Wir alle haben schmerzhafte Punkte in unserem Lebenslauf: Lebenskrisen, Krankheit, Trennung von Partnern, Tod naher Menschen, wirtschaftliche Probleme bis hin zur Insolvenz. Bei älteren Generationen kommt das Trauma der beiden Weltkriege hinzu. Da gibt es viele, die daraus folgern, den Blick in die eigene Vergangenheit eher zu meiden, ganz nach dem Motto: „Lass die Vergangenheit ruhen, ändern kannst du sie ohnehin nicht mehr. Wir leben in der Gegenwart.“

Stimmt dieser Satz? Können wir die Vergangenheit nicht ändern? Ja und nein. Die Fakten können wir nicht mehr ändern. Wenn jemand gestorben ist, ist er… Sie wissen schon. Hat sich Ihr Aktiendepot im Jahr 2008 mehr als halbiert, bei manchen sogar bis zum Totalverlust aufgelöst, dann sehen Sie das auf Ihrem Kontoauszug. Daran gibt es nichts zu rütteln?

Doch! An den Tatsachen der Vergangenheit können Sie nichts ändern, aber in Ihrer Sicht darauf. Sie entscheiden, wie Sie die Dinge sehen – auch und gerade die der Vergangenheit. Der Philosoph Sören Kierkegaard sagt: „Leben kann man nur vorwärts, das Leben verstehen nur rückwärts.“ Ganz richtig: Das Sehen ist eine Verständnis-Leistung, und weil wir alle bei gleichem Sachverhalt etwas anderes sehen – nicht nur in Nuancen, wie Zeugenaussagen vor Gericht belegen -, verstehen wir auch individuell unterschiedlich. Ändern Sie Ihren Blick, dann ändern Sie auch Ihre Sichtweise und damit Ihr Verständnis.

Ich will das an einem aktuellen Beispiel verdeutlichen. Eine alte Börsenweisheit sagt: „Das Geld ist nicht weg, es hat nur jemand anderes.“ Ganz richtig. Sie könnten bei Verlusten lachen und sich freuen, dass sich andere über Ihr Geld freuen. Sie haben darauf, wie Sie reagieren, alle Optionen! Sie können verzweifeln und Ihrem Leben auf der Bahnstrecke ein Ende setzen (wie der Pharmamilliardär Adolf Merkle, einer der 10 reichsten Deutschen). Sie können sich grün und blau ärgern, bis Ihre Gesundheit darunter leidet und Sie im Krankenhaus landen. Und so weiter. Letztlich ist das Spektrum möglicher Reaktionen weit.

Was hat das nun mit dem biografischen Schreiben zu tun? Sehr viel. Indem wir uns erinnern und darüber reflektieren, haben wir immer die Chance, unseren Blick und unsere innere Haltung auf die Geschehnisse zu überprüfen und zu ändern. Ich habe als Ghostwriter viele Menschen beim Aufarbeiten und Schreiben ihrer Biografie unterstützt. Sie alle fühlten sich danach erheblich entlastet, weil ich ihnen helfen konnte, auch schwierige Lebensthemen aufzuarbeiten und mit neuen Augen zu sehen: von Altlasten befreit, hat ihnen das biografische Schreiben neue Lebensfreude gebracht.