Erstaunlich, dass Medienprodukte rund um Adolf Hitler und das 3. Reich immer noch erstellt werden und offenbar ein großes Publikum finden. Biografische Erinnerungen aus dieser Zeit interessieren, das kann ich aus meiner Erfahrung als Biograf bestätigen.

So scheint auch eine fiktive Autobiografie von Adolf Hitler – zumindest medien-ökonomisch gesehen – eine gute Idee zu sein. Ich persönlich bedaure ohnehin, dass die rund 400-seitige Familienchronik der Familie Hitler – verfasst von Erna Hitler – unpubliziert in einem amerikanischen Privatarchiv liegt. Darin wäre vielleicht Aufschlussreiches zu lesen. Nun denn, dann vielleicht dies …

Aus der Verlagsinformation: Was er noch zu sagen hätte … Adolf Hitler ist tot – nach seinem Selbstmord im Führerbunker unter der Reichskanzlei findet sich der Diktator in der Hölle wieder. Doch anstelle von Dämonen und Fegefeuer erwartet ihn ein ruhiger, zu ruhiger, gänzlich eintöniger Ort, der ihn stark an seine Gefängniszelle nach dem Putsch von 1923 erinnert.

Es gibt rein gar nichts zu tun, und so beginnt der „Führer“, über sein Leben zu plaudern – vor dem Hintergrund der Welt, wie wir sie heute kennen. Er trumpft auf, lässt die Höhe- und Tiefpunkte der „Kampfzeit“ und des Dritten Reiches noch einmal Revue passieren, zeigt keinerlei Reue und zahlt seinen damaligen und heutigen Feinden postum alles heim. In der Hölle kommt Adolf Hitler endlich dazu, alle Karten auf den Tisch zu legen und seine ganz eigene Geschichte des 20. Jahrhunderts zu erzählen.

Crevelds geradezu intimer Ansatz, eine Quasi-Autobiografie Hitlers aus der Ich-Perspektive zu schreiben, schlägt einen völlig anderen Weg ein als die üblichen wissenschaftlichen Biografien. In teils ironischem, teils bissigem Tonfall wird die Geschichte des „Zeitalters der Extreme“ (Eric Hobsbawm) bündig und allgemeinverständlich erzählt – aus der Sicht einer Figur, die das 20. Jahrhundert wie wenig andere geprägt hat und kompromisslose Ansichten auch über unsere heutige Gegenwart äußert.

Der Autor
Martin van Creveld ist einer der wichtigsten und einflussreichsten Militärhistoriker der westlichen Welt. Er ist emeritierter Professor für Geschichte an der Hebräischen Universität Jerusalem. Zuletzt erschienen von ihm im ARES Verlag: „Wir Weicheier. Warum wir uns nicht mehr wehren können und was dagegen zu tun ist“, 2. Auflage, Graz 2017, sowie: „Kampfkraft. Militärische Leistung und Organisation der deutschen und amerikanischen Armee 1939–1945“, 5. Auflage, Graz 2016.