Ein erschütterndes Buch! Seitdem es Kriege gibt, sind die Berichte darüber furchtbar und das Leid der Menschen unermesslich. Doch was Oberstleutnant a D. Andreas Timmermann-Levanas und seine Co-Autorin Andrea Richter aufdecken, ist vermutlich vielen Menschen in unserem Land gar nicht bewusst – wie verlogen und verantwortungslos die deutsche Politik mit ihren Veteranen und deren Familien umgeht.

In den letzten Jahren lernte ich einige ehemalige Berufssoldaten der Bundeswehr kennen, die um das 50.-55. Lebensjahr herum fröhlich und pumperlgesund aus dem Dienst geschieden waren und fortan mit Abfindung und guter Rente ein wirtschaftlich sorgloses Leben „in der 2. Lebenshälfte“ auf Staatskosten führten. Manche bauten sich ein kleines Unternehmen auf, andere vertrieben ihre Zeit auf Auslandsreisen oder im Fitness-Studio unter netten Menschen. Da lohnt sich der „Dienst an der Waffe“, dachte ich mir, so wie er ja auch in Hochglanz-Medien unseren jungen Leuten nahegebracht wird.

Gleichwohl gibt es vermutlich kaum einen Bereich unseres öffentlichen Lebens, in dem mit Hilfe der Sprache und der Medien derart kaschiert und gelogen wird, wie im Bereich der Bundeswehr und der Lebenswirklichkeit ihrer Soldaten im Ausland. Wie lange hat es gedauert, bis seitens der Politiker öffentlich zugegeben worden ist, dass unsere Soldaten nicht nur in einen „Auslandseinsatz“ ziehen, als handele es sich um eine harmlose, humanitär motivierte Auslandsreise im CVJM-Stil, sondern in den Krieg mit zahlreichen Toten und noch viel mehr Verletzten! Dass Bundespräsident Köhler zurücktreten musste, weil er nichts weiter als die Wahrheit über den wirtschaftlich motivierten Afghanistan-Krieg sagte, passt in diese Politstrategie der Lüge.

Wie ist das möglich? Wir leben immer noch in einer sehr oberflächlichen, weitgehend visuell geprägten Gesellschaft. Was wir nicht mit Augen sehen, scheint kaum zu existieren. Geistige und seelische Krankheiten, wie die PTBS – die posttraumatische Belastungsstörung, deren Opfer Tausende von Soldaten geworden sind, unter ihnen der ehemalige Pressesprecher der ISAF-Mission in Afghanistan, Oberstleutnant a. D. Andreas Timmermann-Levanas – scheinen leicht zu verdrängen zu sein. Man sieht ihre Folgen nicht auf den ersten Blick, wie ein abgerissenes Bein oder die anderen körperlichen Kriegsschäden, wie wir sie von den Veteranen anderer Länder kennen, die im Rollstuhl sitzend oder auf Krücken humpelnd ein erbärmliches Bild abgeben. Doch jetzt kommen diese an Leib und vor allem Seele beschädigten Menschen auch zu uns und in unsere Familien.

Aus der Verlagsinformation: Deutsche Soldaten kämpfen und sterben im Krieg in Afghanistan. Die Gefallenen werden mit militärischen Ehren in der Heimat beerdigt. Über 40 deutsche Soldaten sind gefallen, Zehntausende sind traumatisiert. Alltag in Deutschland. Erst jetzt werden die Mängel an Ausbildung und Ausrüstung der Truppe diskutiert, die politische und die militärische Führung versuchen noch immer, die Gefahren und Konsequenzen zu verharmlosen. Für Tausende von Soldaten geht der Kampf nach ihrer Rückkehr weiter: Sie werden mit ihren Erlebnissen, mit ihren physischen und psychischen Verwundungen und Verletzungen alleingelassen. Eine rechtmäßige Unterstützung müssen sie oft vor Gericht erstreiten. „Die reden – Wir sterben“: Diese traurige Bilanz zieht der langjährige Berufssoldat und Oberstleutnant a. D. Andreas Timmermann-Levanas aus über 20 Jahren Berufserfahrung. Er schildert erschütternde Erlebnisse und kritisiert grundsätzliche Probleme der Einsatzarmee. Das Buch zeigt, was sich ändern muss, um die Soldaten nicht weiter kaputt zu machen.

Weitere Informationen finden Sie auch hier:

http://www.die-reden-wir-sterben.de/

http://www.bund-deutscher-veteranen.de