweichstelle nicht einverstanden, denn er hatte mir in den zwei Tagen die Mädels ängstlich gemacht, dass zu uns hereingeschossen werden könnte. Unseres Bleibens war auch hier nur wenige Tage, dann jagten uns die Truppen hinaus, weil ihr Verbandplatz im Dorf infolge Beschuss unhaltbar geworden und sie ihn nun im Frauenlob aufschlugen.

Wir wichen weiter ins Tal hinein in die Wirtschaft Bus. Dort erschien Girozentraldirektor Stähler mit besorgter Mine und empfahl, doch dem Befehl nachzukommen und über den Rhein zu gehen, was ich ablehnte. Weil Frau Stocker, meine Frau und einige unserer Mädels dem Koch im Frauenlob durch Kartoffelschälen, Gemüseputzen usw. halfen, bekam die ganze Gesellschaft Essen von ihm. Ich war wieder nicht in Klingelmünster geblieben, sondern hielt die Sparkasse in Bergzabern offen.

Die Front war wieder zurückgedrängt worden. Am 5. Januar 1945 war meine Frau wieder bei mir in Bergzabern, so dass ich nimmer bei Landrat Jacobus und seinen Leuten im Erholungsheim um Essen »fechten« musste.

Im März wurde es wieder ungemütlicher, so dass wir für die Nacht den Keller als Schlafstelle benutzen, nachdem einmal eine Granate im Nachbarhaus Hiller im Laden explodiert war. In den Schalterräumen der Kasse hatte ich in dieser Zeit auch eine Feldpost eingerichtet, die aber bald wieder abrückte.

Am 21. März 1945 lag starker Artilleriebeschuss auf Bergzabern. Da erschienen zwei junge Burschen bei mir und fragten nach Wein. Ich konnte ihnen zwei Flaschen Wein mitgeben und brachte den Rat vor, doch schleunigst über den Rhein zu verschwinden. Aber da hieß es: nicht eher, als bis die letzte Granate verschossen ist! Sie bedienten einen Granatwerfer und wechselten ständig die Stellung. Während sie morgens in der Nähe des Deutschhofes aufgefahren waren, sollte sie am 22. Abend sogar im Wingertsberg gewesen sein, bis nachts gegen zwölf Uhr.

Ab Abend des 21. März hatte das feindliche Feuer einmal nachgelassen, und da entschloss sich meine Frau, nach Frau und Kind meines Sohnes Ernst auf dem Berg sehen zu wollen. Sie war aber noch nicht in die Nähe von deren Wohnung gelangt, als ein reines Trommelfeuer niederprasselte. Nach einer Stunde erschien sie wieder heulend und mit geschwollnen Handgelenken. Sie war über Trümmer gefallen und hatte sich mit einer anderen ihr unbekannten Frau hinter einer Hauswand niedergelassen, bis der Granatsegen etwas nachgelassen hatte.
Wo einen Arzt finden?

Die »siegreich Frankreich geschlagen«, hatten sich nun in Keller, Bunker usw. verkrochen! Ich hege die Vermutung, dass Nichtnazis damals besser an Sperre und Beobachtungsposten aushielten als Nationalsozialisten – von Ausnahmen abgesehen.
Der Beschuss hielt an, darum bekam das Handgelenk, das wir nur für verstaucht hielten, einen feuchten Verband.

Nun hörte man nur noch Knistern des Feuers
und sah keine Seele auf der Straße.

Am folgenden Mittag gegen ein Uhr gab es Fliegergebrumm. Meine Frau war kaum unten im Büro eingetroffen, als oben ein Krach zu hören war. Es stellte sich dann heraus, dass eine Bombe das Dach durchschlagen, das Bad in der Wohnung des zweiten Stockes zerstört, die Speichertreppe weggerissen, sowie das Bad in unserer Wohnung stark beschädigt hatte – die Badewanne stand mit einem Sprung quer. Beim Hinausblicken auf die Straße gewahrte ich, dass das zweite Haus (von Dillmann) neben der Sparkasse in Brand geraten war. Auch über den Dächern gegen die Neugasse gewahrte man Rauch. Ich rannte zum Stadthaus, um Löschmannschaften anzufordern, aber da war niemand zu sehen. Bei der Rückkunft sah ich unten beim Seebach’schen Haus (heute Klippel) den Schreiber Kamm mit vier Franzosen eine Spritze bringen. Kamm öffnete einen Hydranten, schloss einen Schlauch an und verschwand.

Ein Franzose erklomm nach einigem Spritzen das Dillmann’sche Haus, um dem Brandherd näher zu kommen, aber der Strahl reichte nicht bis zum Ende des Brandherdes, so dass unsere ganze Mühe (ich hatte mich zu den drei pumpenden Franzosen gesellt) von Mittag bis abends acht Uhr vergeblich war. Um diese Zeit erschien Kamm wieder und transportierte die Pumpe mit den Franzosen in die Neugasse, weil »Wassermangel« eingetreten sei.

Ich erbat von Kamm Einreißhaken, aber angeblich wusste er nicht, wo solche zu finden seien. Er sprach auch von einem Brand an einer Ölmühle (wenn ich recht verstanden habe), um den er sich kümmern müsse. Warum waren andere Brände gefährlicher als der Dillmann’sche? Weil der Egoismus triumphierte! Mehr sagen, ist sinnlos!

Bald griff nun der Brand auf das Hiller’sche Haus neben der Sparkasse über. Der Pächter des Hauses, Bäcker Michael, erschien mit einem Leiterwagen, gezogen von Rottmann, ein oder zwei Frauen und gedrückt von den vier Franzosen. Sie beluden den Wagen mit Mehl und verschwanden damit, wie sie gekommen waren.

Nun hörte man nur noch Knistern des Feuers und sah keine Seele auf der Straße. Ich wanderte unten bei Seebach in die Kettengasse ein und traf dort einen Mann, den ich bat, mir behilflich sein zu wollen, wenigstens etwas Hausrat zu retten. Er lehnte ab, weil er selber noch räumen müsse. Ich kannte ihn nicht.

Wieder stand ich vor der Sparkasse, denn ich war so müde von dem ungewohnten anhaltenden Pumpen, dass ich alleine keine Möbel mehr schleppen konnte. Da stand plötzlich Apotheker Renn neben mir. Er hatte während des Tages in seinem Bunker gesessen. Schon nach ein paar Worten, die wir gewechselt, sahen wir es unter den Ziegeln des Hauses Duttlinger rot aufglühen. Renn eilte in den Weinkeller von Julius Kimmel, wo wir Familie Duttlinger vermuteten, und brachten auch gleich darauf Erna Duttlinger mit Julius Kammle herbei, der eine kleine Handspritze mit hatte, um das Feuer des Gebälks zu löschen, was sich aber als unmöglich herausstellte. Schneider Füß, der im Diehlschen Haus wohnte, erschien, und Renn gelang es nachts, das Diehl’sche Haus zu retten, während das Kuhr’sche Haus auch den Flammen zum Opfer fiel.

Gegen zehn Uhr wurde mir klar, dass wir die Nacht nicht in der Sparkasse zubringen könnten, wenn nicht Hilfe zu finden wäre. Ich räumte vorhandenes Geld in Höhe von RM 232.000 in einen Karton, der nicht auffiel, nahm das Kassenbuch hinzu und verbrachte dieses mit meiner Frau in dem Krankenhauskeller, wo sich etliche Menschen eingerichtet hatten. Tüncher Russy sollte das Geld unter seinem Bett verstauen.

Beim Rückweg begegnete ich im Durchgang zwischen Krankenhaushinterhof und Schlosshof dem Volkssturmkommandanten Wittmar, den ich bat, mir einige Volkssturmmänner mitzugeben, um eine Leiter zum Sparkassenspeicher aufzustellen und so einen aufkommenden Brand vom Nachbargebäude her niederhalten zu können. Er verwies mich an den Finanzamtsboten Stegmann, der stellvertretender Bürgermeister geworden sein sollte und der mir im Schlosshof auch in die Hände lief. Aber dieser lehnte meinen Wunsch mit dem Hinweis ab, dass er noch Verwundete vom Kurhaus Eich hereinholen lassen müsste.

Ich kehrte zur Sparkasse zurück und sah, dass die Wand an Karchs Zimmer inzwischen durch eine Granate aufgerissen worden war. Auch vorn im Garten neben Borns Wohnung klaffte ein Granattrichter. Später hörte ich von Dr. Erhard Horn, dass auch in seiner Wohnung eine Granate eingeschlagen und den Gang im ersten Stock aufgerissen hatte, so dass er in der Dunkelheit hindurch ins Erdgeschoss gefallen sei.

Die Sparkasse brannte. Überall Flammen.

Bei der zweiten Begegnung mit Stegmann hieß es, er hätte Wichart beauftragt, mit mir zu kommen unter Zuhilfenahme weiterer Volkssturmmänner, um beim Hiller’schen Anwesen das Gebälk einzureißen. Weil ich Wichert und seine Männer nicht fand, kehrte ich wiederum zur Sparkasse zurück und sah auch dort niemanden. Beim Versuch, unter der Treppe hindurch in die Sparkasse zu gelangen, riss sich meine Schäferhündin Brenda, die ich an einen starken Kette mitführte, mit der größten Gewalt los und rannte davon. Dabei öffnete sich das schwere Tor von alleine, was mir heute noch unbegreiflich erscheint, und verschwand.

Bei der dritten Vorsprechung bei Stegmann bekannte er seine Ohnmacht: Der Feuerwehrkommandant Fritz Rodrian sitze in irgendeinem Bunker, aber unbekannt, wo. Im Haus lägen Verwundete ohne Behandlung, teilweise vom Tag zuvor. Einer sei schon gestorben. Auf meine Frage: Warum sich der Ortsgruppenleiter Dr. Joachim nicht der Verwundeten annähme, wenn kein Militärarzt da sei, hieß es: Der sitze auch in einem Bunker, und Stegmann habe kein Auto, um ihn holen zu lassen. Die Erbärmlichkeit triumphierte.
Im Schlosshof stieß ich nun auf Wichert, aber er weigerte sich, mit einigen Leuten mitzukommen, denn er müsse ausgerechnet jetzt sein Vieh in Sicherheit bringen! »Die Fahnen nieder!«

Es mag zwischen zwölf und ein Uhr gewesen sein – ich hatte keine Uhr bei mir, da war ich nochmals im Hof der Sparkasse. Brennende Sperren vom Hiller’schen Haus lagen nun auf der Außentreppe zu unserer Wohnung. Darum benützte ich das Loch in der Mauer zum Karch’schen Zimmer, um in die Büroräume zu gelangen. Im Hausgang kam ich dann auch wohl etwas die Treppe hoch, und musste dann doch der aufkommenden Hitze weichen.
Ich gab auf.

Als ich auf dem Wege zum Krankenhauskeller war, den ich nun aufsuchen wollte, sprang plötzlich im Durchgang vom Schlosshof in den Krankenhaushinterhof neben mir eine Tür auf und meine Branda rannte mich fast um. In der offenen Tür erschien Notariatsinspektor Wendel. Ich trat näher und sah im Zimmer Betten, übereinander getürmt, und darin lagen Volkssturmmänner. Ich konnte nicht sprechen, keine Frage stellen, sondern ging an Wendel vorbei und setzte mich auf einen leeren Stuhl am Ofen. Auch den alten Seibel sah ich nun im Raum sitzen, und irgendwer sagte in die Stille: »Der Feind steht bei Eich und fühlt in die Stadt vor.«

War es eins oder zwei Uhr, da sagte Wendel: »Ihr Männer, ich glaube, es ist Zeit, dass ihr euch davon macht, ehe es zu spät ist!« Im Nu waren alle aus den Betten und grußlos verschwunden.

Eine halbe Stunde später etwa steckte Herman Pfeiffer, Adjutant des Wittmar, den Kopf zur Tür herein.
Wendel: »Ich hab den Leuten gesagt, sie sollen heimgehen; ’s wird recht sein!«
Kopfnicken von Pfeiffer, und die Tür schloss sich wieder.

Morgens gegen 5 ½ Uhr brachen auch Wendel, Seibert und ich auf. Ich holte meine Frau aus dem Krankenhaus (Russy musste das Geld noch unter seinem Bett verwahrt halten), und wir wanderten zur Sparkasse. Unterwegs mussten wir einmal stillhalten, weil die Amerikaner mit Volkssturmmännern raschen Schritten hinter uns kamen. Es waren u.a. Wittmar und Pfeiffer. Weiß der Teufel: Da riss der Trotz und die Bitternis des Verlorenseins mir den Arm hoch, und so marschierten sie an uns vorbei.

Die Sparkasse brannte. Überall Flammen. Mit einem Eimer Wasser, gefüllt am Bassin im Hof – an dem oft verlachten – begab ich mich durch das Loch im Karch’schen Zimmer in den Schalterraum, das weitere Zimmer in dem Hausgang, wo brennende Balken lagen, schüttete das Wasser darüber und schloss die vom Hauseingang ins Büro führende mit Eisenblech beschlagene Tür, um so dem Eindringen des Feuers vom hier aus zu wehren. Kaum war ich im Schalterraum zurück, brach hinter mir die Decke herab.
Nun galt meine Sorge der Rettung der Möbel in diesem Schalterraum, die wir von den brennenden Schaltern wegrückten. Meine Frau füllte am Bassin im Hof die Eimer mit Wasser und ich suchte damit die Schalter zu löschen.

Schon gegen sechs Uhr sprangen drei Amerikaner durch das Fenster über die brennenden Schalter in dem Raum und forderten, in den Tresor geführt zu werden. Ich öffnete etwas schadenfroh, denn Geld war ja nicht mehr zu klauen und dachte in diesem Moment nicht an die Pistolen und sechs Trommelrevolver, die darin lagen. Die ersten wurden sofort genommen, die Revolver unbeachtet liegen gelassen, und geradezu tänzelnd verließen uns die Burschen.

Gegen neun Uhr erschien Metzger Hüther und verkündete, dass in der Bachgasse Löschzüge auffahren würden, um uns zu helfen. Mayer Georg, der Onkel meiner Schwiegertochter, war unter der Löschmannschaft. Er wollte noch in das Schlafzimmer meiner Tochter einsteigen, um deren Möbel zu retten, aber in Erinnerung an den Deckeneinsturz im Hinterteil der Büros ließ ich es nicht zu. (Wir hatten 1936 in den Büroräumen eine Blinddecke einziehen lassen, um die Höhe der Räume zu vermindern, und diese hinderte uns nun, zu sehen, wie weit der Brand darunter schon fortgeschritten war.)

Ab zwölf Uhr nachmittags wurden alle Menschen von der Straße gejagt, so dass meine Frau mit gebrochenem Handgelenk und ich wieder alleine löschen mussten. Am nächsten Nachmittag wurde von den Amerikanern die Erlaubnis erteilt, dass die Löschwilligen uns helfen durften.

Karch und die Mädels mit der alten Frau Stocker verbrachten die Nacht vom 22. auf den 23. März nicht in ihren Schlafräumen, sondern in einem Schützengraben, und das war für die Frauen Glück, denn eine Granate schlug in dieser Nacht in ihren Schlafraum bei Bus. Bevor die Amerikaner kamen, konnten sie ihre gefährliche Unterkunft, die doch auch der Schützengraben war, verlassen und kamen heil davon.
Am 19. März 1945 erreichte ich nach längeren nächtlichen Debatten, dass der Volkssturmkommandant Witmar und sein Fahrer, Metzger Kurt Heintz, mich im beschlagnahmten Sparkassenauto mit nach Landau nahmen, wo ich bei der Reichsbank Wertpapiere ablieferte und Geld holen wollte, trotz Sonntag. Kollegen der Sparkasse Landau halfen mir mit RM 200.000 und übernahmen die Ablieferung der Wertpapiere. Aber der Volkssturmkommandant verweigerte mir die Rückfahrt mit ihm. So musste ich den Rückmarsch mit dem Rucksack auf dem Buckel zu Fuß antreten, obwohl gerade an diesem Tage die Jabos ununterbrochen umherfegten. Fuhrmann Fischer und sein Pferd wurden von ihnen auf der Straße nach Klingenmünster erschossen. Von Landwirtschaftsrat Rothgang, der auch bei Klingenmünster unterwegs war, fand man nur noch Auto und Personalausweis. Sobald ich sie in meine Richtung kommen sah, suchte ich jeweils Schutz am Rech und möglichst unter Bäumen.

Am 22. März fiel ein Sohn von Schumacher Füß in der Marktstraße einem Granatsplitter zum Opfer. Die Amerikaner lasen ihn am nächsten Tag mit den gefallenen Soldaten auf und verbrachten ihn an einen unbekannten Ort. Sollte vorher kein einziger Bergzaberner an dem Toten vorbeigegangen sein? Ich glaube es nicht!