Nicht schlecht staunte ich am Donnerstag, den 11. August 2011, als ich mir über unser Webanalyse-Programm Piwik die Suchbegriffe anschaute, die an diesem Tag zu meinem Biographieblog geführt haben. Eine der Sucheingaben bei Google lautete: „mindestens 8.000 euro, oft um die 30.000 kostet bei rohnstock die …“ (biographie, Anm. AM.)

  

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Nun war ich selbst gespannt, wie eine solche Zeile in meinen Biographieblog gelangen konnte, denn ich hatte soetwas nie geschrieben – und fand auch nichts. Statt dessen ergab die Recherche über Google, dass diese Zeile aus einem Artikel über die neue Biographenbranche stammt, der 2010 beim Bayerischen Rundfunk unter www.br-online.de publiziert und wohl erst kürzlich gelöscht worden ist. Als ich auf den entsprechenden Link des BR ging, war der Artikel jedenfalls nicht mehr vorhanden – aber er war noch im Cache von Google zu lesen! (Jetzt allerdings ist er auch daraus entfernt.)

In dem Artikel wurde die neue Branche der Biographiedienstleister auch kritisch vorgestellt. Hat einer der Dienstleister (per Anwalt?) beim Bayerischen Rundfunk interveniert? Wenn ja, wäre es schwer zu raten, wer das war? Eine entsprechende Anfrage habe ich an den BR gestellt, denn natürlich kann die Löschung des Artikels auch einfache Gründe haben. Dass der Artikel entfernt worden ist, ist auf alle Fälle schade für die Biographie-Kollegen und Institutionen der Oral history, die darin positiv erwähnt worden sind.

Seltsam: Heute vormittag rief eine Düsseldorfer Journalistin an, die mich – wie so oft – direkt fragte, wer der Biographiedienstleister sei, dessen Klage gegen einen Kunden vor dem Amtsgericht 2007 verhandelt worden war. Den Prozessbericht finden Sie hier: http://www.biographiezentrum.de/fachartikel/pdf/fw_65_maeckler.pdf

Wie immer nannte ich auch jetzt keinen Namen. Merkwürdig nur – wie so oft -, dass die Journalistin selbst den richtigen nannte. Sie wies darauf hin, dass laut Presserecht nach abgeschlossenen Gerichtsverfahren durchaus die Beteiligten namentlich genannt werden dürften. Dazu habe ich damals von meinem Medienanwalt, der den Artikel vorab begutachtete, eine andere Auskunft erhalten, weshalb ich den Prozessbericht anonymisiert ließ. Letztlich habe ich auch keine Zeit und Lust, mich in irgendwelche Prozessierereien verwickeln zu lassen.

Das Problem ist, und so formulierte es auch die Düsseldorfer Journalistin in dem heutigen Telefonat, dass die neue Biographenbranche durch solche Geschäftspraktiken dieses Biographiedienstleisters, wie sie in meinem Artikel detailliert geschildert worden sind, zunehmend in Verruf gerät. Biographen haben es ohnehin schwer, Vertrauen bei Kunden aufzubauen, weil jeder sich „BiographIn“ nennen darf und keinerlei verbindliche Ausbildungen und Leistungskontrollen stattfinden. Das Schreiben von Biographien ist Vertrauenssache, und dazu gehört auch, dass der Kunde ein klares Kostenangebot bekommt und nicht „im Laufe der Arbeit peu a peu über den Tisch gezogen wird“, wie es die Journalistin salopp formulierte. Die Mitglieder im Biographiezentrum haben deshalb einen verbindlichen Ehrenkodex.