»Du gehst von dieser Welt, aber du kommst in eine andere.«
Die Jahre der Trennungen – Adis Tod 1998

In Adelsried klagte Adi ständig: »Ich habe meine Heimat verloren.« Das Zusammenleben war noch schlimmer als in all den Jahrzehnten zuvor. Ich war immer noch sterbenskrank und befürchtete, zurück ins Krankenhaus zu müssen. Monatelang hatte ich in der Klinik gelegen, mein Mann und meine Kinder besuchten mich so gut wie überhaupt nicht. »Ich hoffe, du verreckst endlich und kommst nie wieder!« – diese Worte musste ich mit 72 Jahren – jedenfalls teilweise – wieder einmal wahr machen. Ich ging und sagte zu Adi: »Ich gehe, aber ich verlasse dich nicht.« Dies war der zweite Rausschmiss, der mich bis heute schmerzt.

Von Adelsried nach Wörishofen zu ziehen, war das Schlimmste meines Lebens. Als der Möbelwagen vor der Tür stand, schwebte ich förmlich neben mir selbst wie eine Sterbende. Selbst noch, als mich Adi aufforderte, mit ihm zur Vermieterin zu gehen und ihr zu erklären, warum ich auszöge, schonte ich ihn. Statt ihr zu sagen, dass ich ihn verließe, weil er mir ins Gesicht geschrieen habe, ich solle endlich verrecken, faselte ich nur etwas von »wir verstehen uns nicht mehr«.

Doch als ich bereits abends in meiner neuen Wohnung in Wörishofen eingezogen war, rief Adi mich schon wieder an und sagte: »Mutti, bist du gut angekommen? Wie geht es dir?« Ich hatte es wirklich mit einem kranken Menschen zu tun.
Er weinte, ich weinte auch – fürchterlich. Ich sagte nur: »Ja, ich bin gut angekommen und ich lasse wieder von mir hören.«

Aber er konnte es nicht erwarten und rief gleich am nächsten Tag wieder an. Er rief laufend an. Wir trafen uns mindestens einmal in der Woche, entweder in Augsburg, oder Adi besuchte mich in Wörishofen. Wenn er abends wieder nach Hause fahren musste, weinte er oft. Ich weiß nicht, warum, aber in solchen Momenten war ich unglaublich stark, mich berührten seine Tränen nicht mehr. Vielmehr wunderte mich, dass er überhaupt nicht mehr von Selbstmord sprach. Wie oft hätte er Gelegenheit gehabt, unterwegs gegen einen Baum zu fahren, oder sich sonst wo zu erhängen.

Wir waren getrennt, und diese Trennung war für mich fürchterlich.
Weil Adi die Wohnung in Adelsried allein zu groß und zu teuer war, suchten ihm die Kinder eine nette kleine Wohnung in Gersthofen. Da fehlte am Anfang natürlich dies und das, Gardinen mussten aufgehängt werden usw. Das habe ich für ihn auch gemacht, doch ich fühlte mich diesmal völlig fremd, schon als ich in die Wohnung kam. Ich hatte ihm ja all das schöne Mobiliar gelassen und nur das mitgenommen, was ich selbst gekauft und bezahlt hatte, nicht das, was wir zusammen angeschafft hatten. Daher hatte ich ihm eine sehr schöne Wohnung hinterlassen. Trotzdem war sie mir fremd.

Wir trafen uns zumeist in Augsburg. Wenn Adi zum Arzt musste, habe ich ihn zum Arzt gebracht und wieder heimgeführt. Adi war wirklich sehr krank, und ich habe ihn nie allein gelassen, bis er wieder in seinen vier Wänden war.

Die Kinder wollten nicht, dass ich ihn mit nach Wörishofen nahm, aber selbst wollten sie ihn auch nicht pflegen, als es ihm schlechter ging. So schoben sie ihren Vater ins Pflegeheim ab, da war er gut aufgeräumt. Sie konnten es nicht dulden, dass er noch einige Zeit bei mir lebte. Gesprochen hat mit mir ja niemand in der Familie, sie sagten mir auch nicht, was sie vorhatten, bis Adi eines Tages anrief und sagte, er sei nach Batzenhofen ins Pflegeheim gebracht worden.

Ich fuhr sofort zu ihm und besuchte ihn fortan regelmäßig. Auch hier waren die Schwestern mir gegenüber sehr kurz angebunden, wenn ich sie grüßte. Ich bedankte mich bei der Oberschwester, dass es meinem Mann hier gefiel und dass es ihm gut ging. Da sagte sie zu mir in einem bösen, scharfen Ton: »Ja, irgendwo wird er wohl bleiben müssen, irgendwo braucht er doch einen Platz!«

Ich war sprachlos. Als ich das nächste Mal ins Heim kam, war ich diejenige, die kurz angebunden war. Ich ging ins Büro und stellte ein für alle Mal klar: »Sie haben mich jetzt schon zweimal sehr ungezogen angesprochen! Ich muss Ihnen jetzt einmal die Wahrheit sagen: Sie sind nur mit Lügen informiert worden. Mein Mann hatte ein wunderschönes Leben mit mir und bei mir. Er hatte Wohnungen wie in einem Schloss, doch das war ihm nicht genug. Er brauchte dauernd andere Frauen. Das hat mich krank gemacht.«

Ich erzählte der Schwester einiges, da sagte sie auf einmal zu mir: »Jetzt glaube ich Ihnen, er ist uns auch schon unverschämt gekommen und wir haben hier einige Male ziemlichen Streit gehabt.«
»Sicher wegen Kleinigkeiten«, sagte ich. »Sehen Sie, das habe ich mein ganzes Leben aushalten müssen.«
»Aber Ihr Sohn…?« fragte sie.
»Ja, mein Sohn lebt genauso wie meine Tochter nur mit Lügen. Mein Mann hat die Kinder und alle Menschen in seinem Umfeld auf seine Seite gezogen und allen erzählt, dass das, was er gemacht hat, angeblich ich getan hätte. Somit haben mich alle verachtet und weggeschmissen! Aber man sollte im Leben wirklich nicht nur eine, sondern auch die zweite Seite hören.

Die Oberschwester entschuldigte sich bei mir für ihr Auftreten: »Frau Kempf, das habe ich ja alles nicht gewusst! Das ist ja das Schlimme bei den Menschen, die nur mit Lügen leben und nicht die Wahrheit hören wollen.«
Ich sprach schon manche Menschen persönlich darauf an, warum sie mich nicht mehr grüßen, aber sie wollten die Wahrheit überhaupt nicht hören, weil mein Mann alles so glaubhaft erzählt hatte mit Tränen in den Augen, wie er es seit 50 Jahren bei mir und anderen gemacht hatte. Schon immer zog er mit dieser Masche das Mitleid auf seine Seite. Von da an war das Verhältnis mit den Schwestern besser und sie grüßten mich freundlich, wenn ich das Haus betrat.
Bernhard und Christine räumten Adis Wohnung in Adelsried leer und behielten wieder das gesamte Mobiliar für sich, ohne mir etwas davon anzubieten, schließlich brauchte Adi im Altersheim ja nichts mehr. Als ich meine Wünsche auf das Sofa anmeldete, weil ich selbst derzeit keines hatte, schrieb mir Bernhard einen unverschämten Brief, dass ich keinerlei Anspruch auf dieses Sofa habe. Erst nach einigem Zureden brachte er mir schließlich auf einem Anhänger das Sofa nach Wörishofen und warf mir bei dieser Gelegenheit den ganzen Krempel, den sie nicht gebrauchen konnten, in den Flur. Von meinem Kuchen, den ich extra für seine Freundin Ingrid und ihn gebacken hatte, nahm er nichts, ebenso nichts von meinem Wurstsalat, den er früher immer so gern gegessen hatte.

Als Bernhard durch einen Bekannten hörte, dass Adi und ich Arm in Arm in Augsburg gesehen wurden, schrie er wutentbrannt seinen Vater, meinen Mann, an: »Was soll das? Was fällt dir ein, dich mit der zu treffen und Arm in Arm mit der zu gehen?« 
Adi ging danach mit mir nur noch dort essen, wo er meinte, dass ihn niemand aus seinem oder unseren Bekanntenkreis sehen würde – also in die billigen Restaurants am Bahnhof.

Mein Sohn Bernhard ist schuld, dass ich Adi in seiner Todesstunde nicht begleiten konnte. Er sollte an einem Donnerstag ein Korsett bekommen. Wir hatten uns um 16 Uhr in Augsburg verabredet, Adi kam aber nicht zum verabredeten Treffpunkt. Ich wartete eine Stunde, doch Adi kam nicht. Ich rief zu Hause an, er meldete sich auch nicht. Also rief ich Bernhard an, auch wenn ich wusste, dass er sich mir gegenüber wieder unmöglich benehmen würde. Wenn wir überhaupt noch Kontakt miteinander hatten, war er immer höchst ärgerlich. Adi und Bernhard hatten mich ja nicht nur aus dem Haus, sondern auch aus ihrem Leben geschmissen. Deshalb kostete es mich einigen Mut und Überwindung, Bernhard anzurufen.

Als ich meinen Sohn am Telefon hatte, sagte er in seinem gewohnt barschen Ton: »Was geht dich das an? Das geht dich doch gar nichts an!«
Da habe ich gesagt: »Sag mir bitte sofort, wo der Vater ist!«
Mein Sohn darauf: »Das geht dich überhaupt nichts an.«
»Wieso geht mich das nichts an? Adi und ich haben uns um vier Uhr am Autohaus verabredet und er ist nicht gekommen. Also frage ich, wo ist mein Mann?«
»Ja, der ist im Krankenhaus«, kam die freche Antwort.
»Was heißt, im Krankenhaus? Welches Krankenhaus?«
Bernhard schimpfte nur und redete frech. Endlich bekam ich als Antwort: »Im Klinikum«.

Ich legte auf, hielt ein Taxi an und fuhr sofort zum Klinikum. Bernhard war natürlich auch sofort hingefahren und wir trafen uns in Aufzug. Fast wäre ich vor Schreck umgekippt, als sich die Tür öffnete und Bernhard im Fahrstuhl stand. Im ersten Moment dachte ich, der frisst mich. Ich hatte unheimliche Angst, bis wir im 9. Stock waren und ich hinter ihm herlief, weil Bernhard ja wusste, in welchem Zimmer mein Mann lag.

Adi lag auf der Intensivstation, Bernhard warf mir einen Kittel vor die Füße, den musste ich überziehen, dann durften wir zusammen zum Vater gehen.
Ich sagte: »Ja Vati, was ist passiert? Wie kommst du denn hier her?«
Er guckte nur Bernhard an und sagte keine Silbe. Es lag noch ein weiterer Mann im Zimmer, der von seiner Frau besucht wurde. Und wieder sagte Bernhard nur zu mir: »Was geht dich das eigentlich an?«
Ich fuhr ihn an »Bernhard, sei so gut und halte deinen bösen Mund!«

Ich wollte die Hand meines Mannes nehmen, da zog Adi seine Hand weg. Was ist das denn für eine böse Schmierenkomödie? dachte ich. Zu Bernhard gewendet sagte ich, denn jetzt war ich wirklich böse: »Ich verbiete dir, hier in diesem Raum zu sein, so lange ich hier bin. Verlasse sofort das Krankenzimmer! Sonst hole ich den Arzt und lass dich rauswerfen! Das ist mein Mann!«
Wortlos zog Bernhard den Kittel aus und ging. Ich fragte meinen Mann: »Jetzt sag mal, was passiert ist!«
Adi konnte nicht viel sprechen, er war wirklich sehr angeschlagen. Seine Stimme war kaum zu hören, er sah schlecht aus. Ich habe ihn geschont und fragte auch nichts weiter. Erst als es dunkel geworden war, verabschiedete ich mich bei ihm, denn ich musste ja zurück nach Wörishofen fahren. »Ich komme morgen wieder«, versprach ich ihm.
Was ich nicht wusste und erst am nächsten Tag erfuhr: Mein Sohn hatte einen Brief auf der Station hinterlassen, dass ich in Zukunft meinen Mann nicht mehr besuchen dürfe. Eine Ärztin war mir im Flur entgegen gekommen, die ich gefragt hatte, ob sie wüsste, wo der Herr Kempf liegt.
»Sind Sie die Frau Kempf?« fragte sie.
»Ja.«
»Ihr Besuch ist hier unerwünscht«, teilte sie mir schnippisch mit.
»Was haben Sie gerade gesagt?« Ich dachte, ich höre nicht richtig, und konnte gar nicht so schnell reagieren, so frech wie diese junge Ärztin war. Ich war außer mir über diese Frechheit, sagte aber ganz höflich: »Bitte, ich möchte jetzt sofort wissen, wo mein Mann liegt.«

Als ich zu Adi ins Zimmer kam, benahm er sich wie ein beleidigter Bub. Ich fragte ihn: »Was ist los? Warum redest du nicht mit mir, was ist los? Hat das damit zu tun, dass der Bernhard vorne einen Brief hinterlassen hat, dass ich dich nicht besuchen darf? Was soll das?«
Adi sagte kein Wort, keine Silbe, und ließ mich wie gegen eine Wand reden. Dann kam ein Mann in den Raum – ein Inder, der seine Operation gerade hinter sich gebracht hatte -, mit dem unterhielt sich Adi, aber mit mir nicht. Ich blieb hartnäckig ein paar Stunden bei Adi und ging dann. »Morgen komme ich wieder.«

Ich war von Donnerstag bis Freitag Abend bei Adi im Klinikum. Weil ich dann so müde war, fuhr ich mit den Worten nach Hause: »Ich komme Montag morgen wieder. Ruft mich sofort an, wenn es ihm schlechter geht. Dann komme ich vorher!« Nachdem es Adi die Tage ganz gut gegangen war und er aufstehen konnte, reichte es, so dachte ich mir, wenn ich am nächsten Montag wieder käme. Doch diesen nächsten Montag hat mein Mann nicht mehr erlebt.
Ich erinnere mich noch gut an unseren Abschied. Wir unterhielten uns über Bernhards neue Freundin, und ich sagte: »Adi, unser Leben ist gelaufen. Alles ist vorbei, alles ist rum. Und die paar Tage oder die paar Monate – ich weiß ja nicht, wer von uns zuerst geht – machen den Kohl nicht mehr fett. Ich bin genau so krank wie du, genauso schlecht beieinander wie du. Mein Herz ist genauso krank. Wenn dich eine auf dieser Welt geliebt, wirklich geliebt hat, dann war es nur ich. Die anderen, die haben dich nur gebraucht und ausgenutzt. Und das ist alles vorbei. Aber ich liebe dich, ob du es glaubst oder nicht. Wir müssen zufrieden sein, was geschehen ist, ist vorbei.«
Er lächelte nur.
»Jetzt hör ich mit dem Thema auf und fahre«, sagte ich.

Adi stand auf und begleitete mich zum Aufzug. Er gab mir die Hand, nahm mich in den Arm und drückte mich lange wie selten zuvor. »Mutti«, sagte er, »glaub es mir doch, ich liebe dich auch!«
»Das weiß ich doch«, sagte ich. Die Tür des Aufzugs öffnete sich, ich stieg ein, winkte ihm noch einmal kurz zu, dann setzte sich der Lift nach unten in Bewegung.

Christine rief mich Montag morgens um 8 Uhr an, als ich gerade zum Zug gehen wollte, und teilte mir mit, dass Vati gestorben sei, und zwar von Sonntag auf Montag Nacht zwischen ein und zwei Uhr. Bernhard war noch in der Nacht vorher informiert worden, aber er hielt es nicht für nötig, mich zu benachrichtigen. Ich war schockiert! »Nein, das stimmt nicht!« rief ich in das Telefon.

»Doch, es stimmt«, sagte Christine traurig, »der Vati ist wirklich gestorben.«
Ich habe das nicht begriffen. Adi war doch noch so gut beieinander! »Lieber Gott«, rief ich, »das kann nicht sein! Er kann nicht tot sein! Er hat keinen Frieden gemacht. Er muss Frieden mit den Kindern und mit mir machen! Er darf so nicht gehen!«
Ich ging zum Pfarrer und sagte ihm, dass mein Mann gestorben wäre, dass er sehr krank war, dass er keine Frieden schließen konnte, weil wir eine schlechte Ehe geführt hatten. Der Pfarrer fragte nur: »Was soll ich da jetzt tun?« Er radelte mit seinem Fahrrad davon und ließ mich stehen. Ich ging in einen nahegelegenen Park und schrie, so laut ich schreien konnte, alles aus mir heraus. Das habe ich immer gemacht, wenn meine Seele so krank und voll der Verzweiflung war, dass ich an einen Ort gegangen bin, wo mich niemand hörte und ich schreien konnte, bis mir der Hals weh tat und es mir besser ging.

Mittags rief ich meinen Sohn an und fragte ihn, was wir jetzt machen sollten. »Das geht dich gar nichts an!« beschied er mir wie immer grob. »Halt du dich da raus, das geht dich nichts an! Ich mach das schon.«
Als er nichts von sich hören ließ, rief ich Bernhard wieder an.
»Du brauchst nicht zur Beerdigung kommen«, bellte er in den Hörer hinein und legte auf. Das war eine der schlimmsten Nächte, die ich durchleben musste.  

Zur Aussegnung hatte Bernhard einen Pfarrer bestellt, aber nicht zur Beisetzung. Als ich das erfahren hatte, rief ich sofort den Pfarrer an und bat ihn, dass er auch die Beisetzung zelebrieren möchte. Bernhard stritt selbst im Leichenhaus noch mit mir. »Es kommt kein Pfarrer zur Beisetzung«, beschied er kategorisch.
Ich entgegnete energisch: »Es kommt doch ein Pfarrer! Du willst wohl deinen Vater nicht ohne Gebet wegschicken?« Da unser Streit sehr laut war, empörten sich die andere Trauergäste, aber das war Bernhard egal. Er war in den Jahren immer rücksichtsloser geworden.

Nach Adis Tod am 29. Juni 1998 ließ Bernhard sofort die Konten sperren, die er verwaltete, rief alle in der Verwandtschaft an und teilte ihnen mit, dass ich enterbt worden bin, weil ich meinen Mann verlassen hätte. Die Beerdigungskosten jedoch hätte ich übernommen. Erben wollte er gern, aber nicht die Kosten tragen. Völlig absurd!
Gnädigerweise teilte er mir mit, wann der Trauergottesdienst für Adi anberaumt wurde. »Aber das sage ich dir«, schrie er ins Telefon hinein, »unterstehe dich, einem Menschen zu erzählen, dass der Vater gestorben ist.«
»Wen soll ich denn anrufen?« fragte ich kleinlaut. »Keinen Menschen rufe ich an.«

Bereits zwei Tage später, Dienstag Mittag, sollte Adis Trauergottesdienst sein, Bernhard hatte alles organisiert, ich wusste über nichts Bescheid. Damit ich nicht allein wäre, hatte ich die Taxifahrerin, die mich von Wörishofen zum Friedhof brachte, gebeten, mich zu begleiten und den Gottesdienst über bei mir zu bleiben. Mein Hausarzt hatte mir sogar geraten, nicht zum Gottesdienst zu gehen, weil mein Sohn mich so widerlich behandelte, dass ich starke Herzschmerzen und Rhythmusstörungen bekommen hatte. Doch das wollte ich auf keinen Fall, bei Adis Trauerfeier nicht dabei zu sein. »Ich habe so viel geschafft«, sagte ich zu meinem Doktor, »da schaffe ich das auch noch.«
»Sie sind aber gewalttätig«, meinte der Arzt resignierend.
»Ich bin nicht gewalttätig«, korrigierte ich, »aber ich lasse mich nicht noch weiter runterdrücken! Ich geh hin zu dem Trauergottesdienst.«
»Dann nehmen Sie jedenfalls jemanden mit, der Ihnen beistehen kann. Ihre Familie würde Sie ja umkippen und liegen lassen, ohne mit der Wimper zu zucken.«   

Christine benahm sich mir gegenüber anständig, nahm mich in den Arm und kümmerte sich zärtlich um mich. Ich weinte die ganze Zeit. Bernhard würdigte mich dagegen keines Blickes. Anstandshalber mussten sie mich ja in die Mitte nehmen. Ich schaute immer gen Himmel. »Gell lieber Gott«, sagte ich zu mir, »du bleibst bei mir! Lass mich bloß nicht allein, denn was jetzt auf mich zukommt, muss schrecklich sein.« Ich spürte es geradezu körperlich, dass irgend etwas nicht stimmte.

Nach dem Gottesdienst erfuhr ich, dass Bernhard mit seinem Vater in Gersthofen ein gemeinsames Grab gekauft hatte, ich sollte auf keinen Fall zusammen mit meinem Mann beerdigt werden. Ich war schockiert! Als ich ihn nach der Begründung fragte, sagte Bernhard wieder nur in seiner unverschämten Art: »Das geht dich einen Dreck an!«
Mir war, als ginge die Erde vor mir auf und ich stürzte in einen tiefen Abgrund. Aber ich sagte nichts. Kein Mensch kondolierte mir, abgesehen von einer Nachbarin aus Ottmarshausen. Nicht einmal der Pfarrer sprach ein gutes Wort zu mir. Da ging ich an den Sarg und sagte meinem Mann: »Du, hör jetzt mal ganz schön zu! Was du hier jetzt veranstaltet hast, das ist nicht richtig. Warum hast du das nicht mit mir besprochen? Du hörst mich jetzt ganz genau! Was du jetzt hier hinterlässt, ist etwas ganz Böses!«

Ich ging an meinen Platz zurück, drückte die Hände ganz fest zusammen und hämmerte mir ein: Weinen tust du jetzt nicht! Um die Bohne zeigst du jetzt keine Träne! Ich dachte daran, wie Adi noch kurz vor seinem Tod gesagt hatte: »Du Mutti, ich lass mich nach meinem Tod verbrennen. Dann ist alles vorbei.«
»Nichts ist vorbei, mein lieber Schatz«, hatte ich ihm gesagt. »Dann geht‘s erst los!«
»Na, du weißt alles«, versuchte er mich lächerlich zu machen.
»Wir sterben nicht«, sagte ich ernst. »Du gehst von dieser Welt, aber du kommst in eine andere. Glaube bloß nicht, dass mit deinem Tod alles vergessen und vergeben ist. Im Gegenteil, dann müssen wir das abarbeiten und abbüßen, was wir auf der Erde hinterlassen haben.«

Er schaute mich an, als wäre ich nun völlig durchgedreht. »Du brauchst mich nicht so komisch anschauen«, sagte ich ihm zur Beruhigung, »ich bin noch völlig normal. Aber das ist die reine Wahrheit.«
Mit dieser Erinnerung fuhr ich wieder nach Hause. Die Urnenbeisetzung sollte in drei Wochen sein. Kurz vorher bekam ich die genaue Uhrzeit gesagt. Nur die nächsten Verwandten waren eingeladen, wurde mir gesagt. Gehöre ich nun zu den »nächsten Verwandten«, fragte ich mich, oder auch das schon nicht mehr, wo Bernhard mich bereits aus Adis Grab geworfen hatte?

Ich nahm die Taxifahrerin wieder mit und wir fuhren zum Friedhof nach Gersthofen. Gott sei Dank wich sie keinen Schritt von mir, denn ich war wirklich schwach auf den Beinen. Ständig drehte sich alles vor meinen Augen. Ich kam in die Halle und sah nichts. Keine Leute. Die Halle war leer. Schließlich kam der Friedhofswärter, ich fragte ihn, wo die Urne meines Mannes sei? Er zeigte sie mir, ein kleines billiges Kupferkästchen, das 18,80 Mark gekostet hatte. Ich hatte es zufällig im Schaufenster eines Bestattungsunternehmens in Augsburg gesehen.

Schließlich kamen mein Schwager, mein Sohn und dessen Freundin waren da, Christine fehlte. Jetzt erfuhr ich, dass Bernhard die Urnenbeisetzung allein mit dem Totengräber machen wollte. Ich hatte daheim noch einen schönen Kranz gebunden, den ich auf die Urne legen wollte, damit sie nicht so kalt und nüchtern aussah. Da kam der Totengräber und fragte mich, wer ich wäre. »Das ist mein Mann«, sagte ich.
»Ach so«, sagte der Totengräber. »Worauf warten Sie noch?«
»Auf den Pfarrer«, sagte ich.
Bernhard war hinzugekommen und fragte mich auch: »Worauf wartest du noch?«
»Darauf, dass der Pfarrer kommt.«
»Der Pfarrer kommt? Den habe ich nicht bestellt!« sagte Bernhard knapp.
»Nicht bestellt?« Ich dachte, ich höre nicht richtig. »Du kannst doch deinen Vater nicht ohne Gebet wegschicken!« Ich war wieder so aufgeregt, dass sich meine Stimme überschlug.
»Es kommt kein Pfarrer«, sagte Bernhard grob.
Ich lief aus der Aussegnungshalle und klingelte an der Pfarrei. Bernhard kam mir hinterher und redete auf mich ein. »Schmink dir das ab! Es kommt kein Pfarrer. Keiner hat ihn bestellt!«
»Ich habe ihn bestellt! Schon nach der Aussegnung! Und du bleibst hier stehen«, schrie ich ihn an, »bis ein Pfarrer kommt. Ich gehe keinen Schritt von hier. Mein Mann geht mit einem Gebet – egal, was gewesen ist!«
Schließlich kam der Pfarrer, sagte kein Wort zu mir, und machte kurz die Aussegnung. Der Totengräber nahm die Urne und trug sie zum Grab. Keiner redete mit mir. Ich sprach meinen Schwager an. »Richard, ich hab einen Wunsch, dass wir zwei uns einmal unterhalten.«
Aber er gab mir keine Antwort. Statt dessen legte mein Sohn mich mal wieder rein. Er sagte: »Da vorne ist der Steinmetz. Bestell du mal die Platte für das Urnengrab, der weiß schon Bescheid.«
In meiner Aufregung ging ich wirklich in das Geschäft, bestellte die Platte, die 460 Mark kostete, und sollte sie auch gleich zahlen. »Wer Alleinerbe ist, muss zahlen, nicht ich«, sagte ich.
Da entgegnete der Steinmetz: »Wer anschafft, zahlt.« Also musste ich die Grabplatte zahlen. Wortlos gingen wir am Grab auseinander, keiner sah den anderen an. Ich lud die Taxifahrerin in ein Restaurant ein. Kaum hatte ich die Tür geöffnet, sah ich meinen Sohn schon am Tisch sitzen. Ich prallte zurück, seine Zeche wollte ich auf keinen Fall jetzt auch noch zahlen.

Zusammen räumten wir Adis Zimmer aus und Bernhard brachte mir die Sachen, die er nicht behalten wollte, nach Wörishofen. Er legte ein Formular vor mich hin auf den Tisch: »Mutter, das musst du unterschreiben.«
Ich schaute auf den Rentenbescheid und wunderte mich, dass Bernhard nicht meinen, sondern seinen Namen als Bezugsberechtigen eingetragen hatte. Ich glaubte, nicht richtig zu sehen! Mein Sohn Bernhard als Empfänger von Adis Rente? Als Empfänger meiner Witwenrente – und das nach all den hunderttausend Mark, die er bereits zu Lebzeiten von Adi und mir kassiert hatte?
Ich war entsetzt. »Das unterschreibe ich nicht! Das ist meine Rente, nicht deine! Die gehört mir.«
»Nein, das ist nicht deine Rente, die gehört dem Vater!« empörte sich Bernhard. »Du hast zu unterschreiben.« Das war auch Christines Meinung.

Ich unterschrieb nicht. Bernhard schrie und tobte, bevor er schließlich unverrichteter Dinge ging. Die Rentenzahlung, die ein Tag vor Adis Tod am 29. Juni auf dem Konto einging, das Bernhard verwaltete, behielt er für sich, obwohl das Geld bereits mir zustand. Obwohl ich mich beim zuständigen Amt in Berlin beschwerte, dass mein Sohn unrechtmäßig die Rente meines verstorbenen Mannes einbehalten hatte, bekam ich diese Zahlung nicht. »Die Rücküberweisung auf Ihr Konto müssen Sie mit Ihrem Sohn abklären«, wurde mir beschieden. Doch Bernhard dachte in keinster Weise daran, mir das eingegangene Geld zu überweisen. Vielmehr hatte er auf einen großangelegten Rentenbetrug spekuliert, den ich gerade noch in letzter Minute verhindern konnte. Auch Christine war der Meinung, dass die Rente ihnen gehörte. »Du hast kein Recht auf Vatis Rente«, meinte sie am Telefon.
Am nächsten Tag fragte mich ein Nachbar, was ich für einen Besuch hatte, das ganze Haus hätte Angst um mich gehabt.
»Das war mein Sohn«, lachte ich. »Der wollte von mir etwas haben, das ich ihm nicht gegeben habe.«
Mich auch noch um die Rente betrügen zu lassen, war mir zu viel. Bernhard hatte mich schon um das Haus betrogen, also um rund 600.000 Mark, die ich von ihm zu bekommen hätte. Doch er zahlte mir nichts zurück – nicht einmal einen Groschen. »Ich soll verrecken!« Das waren häufig seine Worte, oder ich soll »zum Sozialamt gehen, wenn ich Geld brauche.« Er selbst ließ sich Adis Lebensversicherungen auszahlen. All meine Empörung nutzte nichts, er kassierte, und ich hatte das Nachsehen. Selbst die 460 Mark für den Grabstein musste ich zahlen.

Nach der Beerdigung schickten mir Bernhard und Christine alle Rechnungen, die mit Adis Begräbnis zusammen hingen. »Ich habe nicht geerbt«, entgegnete ich, »da muss ich auch nichts zahlen. Ihr seid die Erben Eures Vaters, da könnt Ihr auch seine Beerdigung zahlen.« Wie immer zeigten Bernhard und Christine keine Einsicht, schließlich zahlte ich einen Teil, u.a. für den Grabstein, um dann festzustellen, dass mir überhaupt nichts an Adis Grab gehörte, das Bernhard für sich reserviert hatte. 

Mein Mann hatte in seinem Testament geschrieben, »meine Frau Veronika Kempf hat bei ihrem Wegzug nach Bad Wörishofen den ihr zustehenden

Anteil an Bar- und Sachvermögen erhalten.« Das ist die reinste Lüge! Natürlich nahm ich die Möbel mit, die mir gehörten, aber keinerlei Barvermögen! Bernhard und Christine haben alles geerbt, ich ging leer aus! Immerhin gab Adi sich in seinem Testament gönnerhaft: »Die Witwenrente steht ihr in vollem Umfang zu.« Ansonsten waren Bernhard durch das Haus und Christine durch das Barvermögen die Alleinerben.

Als ich beim Standesamt den Totenschein meines Mannes abholen wollte, bekam ich ihn zunächst nicht ausgehändigt. Er verlangte den Bürovorsteher. »Da liegt ein Schreiben Ihres Sohnes vor«, erklärte mir die Beamtin, »dass wir Ihnen den Schein nicht aushändigen dürfen. Doch das ist nicht korrekt. Es war Ihr Mann, und egal ob sie getrennt leben oder nicht, Sie als seine Frau erhalten den Totenschein, nicht ihr Sohn.«

Als Bernhard erfuhr, dass ich den Schein erhalten hatte, führte er sich wieder auf! Ich hatte keine Kraft mehr, um mit einem Rechtsanwalt weiter gegen ihn vorzugehen. Er verdrehte mir jedes Wort und log, dass sich die Balken bogen! Den Besitz seines Hauses in Ottmarshausen und später von fünf Eigentumswohnungen in Heidenheim erklärte er seinem Anwalt als Ergebnis eigener Arbeit – als ob man als kleiner Polizist so viel verdienen könnte! Bernhard hat sich zum Erbschleicher der übelsten Sorte entwickelt, der längst keinerlei Rücksicht mehr auf seine Mutter nahm.
Ich stellte ihm meine Ausgaben und meine Arbeit an seinem Haus für zwei Jahre in Rechnung und kam bei einem Stundenlohn von 20 Mark auf 471.000 Mark, die er mir schuldig war. Für das Haus wären noch einmal 600.000 bis 700.000 Mark fällig – also summa summarum mehr als eine Million Mark. Ich bot Bernhard mehrmals an, dass wir uns zusammen setzen sollten, um endlich miteinander Frieden zu schließen. »Ich streite nicht ums Geld«, habe ich ihm gesagt, »und nicht ums Erbe. Ich will nur Gerechtigkeit. Und da musst Du mir meinen Anteil zurück geben.«
Das hat er nie getan, bis heute habe ich kein Wort der Reue oder Entschuldigung von ihm gehört. Selbst auf meinen gütlichen Vorschlag, mir nur eine seiner fünf Eigentumswohnungen zu geben, ging er nicht ein. »Oder du gibst mir eine Kaltmiete«, bot ich ihm an. »Damit ich anständig leben kann.« Billiger hätte er nicht davon kommen können.
Aber Bernhard reagierte auch hier nicht, was mir nur zeigt, wie abgrundtief egal und verhasst ich ihm als seine Mutter geworden bin. Irgendwann gab ich meine Klagen auf Unterhalt auf, so sehr hat mich mein Sohn Bernhard zermürbt und fertig gemacht. Ich saß nächtelang im Bett und zitterte nur, mein Herz schmerzte – das tue ich mir nicht mehr an. Adis und meine Million, die einst auf einem Schweizer Nummernkonto lagen, habe ich längst abgeschrieben – Bernhard und Christine haben sich davon ja die Wohnungen gekauft und das Geld anderweitig ausgegeben. Mindestens 600.000 Mark müssen es gewesen sein, die Christine von dem Schweizer Nummernkonto abhob und davon vier Eigentumswohnungen kaufte. Meinem Schwiegersohn, der durch die bankrotte Brauerei seiner Eltern rund 1,1 Millionen Schulden übernehmen musste, half ich auch mit 30.000 Mark und mehr, damit sie sich überhaupt noch etwas zum Leben kaufen konnten. Sie bekamen ja schon lange nichts mehr von der Bank, jedes eingehende Geld musste sofort für die Schuldentilgung verwendet werden. Unser Geld nahm mein Schwiegersohn Vinz natürlich gerne an, ansonsten hatte er nur freche Antworten und Hetzereien gegen mich übrig.

Adi hatte sich sein Gehalt – wie ich durch seinen Steuerberater erfuhr – jahrzehntelang als »Spesen« ausbezahlen lassen, um Steuern zu sparen. Dementsprechend niedrig war seine Rente, sie betrug nur 1.400 Mark, die später an mich in Euro ausbezahlt wurden – da reichte gerade für die Miete.
Zu Lebzeiten hatten wir eine Lebensversicherung über 350.000 Mark abgeschlossen, damit wir zu der Rente noch gutes Geld haben würden. Adi sparte dadurch ja auch an seinen Sozialabgaben. Aber schon nach 10 Jahren war er mit der Police in der Hand zu mir gekommen und hatte gesagt: »Die Lebensversicherung ist fällig.«
Er hatte sie vorzeitig gekündigt. Von den rund 52.000 Mark erhielt Christine 20.000 Mark, Adi kaufte ein neues Auto und der Rest von 5.000 Mark wurde verjubelt.

Da ist es besonders hart, als Dankeschön für all die Hilfe von seinen Kindern vor die Haustür gesetzt zu werden, die wir ihnen gebaut haben! Dass ich wie der letzte Dreck behandelt wurde, wenn ich bei Bernhard und Christine zu Besuch sein durfte, war ich ja gewohnt. Aber in den letzten Jahren waren sie besonders widerlich zu mir.

Es war ein Februar, da besuchte ich Christine und wurde wieder einmal rausgeschmissen. Ich stand neben meiner Tochter und wurde geschüttelt von Weinkrämpfen. Christine rief gnädigerweise ihren Sohn Tobias. »Komm und fahr die Oma zum Bahnhof.«

Sie brachten mich beide zum Bahnhof, setzten mich ab und fuhren wieder weg. Sie ließen mich 20 Minuten allein im hohen Schnee in der Kälte stehen. Was in diesen 20 Minuten in mir ablief, wünsche ich keinem Menschen. Mir hätte der Lokführer leid getan, wenn ich das getan hätte, wonach mir zu Mute war. Ich dachte mir nur, der Mann kommt sein ganzes Leben nicht über diesen Schock hinweg. So habe ich gebetet und gebetet, bis der Zug kam und ich einsteigen konnte. Ich betete dafür, dass meine Kinder mehr Liebe zeigen und weniger Hass. Wo der Teufel regiert, kann kein Engel hinkommen. Wenn man seine Mutter wegschmeißt und ihr den Tod wünscht, fällt es auf einen selbst zurück. Bernhard und Christine müssen in ihrem Hass leben, nicht ich. Mein Leben ist Gott, und ich habe Gott geliebt und meinen Mann und meine Kinder. Aber ich allein kann die Welt nicht verbessern. Mein größter Wunsch wäre es, einmal auf dieser Erde glücklich zu sein und nicht am Rande zu stehen und zuzusehen, wie andere glücklich sind. Ein bisschen Glück, Zufriedenheit und seelischen Aufbau wünsche ich mir sehr.

Wie oft habe ich mir gewünscht, dass mich meine Kinder Christine und Bernhard in den Arm nehmen und sagen: »Entschuldigung Mutti, so haben wir es nicht gemeint! Jetzt sind wir wieder beieinander. Mutti, jetzt soll es schön werden.« Umsonst! Wie oft hatte ich versucht, sie zu erreichen. Alles umsonst, als wären meine Kinder vom Satan besetzt.

Das Schlimmste in meinem Leben war, als ich meinen Sohn bat – da war ich 75 Jahre alt –, ein klärendes Gespräch zu führen. Er entgegnete nur schroff: »Das schminkst du dir ab! Das sag ich dir. Für dich sind meine Tür und Christine ihre Tür für immer und ewig geschlossen!«

Auch Vinz hatte klar gesagt: »Die Alte kommt mir nicht mehr rein!« Damit setzte er meine Tochter unter Druck, Vinz hetzte gegen mich, wo immer er konnte.