Den 1. Mai habe ich dazu genutzt, gründlich auszumisten und den Aushub – einen Van voll – zum Wertstoffhof zu fahren.

Verlagskorrespondenz publizierter eigener Bücher, für die sich keiner mehr interessiert, verstaubte Bücher anderer Autoren, die bei Amazon in bester Qualität für 1 Cent angeboten und trotzdem kaum gekauft werden, alte Computer, Software, Disketten, Lampen, jede Menge Bücher und Altpapier etc. etc. – alles Dinge und Themen, die mir früher etwas bedeutet haben: Jetzt nur noch reif für den Schrottplatz. Ist das die Quintessenz unseres Lebens?

Wehmütig war ich trotz der Befreiung von all dem Müll vergangener Zeiten schon: Wie viele Jahrzehnte meines Lebens habe ich mit Dingen und Tätigkeiten vergeudet, die letztlich wertlos sind? Was dagegen ist substantiell und bleibt? Der Moment in den Armen eines geliebten Menschen?

Niemals wegwerfen würde ich die Sammlung alter Liebesbriefe verflossener Amouren – wenngleich mich die traurig-wütenden Abschiedsbriefe eher schamvoll stimmten, als ich einige wieder las. Wir sind wahrlich keine angenehmen Zeitgenossen, die sich glücklich machen. Vermutlich würde ich meine Autobiographie der Jahre 1958-2007 ebenfalls nicht wegwerfen. Alles andere aber schon. Selbst die sogenannten Wertsachen – Gold und Schmuck – verlieren ihre Bedeutung.

Eine Kundin schenkte mir kürzlich einen kleinen Goldbarren (50 gr.) als Trinkgeld nach Abschluß meiner Ghostwriter-Arbeit an ihrer Autobiographie – sie ist 85 Jahre alt und sagte nur: „Ob Sie das Gold verkaufen oder jemand anderes, bleibt austauschbar wie alles Materielle in der Welt. Doch meine Lebensgeschichte ist einmalig. Möge sie  in der Erinnerung meiner Familie lebendig bleiben.“

Das scheint mir der höchste Wert zu sein, den wir erringen können.