Fröhliche Stimmung in der Jury des Biographiezentrums! Monatelang hatten wir die eingereichten Biographien gelesen: Ja oder nein, möglicherweise… Einig waren wir uns bis zum Schluss nicht. Die Autobiographie der afrikanischen Bürgerrechtlerin und Nobelpreisträgerin Wangari Maathai stand in der engeren Wahl, aber auch Hans-Peter Schwarz‘ Biographie über Axel Springer.  Und dann kam letzten Montag ein Anruf.

Marita Gruber, im Vertrieb vom Basis-Film Verleih Berlin tätig, fragte, ob der Film noch für den Deutschen Biographiepreis eingereicht werden könne, und schickte ihn mir gleich per Post. Gestern kam die DVD, ich legte sie in den Player… und war sofort begeistert! Rundmail an die Jury, die meisten hatten den Film schon gesehen – und Daumen hoch! Also herzlichen Glückwunsch und vielen Dank, Rosa von Praunheim, für diesen ergreifenden Dokumentarfilm einer autobiographischen Spurensuche!

Es ist kein Geheimnis, dass wir mit der Preisvergabe neben Qualitätskriterien auch subjektive Ziele verfolgen. Ich habe darüber an anderer Stelle bereits geschrieben. Oder lesen Sie  meine Laudation zur Preivergabe 2008, in der ebenfalls einiges zum Hintergrund gesagt wird. Rosa von Praunheims Spurensuche nach der eigenen Herkunft deckt sich kongenial mit der unsrigen als Auto-Biographen, deshalb sind wir glücklich, ein Werk zu finden, das Maßstäbe setzt und berührt.

Rosa von Praunheim selbst schreibt über seinen Film: „Ich bin am 25. November 1942 in Riga, Lettland geboren und als Holger Mischwitzky in der Bundesrepublik Deutschland aufgewachsen. Im Jahre 2000 offenbarte mir meine damals 94-jährigen Mutter, dass ich nicht ihr Sohn sei. Sie hätte mich in Riga während der deutschen Besatzung in einem Kinderheim gefunden. Mehr sagte sie nicht.

Die Spurensuche nach meinen beiden Müttern in Riga ist meine persönliche Geschichte. Im Jahr 2003 verstarb meine Mutter. Zuerst wollte ich nicht nach meiner leiblichen Mutter forschen, da ich eine liebevolle und tolerante
Mutter gehabt hatte.

Erst später erwachte meine Neugier. Doch ohne meinen richtigen Familiennamen schien die Suche zwecklos. Durch einen lettischen Journalisten fand ich Agnese Luse, die im Staatlichen Archiv Lettlands Erstaunliches herausfand.

Ebenso erstaunlich war es, dass ich in Berlin tatsächlich meine richtige Geburtsurkunde fand. Darin stand, dass ich 1942 im Zentralgefängnis in Riga zur Welt gekommen war. Die Suche nach meiner richtigen Mutter beginnt. Werde ich sie oder ihre Familie finden? Kann ich etwas über meinen Vater herausfinden?

Ich entschliesse mich nach 63 Jahren nach Riga zu fliegen und mich selbst auf die Spuren meiner beiden Mütter zu machen. Diese Suche ist ein spannendes Stück deutscher und lettischer Zeitgeschichte.“

Nun laufen die Vorbereitungen zur Laudatio. Telefonat mit Rosa von Praunheim, der sich über den Preis freut, aber nicht zur geplanten Preisverleihung während der Eröffnungsveranstaltung der 2. Nordwalder Biografietage vom 25.-27. September 2009 kommen kann, weil er zu dieser Zeit in New York dreht. 

Jetzt werden Alternativen gesucht. Preisverleihung zu einem späteren Termin in einem Göttinger/Kasseler Kino (in der Nähe unseres Büros in Bad Sooden-Allendorf)? Oder die offizielle Preisverleihung in Nordwalde ohne und eine zweite feierliche Veranstaltung inkl. Urkundenübergabe mit Rosa von Praunheim? Die Entwicklung bleibt spannend! Demnächst mehr in diesem Kino. 🙂

Wer den Film kaufen will, gehe zum BasisDVD Online-Shop oder zum Basis-Film Verleih Berlin.