Schade, dass ich erst heute früh davon erfahren habe, dass Arte morgen, 17.4.2011, um 16.30 Uhr ein Filmportrait über den Primatenforscher Volker Sommer zeigt, sonst hätte ich es Ihnen gern eher angekündigt. Gut, dass es am 23.04.2011 um 6:45 Uhr bei Arte wiederholt wird. Volker Sommer und ich gingen zwar nicht in dieselbe Schule, sind aber seit der Schulzeit miteinander befreundet.

Zusammen mit unserem Freund Lothar Dithmar, der uns in Kassel im Gemeinderaum der Emmauskirche am Brasselsberg zusammengeführt hat, brachten wir gemeinsam als Studenten ein Büchlein mit Gedichten heraus. Die meisten stammten von Volker, vier Jahre älter als wir, sowie 6 Gedichte von Lothar. Lothar Dithmar lieferte zudem das Schriftbild des Buchs und ich die Zeichnungen (mit 3 eigenen Gedichten). Dieses ambitionierte Werk fehlt  in unseren offiziellen Publikationslisten, wie wir sie später als Wissenschaftler und Publizisten erarbeitet haben – aus gutem Grund, und auch ich will über dieses Büchlein aus dem Jahr 1982 keine weiteren Worte verlieren, obwohl es in seinem jugendlichen Streben durchaus liebenswerten Charakter hat und hin und wieder bei Ebay auftaucht 😉 . Auch in amerikanischen Antiquariaten sah ich es schon im Internet verzeichnet…

Später nannten wir Volker „Affendoc“ und er mich „Sophendoc“ (wegen meiner Arbeiten zur anthroposophischen Malerei). Zu meiner Anthologie Was ist der Mensch…? (1989) schrieb er das Vorwort. Volker Sommers Forschungen und Publikationen waren für mich immer anregend und bewundernswert. Ich freue mich, dass er und sein Werk jetzt in einem ersten längeren biographischen Filmportrait gewürdigt werden.

Aus der Senderinformation: Professor Volker Sommer ist einer der bekanntesten und angesehnsten Primatenforscher unserer Zeit. Als regelmäßiger Gast in Talkshows sorgt er immer wieder für Aufsehen mit provozierenden Thesen: „Es ist wissenschaftlich unhaltbar, überhaupt zwischen Menschen und Menschenaffen zu unterscheiden.“ Der Forscher, der sein Leben den wildlebenden Primaten widmet, fordert Personenrechte für Menschenaffen.

Der 1954 im nordhessischen Holzhausen am Reinhardswald geborene Forscher hat am renommierten University College in London den Lehrstuhl für Evolutionäre Anthropologie inne. Über 100 wissenschaftliche Fachpublikationen und zahlreiche populärwissenschaftliche Bücher zählen zu den Ergebnissen seiner jahrzehntelangen Freilandforschung. In Indien, Thailand und Nigeria beobachtet und analysiert Volker Sommer das Sozialverhalten wilder Primaten, Affen und Menschenaffen.

Der Film begleitet den Primatenforscher in eine der letzten großen Wildnisse Westafrikas: den Bergurwald Nigerias, wo Sommer eine neu entdeckte, seltene Schimpansenunterart erforscht und dabei vom Wissenschaftler auch zu einer Art Ökokrieger wurde: Vor zehn Jahren begann der Anthropologe, sich aktiv für die Einrichtung des Gashaka Gumti Nationalparks als Naturschutzgebiet einzusetzen, um den vom Aussterben bedrohten Nigerianischen Schimpansen wenigstens ein letztes Refugium zu bieten.

Aufgrund der uns Menschen verblüffend ähnlichen Intelligenz und Leidensfähigkeit von Menschenaffen wendet sich Sommer nicht nur gegen medizinische Versuche, Menschenaffen sollte außerdem der Status von „Personen“ zugesprochen werden. Eine solche Gleichberechtigung vor dem Gesetz würde ihnen ein Recht auf Leben und Freiheit von Folter zusprechen. Sommer kombiniert streng-wissenschaftliche Forschung mit anspruchsvollen ethischen Überlegungen, die im besten Sinne aufklärerisch sind. Beispielsweise weist er gleichgeschlechtliches Sexualverhalten im Tierreich nach und entkräftet das Argument, dass Homosexualität „wider die Natur“ sei.

Volker Sommer ist nicht nur eine äußerst facettenreiche Persönlichkeit, er hat im Laufe seines Lebens auch ganz unterschiedliche Begabungen verwirklicht: Neben seinen wissenschaftlichen Veröffentlichungen hat er auch poetische Arbeiten publiziert, und Volker Sommer ist außerdem ein Tangotänzer und auch -musiker.

Das Porträt zeichnet das Bild eines radikalen Forschers, der aus religiösen Ursprüngen heraus zum Aufklärer geworden ist. Eines Denkers, der auch aus ethischer Verantwortung aktiv mit der Öffentlichkeit kommuniziert. Eines Naturschützers – und eines Philosophen, der dazu einlädt, das Leben in all seinen Erscheinungsformen zu respektieren und als ein Fest der Vielheit zu bejahen.