Mein Respekt vor den Wikipedia-Autoren wächst, seitdem die klugen Kräfte das Ruder übernommen haben und auch zahlreiche Löschaktionen despektierlicher  Stellen in der Löschdiskussion vorgenommen worden sind.

Die  konstruktive und sachliche Diskussion an dem Artikel „Andreas Mäckler“ kann ich nur bewundern und Danke sagen für Ihre Mühe, die Sie sich damit machen! Auch ich muss jetzt anders über meine Leben und Arbeiten nachdenken, da haben Sie mir einen gehörigen (bisweilen drastischen) Anstoß gegeben – auch zur Selbstkritik in Bezug zu meiner Aussendarstellung. Einiges habe ich in den letzten Jahren sicherlich schleifen lassen, weil ich mich nicht mehr damit beschäftigt habe oder auch bisweilen übereifrig und betriebsblind war. Da bin ich durchaus selbstkritisch. Also Danke an die Wikipedia-Autoren.

Diskutiert wurde heute u.a. über den Nachweis zum Preis der Paul-Dierichs-Stiftung 1977, den einer der Autoren im  Lexikon der deutschen Krimi-Autoren ausfindig gemacht und in den Artikel eingebaut hatte. Ich habe die Auszeichnung nie in meiner beruflichen Vita angegeben, ausser wohl vor 10/11 Jahren im Krimilexikon (keine Ahnung, was mich da geritten hat). Ich spiele bei der Auszeichnung zwar eine tragende Rolle, aber Hauptperson ist meine Mitschülerin Antje Siebrecht.

Durch die Diskussion darüber heute in Wikipedia angeregt, griff ich ins Archiv und zog den Zeitungsartikel vom 26. September 1977 in der Hessisch-Niedersächsischen Allgemeinen (HNA) hervor: „…was ein einzelner vermag“. Paul-Dierichs-Stiftung verlieh zum zweiten Male Preise – Wirken Professor Bodes besonders gewürdigt. Hier sehen Sie unseren Ausschnitt, der Bericht selbst über den Preis und seine Preisträger ist eine Sonderseite lang (bitte klicken Sie auf das Bild, um es zu vergrößern):

maeckler_1977Von links: Name unbekannt, Andreas Mäckler, Antje Siebrecht, Name unbekannt, Christine Brückner.

Wer den Text nicht lesen kann, hier ist er: „Nach einem Einfall der Schülerin Antje Siebrecht verkaufte die Oberstufe der Freien Waldorfschule für 10.000 Mark Erde, die bei den Bohrarbeiten für den ‚vertikalen Erdkilometer‘ bei der ‚documenta‘ anfiel. Der Betrag kommt einem Behindertenheim zugute. Die Anerkennungsprämie von je 250 Mark überreichte das Kuratoriumsmitglied, die Schriftstellerin Christine Brückner.“

Ich stehe deshalb anonym mit im Bild, weil ich schon als Schüler künstlerisch engagiert und auch geschäftstüchtig war und Antje von Anfang an massgeblich unterstützt habe, andererseits aber bescheiden genug war, nur als Vertreter meiner Klassenkameraden aufzutreten, und nicht namentlich. Antje, die später selbst eine anerkannte Künstlerin geworden ist, sagte öfters mal, wenn wir über diese frühen Jahre sprechen: „Ohne dich hätte ich es nicht geschafft.“

Gern denke ich an die Zeit zurück: Immer, wenn wir keine Schule hatten, saßen wir Pennäler fröhlich mit unserem kleinen Campingstand am Zaun des Bohrlochs und bekamen jeden Nachmittag von den Bohrarbeitern die aktuelle Bohrlocherde in einem Eimer gereicht. Die Erde füllten wir portionsweise in kleine Reagenzgläser ab (Durchmesser 2,5 cm, Höhe 8 cm), setzen einen Stopfen drauf, trugen mit der Hand die aktuelle Bohrlochtiefe auf ein Etikett ein, klebten das Etikett auf die Reagenzgläser und fertig war unser „künstlerisches“ Warenangebot.

5 Mark kostete ein Glas Bohrlocherde. Als einmal Joseph Beuys mit wehendem Mantel vorbeikam und unser Sortiment freundlich signierte, stieg der Preis pro Glas gleich um ein Vielfaches. Leider habe ich davon kein Exemplar, weil Selbstbereicherung bei uns damals verpönt war.

Natürlich hatten wir die Aktion und deren Sinn bei der Stadt und der Documenta-Leitung angemeldet, sonst hätten wir nicht rund 10.000 Mark mit der Erde des umstrittenen Bohrlochs von Walter de Maria zugunsten des guten sozialen Zwecks einnehmen können.

Antje und ich überreichten nach der Preisverleihung dann auch gemeinsam die 500 Mark Preisgeld (250 für Antje, und 250 für uns) einer zweiten Behinderteneinrichtung in Kassel, wo wir von den Kindern und ihren Betreuern mit Kaffee und Kuchen einen Nachmittag lang verwöhnt wurden. Die 10.000 Mark hatten wir vorher schon an das Behindertenheim am Grenzweg in Kassel gespendet.

Soweit meine Geschichte zum Preis der Paul-Dierichs-Stiftung.