Wie wird man prominent? Wohl so mancher stellt sich diese Frage und findet eine Vielzahl von Antworten. Außergewöhnliche Leistungen und Talente können den Weg zur Ruhmeshalle erleichtern, oder die Allianz mit entsprechenden Partnern. Doch ganz allein erreicht man den Promistatus natürlich nicht, es bedarf auch eines Publikums sowie entsprechender Medien, die inszenieren und damit Geld verdienen. Diskrepanzen zwischen Mensch und Image sind da unvermeidlich, wenn man einer prominenten Person persönlich oder im Interview begegnet, die kaum einen vollständigen Satz zu äußern vermag (ich spreche nicht nur von Fußballstars). Liest man dann deren Autobiografie in einem opulenten Buch, die flüssig geschrieben und inhaltlich facettenreich zu Papier gebracht worden ist, mag die Verwunderung noch größer werden. Da haben Co-Autoren dann ganze Arbeit geleistet, denn das, was ein Promi in wenigen Stunden erzählt, und dem, was anschließend vom Autor in Hunderten von Arbeitsstunden und häufig über Jahre hin zu Papier gebracht, nachrecherchiert und wohlfeil formuliert worden ist, liegen Welten.

Nehmen wir die Autobiografie des ehemaligen Schlagzeugers der Spider Murphy Gang, Franz Trojan, dessen biografisches Erzählen „frei von der Leber weg“ durchaus wörtlich zu nehmen ist. Kommen zu musikalischen Glanzleistungen auch noch Saufen, Schlägern und Koksen hinzu, macht man sich nicht nur Freunde, und noch weniger beim Erinnern daran, wenn über ehemalige Bandkollegen intimes und ehrverletzendes ausgeplaudert wird. Nun könnte man meinen, Sex, Drugs & Rock ‚n’ Roll gehörten zum Musikerleben, wo der Tag mit einem Joint beginnt und nicht mit Kamillentee („Am Morgen ein Joint, und der Tag ist dein Freund“), doch das mag eine der vielen Mythen im Rockbusiness sein, wie ja vieles in unserer Welt nur Inszenierung ist. Trojans Autobiografie jedenfalls bekam schon vor Erscheinen mehrere Klagedrohungen von Personen, die in dem Buch in unliebsamen Szenerien auftauchen, während andere gar nicht erst erwähnt werden wollten. Kein Wunder also, dass dem eigentlichen Hauptautor der Autobiografie, Klaus Marschall, das Buchschreiben nicht nur Freude gemacht hat, und auch der Verleger zunehmend unfröhlicher wurde. Mag sein, dass die durchwegs guten Rezensionen, die bislang erschienen sind, den Buchverkauf jetzt fördern und auch den Verleger wieder glücklicher stimmen. Ich selbst werde davon aber keinen materiellen Nutzen haben, weil ich meine rund 64 Manuskriptseiten sowie weitere Exzerpte, mit denen ich im Jahr 2010 die Autobiografie von Franz Trojan begonnen und 2012 aufgegeben hatte, Klaus Marschall gegen Namensnennung in der Titelei zur Weiterarbeit geschenkt habe (und damit einen guten kollegialen Freund gewann, was viel wertvoller ist; außerdem wollte ich einfach Franz Trojan helfen, der damals Hilfe brauchte). Fair und fein, wie Klaus ist, hatte er mir anfangs zwar Geld für die Skripte geboten, doch das wollte ich bei diesem komplizierten und finanziell engen Projekt nicht. Warum eigentlich?

Ein Musikmanager, den ich im Lauf der Arbeit sehr zu schätzen gelernt habe, hatte mich am Anfang eines weiteren Projekts freiweg gefragt: „Warum sollen wir ein Buch machen, wenn wir damit nichts verdienen?“ Nun könnte man meinen, eine solche Frage müsste für einen Autor wie mich, der in seiner professionellen Tätigkeit rund 30 Bücher publiziert hat (und manche davon recht erfolgreich), leicht zu beantworten sein. Doch das Gegenteil war der Fall: Fast musste ich mich schämen, den renommierten Mann, der Millionendeals international eingefädelt hat und damit auch wohlhabend geworden ist, mit interessierten Verlagen in Kontakt zu bringen, die keine oder nur geringe Garantiezahlungen (Vorschuss) zwischen 1.500 und 5.000 Euro boten. Auch die Absatzprognose des Heyne Verlags für das Projekt einer Bandbiografie, 10.000 verkaufbare Bücher mit wenig Potenzial nach oben, war wenig ermutigend. Warum sollten Autoren da überhaupt noch in mühevoller Arbeit und Qualifikation, die unabdingbar sind, über Jahre hin Bücher schreiben, wenn sie dann nichts oder nur wenig verdienen? (Die gleiche Frage müssen sich natürlich auch Verleger stellen, die ebenso mit Herzblut sowie finanziell und dem Knowhow ihrer Mitarbeiter erheblich in Vorleistung gehen und finanzielle Verluste riskieren, was Autoren, aber auch die Leser durchaus würdigen sollten).

Diese Fragen gebe ich an Sie weiter, liebe Leser. Bitte kommentieren Sie! Vielleicht finden Sie erhellende, möglichst auch motivierende Antworten.