Vielleicht verstehe ich jetzt nach der Lektüre von Eric Claptons Autobiographie, warum ich nie ein Fan von ihm war, obwohl seine Qualitäten als Musiker unstrittig sind. Einige seiner Stücke – Layla, Let It Rain etc – gefallen mir, aber mehr nicht. Tief berührt hat er mich als Musiker nie. Seine Konzerte in meiner umfangreichen Musik-DVD-Sammlung schaue ich nur selten an – und dann am liebsten Cream. Vermutlich fehlt mir das reflektive, intellektuelle Element – in seiner Musik und jetzt in seiner Autobiographie ohnehin.

Auch wenn es mir leid tut, sagen zu müssen („Clapton is God“): Seine Autobiographie ist nicht sonderlich gut geschrieben. Eine schlichte Erzählung reiht sich an die andere. Ihr fehlt alles an szenischer Tiefe und an Dialogen, was ich vor kurzem anhand einer anderen Autobiographie bemängelt und begründet habe. Bestimmt hätte der Gitarengott genug Geld gehabt, einen guten Ghostwriter das Manuskript schreiben oder zumindest überarbeiten zu lassen.

Natürlich sind Claptons Anekdoten von der Kindheit als unehelicher Sohn im englischen Arbeitermilieu über die Yardbirds, Cream usw. für alle Rockfans spannend. Auch ich habe das Buch nahezu komplett gelesen, wobei Claptons Alkohol- und Drogenprobleme einen erschreckend breiten Raum einnehmen. Doch auch in diesen Schilderungen kommt er nicht an das Sprachvermögen Konstantin Weckers heran, dessen Drogenkarriere ja auch beachtlich ist.

Eric Claptons Lebensbilanz klingt wenig erhebend und offenbart schon in diesen wenigen Sätzen die stilistische Schwäche des gesamten Buchs: „Ich bin jetzt zweiundsechzig Jahre alt, seit zwanzig Jahren nüchtern und beschäftigter als je zuvor. Ich habe eine große Welttournee hinter mir, und auch wenn mir das viele Reisen manchmal ganz schön anstrengend ist, habe ich es gern. Ich bin praktisch taub, weigere mich aber, ein Hörgerät zu tragen, weil ich den natürlichen Klang der Dinge mag. Ich bin faul, treibe keinerlei Sport und bin folglich kein bisschen fit. Ich bin ein alter Brummbär und bin stolz darauf. Ich weiß, wer ich bin.“

Ich ich ich….

Das wäre schön gewesen, hätte Eric Clapton uns auch sein tieferes Wesen näher gebracht! Fans werden das Buch trotzdem gern lesen – vielleicht liest es sich mit einem Joint facettenreicher.