Als ich für den 21. Juni 2011 zu einem Vortrag in der FH Kunst Arnstadt eingeladen wurde, ahnte ich nicht, dass ich mehr als zwei Monate später immer noch nicht mein bescheidenes Honorar von EUR 200,- für den Vortrag zuzüglich Reisekosten bei rund 900 km (EUR 134,40) sowie Hotel (EUR 47,-) bezahlt bekomme. Hotel- und Benzinkosten hatte ich vorlegen müssen.

Jetzt muss ich wohl einen Mahnanwalt beauftragen, denn meine drei Zahlungserinnerungen sowie eine telefonische Anfrage bei der FH Kunst haben nichts gefruchtet. Als Unternehmer kenne ich durchaus wirtschaftliche Wellenbewegungen am eigenen Leib, die zu vorübergehenden Liqiditätsengpässen führen können. Doch dann ist der einzig richtige Weg, freundlich auf die Gläubiger zuzugehen, ehrlich die Situation darzulegen und um Zahlungsaufschub zu bitten. Bösen Willens müsste man sein, dann kein Verständnis und Entgegenkommen zu zeigen. Doch überhaupt nicht zu reagieren, wie es die Führung der FH Kunst praktiziert, ist ein No-Go, wie es auf Neudeutsch heißt.

Vielleicht hätte ich schon beim Einchecken im Hotel „Zur Goldenen Sonne“ hellhörig werden sollen, als man mich sofort zur Kasse bat. Mein Hinweis, die FH würde die Übernachtungskosten übernehmen, nutzte nichts, als sei nur Bares Wahres. Warum die FH-ler, die einige Stunden vorher sogar persönlich vorbeigekommen seien und mein Zimmer reserviert hatten, wie mir der Wirt erzählte, nicht gleich bezahlt hätten, konnte er mir nicht erklären.

Aus Interesse war ich an diesem Tag schon morgens früh daheim losgefahren, um mittags in Arnstadt (Nähe Gotha) zu sein und mir die FH sowie die Stadt anzuschauen. Vermutlich nicht nur für Westler sind viele ostdeutschen Orte immer noch spannend in ihrer Mischung aus Moderne und Verfall. Auch das Gebäude der FH machte darin keine Ausnahme, wenngleich es relativ gut erhaltene Bausubstanz aufweist. Doch schon beim Eintreten in das Gelände der FH fiel mir auf, wie schlecht die optische Besucherführung war – für eine Fachhochschule, die Freie Bildende Kunst, Kommunikationsdesign und Kunsttherapie anbietet, bemerkenswert. „kommunikationsdesign, transportation / interior design, change management, design management“ nennen die FH-Betreiber ihr Angebot auf der Homepage – ich konnte davon nicht viel sehen.

Auch bei der kleinen freundlichen Führung einer Mitarbeiterin durch die Stockwerke und Ateliers sah ich wenig Überzeugendes, bestenfalls Chancen. Man muss nicht viel Geld haben, um gute Kunst zu schaffen, doch selbst das vermisste ich. Selten fand ich so wenig Inspiration in einer Institution der Künste.

Ich habe in rund 25-jähriger Publizistentätigkeit schon viele Lesungen gegeben und Vorträge gehalten und man darf sich als Autor keine Illusionen machen, dass das emotionale Feedback danach mit dem eines Madonna-Konzerts zu vergleichen ist. Aber hier hatte ich das Gefühl, auf einer Veranstaltung der Consumenta zu sein, wo die Leute einen Lichtbildvortrag genießen und dann nach Hause gehen. Ich halte gern Messevorträge, weil sie oft mit 1000,- Euro zuzüglich großzügiger Fahrtkostenabrechnung, Tagesgeld etc. honoriert werden. Doch hier in Arnstadt war ich auf einer Fachhochschule, wo Studenten lernen und eigentlich Feuer und Flamme für das Thema sein müssten, weil es an dieser anthroposophischen FH ihres ist („Rudolf Steiners Impulse zur Malerei“). Doch es gab kaum Fragen danach, von den Studenten gar nicht. Gleichwohl sei der Lichtbildvortrag sehr schön und substanzreich gewesen, sagten mir später Zuhörer.

Statt mit einem oder einigen der Professoren anschließend noch einzukehren, drückte mir der Kanzler der FH, Horst Schaffarczyk, kurz nach dem Schlussapplaus seine Visitenkarte in die Hand, dann war er auch schon mit den anderen im Abbau der Bestuhlung und anderen wichtigeren Tätigkeiten abgetaucht. Die einzige Freude war, den Kunsthistoriker Reinhold Fäth wieder zu treffen und mit ihm kurz zu plaudern, dann musste auch er gehen, wohl um etwas im Kollegenkreis zu besprechen. Wir verabredeten uns für den nächsten Tag.

Als ich allein mit einem guten Steak und Rotwein auf dem Vorplatz eines der Lokale in der atmosphärischen Altstadt von Arnstadt saß und über den Abend nachdachte, war ich durchaus irritiert über das Klima, das mir geboten worden war, hakte es als Profi aber ab.

Ein paar Tage später bekam ich per Mail die Information, einer der Lehrkräfte sei wenige Minuten vor meinem Vortrag fristlos gekündigt worden, sogar mit sofortigem Hausverbot! Das erklärte einiges. Nur auf besondere Bitte hätte sie noch meinen Vortrag besuchen dürfen. Ich war entsetzt über solche Umgangsformen. Was musste man als Professor tun, um eine fristlose Kündigung mit sofortigem Hausverbot zu bekommen? Mir fiel keine angemessene Aktion dafür ein.

Von einer anderen Lehrkraft der FH erfuhr ich dann, dass sie schon zwei Monate kein Gehalt mehr bekommen habe. Und das sei kein Einzelfall…

Mir drängt sich die Frage auf, wie so eine Institution wie die FH Kunst in Arnstadt überhaupt eine staatliche Zulassung als Fachhochschule bekommen konnte? So wenig künstlerische Leistung in den Studios der Studenten habe ich selbst im Kindergarten meiner dreijährigen Tochter nicht gesehen. Prüfen Sie selbst! Besuchen Sie die FH, ständig werden neue Studenten gesucht.

Würde ich nochmal studieren, wäre die FH Kunst Arnstadt allerdings das letzte, wo ich hingehen würde.