Die ersten Jahre

Am 2. Januar 1948 wurde ich in Witzenhausen geboren. Ich war ein Achtmonatskind mit gerade mal knapp vier Pfund Gewicht. Meine Mutter war eine Bodentreppe hinuntergefallen, anschließend ging die Geburt los. Zu damaliger Zeit war eine Frühgeburt oft ein Todesurteil. Es gab noch keine Brutkästen, die medizinische Versorgung bei Frühgeborenen war einfach noch nicht so weit wie heute. Außerdem herrschte Nachkriegszeit, wo es ohnehin an allem Nötigen fehlte. Bei meiner Mutter kam noch hinzu, dass sie ein paar Monate zuvor von einem Pferd in die Brust gebissen worden war und dann nach meiner Geburt keine Milch für mich hatte. Ein vergleichbares Milchprodukt war nur über Beziehungen auf dem Schwarzmarkt zu erhalten. Zum Glück hatte die Schwägerin meiner Mutter, meine Patentante, zur gleichen Zeit ein Baby – meinen Cousin, und so bekam ich regelmäßig von ihrer Muttermilch etwas ab. Ich hatte also eine richtige Amme. Trotz allem machte der Arzt meiner Mutter nicht viel Hoffnung, er gab mir eine Überlebenschance von vierzehn Tagen. Doch niemand hatte mit meinem starken Willen gerechnet, ich war von Anfang an richtig zäh! Als mein Vater mich das erste Mal sah, sagte er doch glatt: „Ist die aber hässlich, und eine schiefe Nase hat sie auch! Bleibt das denn so?“

Vielleicht bekommen Babys tatsächlich alles aus ihrer Umgebung mit, denn ich habe mich als Kind, und später als Jugendlicher, immer hässlich gefühlt. Früh schon träumte ich davon, Geld zu verdienen und meine Nase operieren zu lassen. Wenn ich mir heute Bilder von damals anschaue, bin ich ganz erstaunt, denn hässlich kann ich mich nicht gerade finden. Als Kind war es aber ganz schlimm. Vielleicht habe ich tatsächlich als Baby meinen Vater gehört.
Meine Eltern wohnten damals auf dem Hof, eine alte Mühle, wo meine Mutter geboren worden war und den ihr Bruder mit seiner Familie bewohnte und bewirtschaftete. Außerdem gab es noch ein älteres Ehepaar ohne Kinder, bei denen ich bis in meine späte Jugend viel Zeit verbrachte. Meine Großmutter, die Mutter meiner Mutter, lebte ebenfalls in dem Bauernhaus. Sie war damals schon schwer an Gicht und Rheuma erkrankt, sodass sie kaum noch bei der anfallenden Arbeit auf dem Hof mithelfen konnte, aber sie beaufsichtigte mich, wenn meine Mutter nicht da war. Man erzählte mir später, dass meine Oma mich mit ihren verkrüppelten Händen nicht aus dem Bettchen oder Stubenwagen heben konnte und sie es deshalb mit ihren Zähnen gemacht hat. Ich kann mich daran nicht erinnern. Doch wenn ich mir vorstelle, dass eine alte Frau mit dem Kopf auf mich zukam und mit ihren Zähnen zufasste… – da kann ich mir gut vorstellen, dass so ein kleines Baby richtig Angst bekommen kann. Da wusste ich doch nicht um die Gründe, und später hatte ich immer Angst vor großen Hunden, ich würde gefressen – sogar heute noch.

Mein Vater war für damalige Auffassung hier in diesem kleinen Dorf ein richtiger Ausländer. Er kam ein Jahr vor meiner Geburt aus amerikanischer Gefangenschaft mit einem alten Fahrrad angeradelt, das er als Andenken sehr lange aufgehoben hat und das ich mir später oft ehrfürchtig angeschaut habe. Er war im Spreewald, in der Nähe von Cottbus zu Hause. Kein Mensch hier in dem kleinen Ort hatte jemals vom Spreewald gehört. Mein Vater war Sorbe oder Wende und konnte auch diese Sprache sprechen, wovon niemand etwas in Witzenhausen verstand, und somit begegnete man ihm vorsichtig. Nur meine Mutter hatte sich wohl zu nah an ihn rangetraut, sonst wäre ich wohl kaum so schnell entstanden.

Mein Vater arbeitete damals bei der Polizei und meine Mutter in der hiesigen Molkerei. Die Tochter der Molkereibesitzer war mit einem Bruder meiner Mutter verheiratet, und somit waren wir mit dem Eigentümer sogar verwandt, die Tochter war sogar meine Patentante. In damaliger Zeit war das ein großes Glück, denn der gute Onkel Schäfer, wie man den Molkereibesitzer nannte, war recht gut bemittelt, und meine Mutter bekam auch für mich über ihn eine spezielle Nahrung. Auf alle Fälle blieb ich am Leben und bin es heute mit 62 Jahren immer noch. Wie sagt man? Eine Katze hat sieben Leben. Ich hatte sicher auch einige, denn es gab mehrere Situationen, wo ich dem Tod von der Schippe gesprungen bin. Ich muss einen sehr fleißigen Schutzengel haben!

Meine Eltern zogen von dem Hof in eine kleine Wohnung auf einem benachbarten Hof. Dort mussten wir nach kurzer Zeit auch wieder ausziehen, dann ging es in eine kleine Wohnung über einer Schreinerei. Da war ich etwa vier oder fünf Jahre alt, denn an diese Wohnung kann ich mich noch erinnern: Eine kleine Küche mit angrenzendem Wohnzimmer, und über einen riesigen, sehr kalten Flur ging man zum Schlafzimmer meiner Eltern, wo auch mein Bett mit drinstand. Auf diesem Flur wohnte noch eine andere Familie mit mehreren Kindern, die immer sehr laut schrien oder tobten. Die Toilette war draußen in einer Scheune, natürlich ohne Heizung. Meine Mutter erzählte, dass es dort recht unheimlich und sehr kalt war, dass sogar Ratten umhersprangen und sie nie gerne auf dieses Klo ging und deshalb sogar Blasenprobleme bekommen hatte. In der Wohnung selbst war es oft recht laut, wenn in der Schreinerei mit Maschinen gearbeitet wurde.

Erinnern kann ich mich auch noch, dass ich damals schon von den benachbarten Kindern ferngehalten wurde. Kindergarten gab es natürlich noch keinen, trotzdem hatte ich mich wohl beim Spielen mit irgendeinem Kind mit Keuchhusten angesteckt. Das muss sehr schlimm gewesen sein, denn danach wurde ich noch mehr von Kindern ferngehalten – aus Angst, ich könne mich mit irgendeiner Krankheit anstecken.

Ein paar Begebenheiten sind mir von dort noch in Erinnerung: Einmal saßen wir mit einem sehr großen Mann, der bei der Polizei arbeitete, in dem kleinen Wohnzimmer. Zwischen meinem Vater und ihm gab es eine reichlich laute Unterredung, dann stand dieser Mann auf und ging. Mein Vater begab sich daraufhin in die angrenzende Küche, holte Geschirr aus dem Schrank und schmiss alles laut schreiend auf den Boden: ein ohrenbetäubender Krach mit zusätzlichem Geheul und Gebrüll meiner Mutter! Ich wusste gar nicht, was plötzlich los war, und hatte nur furchtbare Angst, und dann waren beide verschwunden und ich inmitten des kaputten Geschirrs allein. Weiter kann ich mich nicht erinnern. Später hat mir meine Mutter erzählt, dass man damals meinen Vater bei der Polizei entlassen hatte, weil er in der Hitlerzeit in der Partei war. Nun war mein Vater ohne Arbeit, und Ersparnisse hatten meine Eltern nicht, denn mein Vater kam ja nach dem Krieg ohne alles aus der Gefangenschaft.

Nach der Kündigung arbeitete er als Milchpulververkäufer in der Molkerei und war oft den ganzen Tag und die halbe Nacht unterwegs, weil er mit dem Zug bis nach Frankfurt – ungefähr 200 km – fahren musste. Dann fand er eine Arbeitsstelle in Göttingen in einem Sanitärgroßhandel, wo er auch einen Firmenwagen bekam – allerdings konnte mein Vater damals noch kein Auto fahren, nur Motorrad. Eines Tages stand er mit einem VW-Käfer auf dem Hof der Schreinerei, und meine Mutter und ich fuhren mit ihm mit, er musste Auto fahren üben. Ich weiß noch, wie meine Mutter immer „Vorsicht“ rief und mein Vater ziemlich holperig fuhr. Ich fand das natürlich toll, obwohl mir nicht ganz wohl bei der Hopserei war, denn so richtig fahren konnte er nicht. Bei dieser Firma blieb er viele Jahre und ich bekam auch ab und zu ein kleines Geschenk.

Einmal kam mein Vater nach Hause und brachte mir ein großes Paket mit. Ich sollte es auspacken und war furchtbar aufgeregt. Es kam eine dunkelrote Nicki-Jacke mit Pelzimitat zum Vorschein. „Das ist ja die Weihnachtsmannjacke!“, jubelte ich voller Überraschung! Ein paar Wochen zuvor in der Weihnachtszeit war ich mit meinen Eltern in Kassel gewesen. Ein unvergessliches Erlebnis. Alle Geschäfte waren mit Tausenden Lichtern geschmückt. So ein Lichtermeer habe ich nie wieder gesehen. Richtige Figuren kamen da an den großen Häusern zum Vorschein. Licht, Licht, Licht ohne Ende, Strom war damals billig. Und einen Weihnachtsmarkt gab es auch, und dort war der Weihnachtsmann, der mich ansprach. Vor lauter Schreck konnte ich kaum meinen Namen sagen. Dieses Erlebnis hatte ich nie vergessen, und dann bekam ich auch noch eine Jacke, die genauso aussah, wie die vom Weihnachtsmann aus Kassel. Das war eine riesengroße Freude, und ich liebte meinen Vater damals sehr.

Unsere Wohnung war auf längere Zeit nicht das Wahre und meine Eltern entschlossen sich, ein Haus zu bauen. Das Grundstück bekam meine Mutter unweit vom elterlichen Hof von ihrem Bruder, und so bauten meine Eltern, obwohl sie nun wirklich nicht viel Geld besaßen, aber diese Umzieherei… und ständig gab es irgendwelche Probleme in den jeweiligen Wohnungen, das wollten sie nicht mehr.

Es wurde ein kleines Häuschen, das am Anfang sogar nur unten richtig ausgebaut war. Wenn ich mir heute überlege, wie wir damals zu dritt im unteren Teil gewohnt haben, das war schon sehr beengt. Später zogen zwei ältere Leute in die obere Etage. Das Geld zum Ausbauen bekam mein Vater von Onkel Gustav, dem Inhaber der Molkerei. Damals gab es nicht so viele Wohnungen wie heute. Es war ein sehr kleines Dörfchen und für die Arbeiter der Molkerei musste Wohnraum geschaffen werden.

Heizung gab es damals auch noch keine, und die Winter waren bitterkalt… Meine Eltern mussten jeden Tag Holz und Kohle reinholen und die Öfen, die überall standen, beheizen. Zweimal im Jahr kam eine Fuhre Holz und Kohle, die auf den Weg abgeladen wurden, und wir mussten alles in einen Holzschuppen hinter dem Haus bringen. Diese Tage hasste ich fürchterlich. Am liebsten wäre ich umgedreht, wenn ich den Haufen vor der Tür sah, als ich aus der Schule kam, denn natürlich musste ich mithelfen. Es war eine regelrechte Schinderei, bis alles an Ort und Stelle war. Das Holz wurde richtig geschichtet, und wenn man es falsch machte, flog der ganze Stapel um und man fing wieder von vorne an. Im Haus selbst und bei der Hausarbeit brauchte ich nicht zu helfen – im Gegenteil, meine Mutter ließ mich überhaupt nichts tun, sie dachte immer, ich würde etwas kaputt machen, es eben nicht richtig können. Damals wurde der Satz geboren: „Lass das, du kannst das nicht!“ Dieser Satz hat mich mein Leben lang begleitet.

Leider habe ich mir immer solche Sprüche zu sehr zu Herzen genommen, andere Kinder hätten vielleicht gesagt, lass die doch reden! Aber ich war eben „brav“, wie meine Mutter häufig betonte. Außer Schulaufgaben hatte ich nicht viel zu tun. Meine Mutter bewirtschaftete einen großen Garten, in dem es sämtliches Gemüse gab, das wir benötigten. Der Garten war ihre Lieblingsbeschäftigung, sie kam ja auch aus der Landwirtschaft. Der Hof war einige Meter entfernt, durch den Tunnel einer Eisenbahnbrücke erreichbar. Unser Haus liegt sehr nahe am Bahndamm. Früher war das nicht störend, da es ja noch nicht so viele Züge gab, wie heute, allerdings waren das noch Dampfloks und somit recht geräuschvoll. Ich kannte es nicht anders, mich haben die Züge nie gestört – im Gegenteil, ich fand das immer ganz spannend.

Auf dem Hof lebten vier Cousins von mir, und auf der anderen Seite unseres Hauses lebte noch ein Bruder meiner Mutter mit seiner Familie: auch noch mal drei Cousins. Dieser Bruder war Schreiner und hatte seine Schreinerei direkt neben unserem Haus. Ich war also eingerahmt von lauter Jungs. Als Kind schaute ich oft sehnsüchtig nach rechts oder links und hab mir immer ausgemalt, wie schön das Familienleben dort sein musste mit soviel Kindern, ich war halt immer allein. Manchmal spielte ich auch mit ihnen, aber meistens durfte ich nicht, mit Jungens sollte ich nicht spielen.

Ich kann mich an Zeiten erinnern, wo ich mitspielen durfte, und das war für mich natürlich richtig toll: auf dem Hof, in den Ställen oder in der Scheune von großen Strohballen runterspringen, Verstecken spielen oder auch mal einfach beim Füttern zuschauen! Es war dort immer was los.

Als ich etwas älter war, ging ich manchmal heimlich auf den Hof, wenn alle auf dem Feld waren, schlich mich in die Küche und machte den riesigen Abwasch, der bei so viel Personen anfiel. Dann versteckte ich mich gegenüber der Küche draußen in einem Schuppen und passte auf, wenn meine Tante müde von der Feldarbeit nach Hause und in die saubere Küche kam. Sie freute sich riesig und ich war selig, dass ich meiner Patentante eine Freude machen konnte.
Anderen eine Freude machen (um natürlich dafür gelobt zu werden), das fing ich schon mit etwa zehn Jahren an. Ich strickte für meinen Vater einen Schal oder auch mal Strümpfe und vieles mehr. Für meine Mutter stickte ich kleine Deckchen und auch für sie einmal sogar ein Bettjäckchen. Diese Sachen waren das Weihnachtsgeschenk für meine Eltern, und ich hatte ein halbes Jahr Vorfreude: Die würden Augen machen! Ich selbst freute mich auch, wenn ich etwas geschenkt bekam, aber das war mir manchmal peinlich, sogar wenn ich Geburtstag hatte. Da wollte ich mich am liebsten gar nicht sehen lassen. Dieses Gefühl, dass ich nicht wichtig bin, sondern andere Menschen es viel mehr sind, hatte ich schon sehr früh in meinem Leben – und wenn ich etwas wert sein sollte, dann nur durch Leistung. Ich wollte immer etwas für andere tun oder etwas herstellen, damit ich wert war, überhaupt da zu sein.

Wenn ich zu Hause Stress hatte, vor allem dann, wenn Streit zwischen meinen Eltern war, ging ich oft zu Tante Lina. Sie war die jüngere Schwester meiner Oma und lebte mit ihrem Mann in einer netten kleinen Wohnung am Berg. Ich stiefelte den Berg hoch und klingelte bei ihr. Wenn Tante Lina die Tür aufmachte, sagte sie oft: „Ach Mädchen, was ist dann wieder los bei euch! Wieder Krach, und du weißt nicht wohin, dann komm rein!“ Bei ihr fühlte ich mich wohl und geborgen, manchmal wäre ich am liebsten bei Tante Lina geblieben.

Es gab auch oft richtige Schweigewochen bei meinen Eltern. Dann sprachen sie tagelang, manchmal wochenlang kein einziges Wort miteinander. Das war ganz schlimm für mich. Ich stand immer dazwischen, und oft musste ich Mitteilungen vom einen zum anderen tragen. Wenn es mir zu lange dauerte, bis meine Eltern wieder miteinander sprachen, ging ich zu meinen Verwandten und fragte, ob sie uns nicht mal besuchen wollten, dann legte sich der Streit zwischen meinen Eltern meist.

Ja, so hatte ich immer zu tun. Warum ich mich überhaupt in ihre Zankereien reinziehen ließ, weiß ich auch nicht, irgendwie war das von Anfang an so. Vielleicht lag es an der Enge unseres Hauses. Wo sollte ich auch hin? Raus durfte ich nicht, und so stand ich meist hinter der Tür, hatte die Ohren aufgesperrt und biss mir vor lauter Aufregung fast die Fingerkuppen ab. Nachts lag ich im Bett und hörte ihrem Streit zu, anstatt zu schlafen. Morgens war ich dann müde und konnte in der Schule nicht richtig aufpassen. Später führte einer dieser Streits dazu, dass ich unbedingt so früh wie möglich von zu Hause weg wollte.

Ich hatte beide trotz allem gern, sie waren meine Eltern, und Großeltern hatte ich keine. Meine Oma vom Hof war gestorben, als ich noch klein war, mein Opa vom Hof habe ich gar nicht gekannt, er war bereits tot, als ich auf die Welt kam. Der Vater meines Vaters war ebenfalls nicht mehr da, die Mutter meines Vaters lebte im Spreewald. Ich habe sie ein Mal bei Verwandten in Hannover gesehen: eine alte Frau in Spreewaldtracht, die kein Wort Deutsch sprach, sondern nur wendisch. Für mich war das damals, als wenn sie vom Mond gekommen wäre, ich war wohl vier Jahre alt. Die Begegnung blieb mir aber immer in Erinnerung. Später habe ich in der Schule gesagt, dass ich nur ein halber Hesse wäre, zur Hälfte ein Wende – das fand ich immer ganz toll!

Nochmal zu meinen Eltern: Ich konnte immer nicht verstehen, warum mein Vater, den ich sehr gern hatte, meine Mutter so anbrüllte. Manchmal habe ich ihn richtig dafür gehasst und mir manchmal gewünscht, dass er nicht mehr nach Hause käme. Meine Mutter hatte zwar manchmal eine recht eigenartige Art, wie ich heute weiß, da konnte man tatsächlich in kürzester Zeit von Null auf Hundert sein. Das ist mir später auch oft so ergangen, obwohl man es gar nicht wollte. Und dann ging es mit ihrem Herzen los: „Mein Herz, mein Herz, ich kriege keine Luft mehr, mir geht es ganz schlecht“, rief sie meist und fasste sich dabei an die Brust. Ich glaubte das natürlich immer und bekam jedes Mal furchtbare Angst um meine Mutter. Sie ging dann meist in die Speisekammer, nahm irgendwelche harmlosen Tropfen und ein Glas Klosterfrau Melissengeist. Danach ging es ihr immer besser.

Da ich ja nichts anderes tat, als ständig meine Eltern zu beobachten, habe ich mir wohl damals abgeschaut, dass man nur etwas einnehmen muss bei irgendwelchen Problemen, und schon ist alles wieder gut. Manchmal hat mich mein Vater sogar nachts aus dem Bett geholt, wenn wieder Streit war, und gesagt: „Kümmere dich um deine Mutter, der geht es wieder schlecht.“ Ich bekam jedes Mal weiche Knie und hatte Angst um sie und die Nachtruhe war dahin.
Meine Mutter war im Krieg Chefin auf dem Hof, als ihre Brüder an der Front waren, und musste alles alleine machen mit einer Polin und einem Franzosen. Irgendwie ist das wohl hängen geblieben, sie ließ sich nicht gerne etwas sagen. Sie wusste alles besser und hatte immer recht – das konnte mein Vater nicht vertragen. Der durfte in seinem eigenen Garten nicht mal einen Zweig vom Baum abschneiden, dann blaffte meine Mutter ihn an, dass er das nicht könne, er würde davon doch nichts verstehen.

Außerdem lief meine Mutter immer zu ihren Brüdern, wenn sie irgendeine Frage hatte, anstatt ihren eigenen Mann zu fragen. Das waren unter anderem einige Streitpunkte. Auch um das liebe Geld ging es ständig. Mein Vater war extrem sparsam, sonst hätte er das Haus nie bauen können. Wenn meine Mutter Geld brauchte, gab es erst mal Zoff, obwohl das ja nicht so viel sein konnte, denn sämtliches Obst und Gemüse kamen aus dem eigenen Garten, aber die Pflanzen kosteten ja auch.

Bei mir war das später, als ich in Witzenhausen, 7 km von meinem Heimatort, in die Schule ging, nicht anders. Ich brauchte meine Fahrkarten oder Geld für Schulutensilien, oder auch mal für irgendwelche anderen Ausgaben. Ich hatte immer Angst, meinen Vater um Geld zu fragen. Manchmal fuhr ich sogar ohne Fahrkarte und musste im Zug zittern, falls ich erwischt worden wäre. Diese Wichtigkeit des Geldes ist in meinem Leben immer geblieben. Ständig hatte ich später Ängste, ich könnte nicht genug Geld haben.

Meine Mutter nähte selber ihre und meine Garderobe, aber auch der Stoff und das Nähmaterial kosteten Geld. Habe ich mal irgendeinen Streit nicht mitbekommen, erzählte mir meine Mutter davon, jammerte und heulte und schloss sich ein, wenn mein Vater kam. Als wir später einen Fernseher hatten, saß ich abends, bevor er kam, am Fenster auf der Sessellehne, schaute mit einem Auge aus dem Fenster und buchstäblich mit dem anderen fern. Sah und hörte ich sein Auto, schaltete ich sofort den Fernseher aus und lief zu meiner Mutter in die Küche und habe ihr geholfen, dass ja gleich die Teller auf dem Tisch standen. Das Essen selbst verlief meist ziemlich verkrampft, denn bei Tisch gab es auch oft Ärger.

Eines verinnerlichte sich damals bei mir sehr stark: Mein Vater fuhr jeden Tag mit dem Auto weg, verdiente das Geld und hatte somit auch das Sagen. Meine Mutter arbeitete auch den ganzen Tag, manchmal bis in die späte Nacht in der Küche mit Einkochen oder Nähen, dafür bekam sie aber meist keine Anerkennung, sondern wurde von meinem Vater auch noch angebrüllt und musste ewig mit Pfennigen rechnen. So wollte ich später nicht leben! Auf keinen Fall das Leben einer Hausfrau führen! Meine Mutter ließ mich auch nichts im Haushalt machen. Ich durfte nicht an den Herd, ich durfte keine Wäsche waschen, ja sogar beim Abtrocknen des Geschirrs hörte ich immer nur, „pass auf, dass nichts kaputt geht“, oder „lass das, du kannst das nicht!“

Einmal wollte ich meiner Mutter eine Freude bereiten, als sie weg war, und habe den Wohnzimmerschrank aus- und wieder eingeräumt, natürlich nach meinem Schönheitsempfinden. Oh je, sie kam und schimpfte mich fürchterlich aus, was mir einfallen würde, da hätte ich nichts dran verloren! Meine schöne Arbeit und Freude war dahin. Meine Mutter konnte immer alles besser und ich stand ewig nur daneben und durfte zuschauen.

Später sollte ich in meiner eigenen Familie den Haushalt machen, das war schwer. Es war für mich die grässlichste Arbeit, die es geben konnte, und ich hatte dabei nur schlechte Laune. Ich wollte Geld verdienen und von niemandem abhängig sein. Das hat sich tatsächlich so durch mein ganzes Leben gezogen. Irgendwie hatte ich so viel mit dem Leben meiner Eltern zu tun, dieses ständige Aufpassen und Angsthaben, dass ich mich selbst und meine Interessen ganz vergessen hatte, bzw. ich habe es erst gar nicht gelernt.

Schon früh flüchtete ich mich in Träume und Märchenbücher. Es gab nichts Schöneres, als mich zurückzuziehen und in meinen Geschichten zu versinken. Oft spann ich Erzählungen weiter und lebte regelrecht darin. Dass, was mir im wirklichen Leben verboten wurde oder versagt blieb, erlebte ich in meinen Träumen. Das war wirklich ein wunderbarer Ausgleich. Meist war ich eine Prinzessin, hatte viel Geld und wunderschöne Sachen und konnte alles machen, was ich wollte.

Natürlich gab es auch recht schöne Zeiten mit meinen Eltern. Mein Vater ging viel mit mir wandern, wir streiften vorwiegend durch die benachbarten Wälder, nahmen den jeweiligen Hund mit und mein Vater erzählte mir beim Laufen schöne Geschichten, wie vom Büblein auf dem Eis, die er mir gar nicht genug erzählen konnte, oder vom Röntge Dase mit der roten Nase, oder, als ich älter war, rezitierte er immer ein paar Verse aus der Bürgschaft oder der Glocke. Ich war da sehr beeindruckt, wie er diese Gedichte aus der Erinnerung aufsagen konnte. Er zeigte mir Tiere oder wusste über die verschiedensten Bäume Bescheid, oder er erzählte mir von seinem Zuhause im Spreewald. Oft waren wir Stunden unterwegs, und wenn wir dann nach Hause kamen, gab es was Leckeres zu essen. Meine Mutter hatte dann in dieser Zeit das Essen vorbereitet.

Manchmal gingen wir drei auch zusammen wandern, aber mit meinem Vater allein war es interessanter. Von meinem Vater bekam ich anfangs auch richtige Streicheleinheiten und ich blieb als kleines Kind sehr gern morgens bei ihm im Bett, denn da erzählte er mir kleine Geschichten. Irgendwann durfte ich nicht mehr zu meinem Vater ins Bett, ja meine Mutter untersagte mir sogar, bei ihm im Sessel auf dem Schoß zu sitzen und mit meinem Vater zu schmusen. Davon hielt sie gar nichts. Sogar später mit meiner eigenen Tochter durfte ich nicht knuddeln, das wäre ekelhaft – nur: Das ließ ich mir natürlich nicht verbieten!

Bei meinem Vater gab es irgendwann eine Distanz, keine körperliche Nähe mehr. Später habe ich darunter sehr gelitten, ich wollte ihn oft mal umarmen, traute mich aber nicht, und er auch nicht. Ob das nur an dem Verbot meiner Mutter lag, ich weiß es nicht. Sie konnte keine körperlichen Gefühle zeigen, da war sie sehr reserviert. Vielleicht war das auch der Hauptstreitpunkt meiner Eltern, denn mein Vater war da ganz anders. Gab es mal schöne Musik im Radio oder später ergreifende Filme im Fernsehen, saß er da mit Tränen in den Augen. Meine Mutter zeigte Gefühle nur in Bezug zu praktischen Dingen: dass sie mich ewig zu dick anzog, in Watte packte, was die Außenwelt betraf, und ständig aufpasste, dass ich genügend aß. Das war wichtig, aber keine Streicheleinheiten, sondern besser heiße Milch mit Honig. Später hat sie mich vor Jungen und Männern gewarnt. Die wollten nur das eine, ich solle ja vorsichtig sein. Die heile Welt gab es nur bei ihr, dachte sie, bloß da war sie alles andere als heil. Irgendwann hat sie mir als Kind mal gesagt, dass sie meinen Vater heiraten musste, daran sei ich schuld. Meine Eltern haben tatsächlich wegen mir geheiratet, als sie sich noch gar nicht lange kannten. Das hat mich dann zusätzlich belastet. Sie wusste es halt nicht besser.

Die Kindheit meiner Mutter war auch alles andere als leicht. Mit vierzehn Jahren hat sie bereits die ganze Familie versorgt: Vater, Mutter und drei Brüder. Die Mutter war schwer gichtkrank und konnte kaum etwas mit den verkrüppelten Händen anfassen, der Vater war schwer magenkrank und starb, als meine Mutter 18 war. Sie musste den ganzen Haushalt fast allein erledigen, zusätzlich zur Feldarbeit, und sie musste eben auch in die Schule gehen. Sie bekam wohl ebenfalls keine Streicheleinheiten und musste in frühen Jahren, eigentlich schon Kind, sehr stark und erwachsen sein. Sicher wurde sie in dieser Zeit geprägt, auch, was ihre ständigen Ängste vor Krankheiten anging, die sie natürlich auf mich übertrug. Aber sie war immer da und hat mich arbeitsmäßig total verwöhnt, denn sie machte ja alles. Sie war es nicht anders gewöhnt.

Eine romantische Stimmung im Haus zu verbreiten, das konnte sie nicht. Auf dem Hof und im Haus wurde nur das Nötigste erledigt, die Feldarbeit war wichtiger. Sie erzählte mal, dass ihr Vater sogar geschimpft hat, wenn sie im Haus putzte, das wäre nicht wichtig! Doch auf alle Fälle war meine Mutter in meinem Leben immer zur Stelle, wenn ich in Not war. Bis zuletzt konnte ich mit ihr reden. Auf sie konnte ich mich verlassen. Auch für die Schule schrieb sie mir Entschuldigungen, vorwiegend für den Sport. Das war nichts für mich, da drückte ich mich gerne. Morgens machte mein Vater immer Frühsport, natürlich sollte ich mitmachen, ich kam immer erst aus meinem Zimmer, wenn er schon fertig war mit Kniebeugen und einigen anderen Übungen. Heute mache ich fast jeden Tag morgens Sport, damit ich mit meinen abgenutzten Gelenken, vorwiegend am Knie, noch laufen kann. Mit Mitte Fünfzig habe ich also mit Sport angefangen, es ist eben nie zu spät.

Musiziert wurde bei uns auch. Meine Mutter konnte gut Klavier spielen, ich bekam ein Akkordeon und meine Tante nebenan gab mir Unterricht, sie war Musiklehrerin. Klavier hätte mir mehr Spaß gemacht, aber ein solches Instrument war meinem Vater zu teuer, und außerdem mochte er den Klang des Akkordeons aus seiner Heimat. Später, als meine Mutter ein Klavier besaß, versuchte ich ebenfalls auf diesem Instrument zu spielen. Dann lernte ich noch Flöte und in der Schule spielte ich im Schulorchester Fidel. Oft saß ich bei meiner Mutter in der Küche und spielte ihr etwas vor, wenn sie dort zu tun hatte. Sie sang mit und dann machte es richtig Spaß.

Mein Vater war viel unterwegs und musste regelmäßig seine Kunden besuchen. Manchmal nahm er meine Mutter und mich mit, und so kamen wir eines Tages zu einer Familie in Kassel. Diese Familie hatte einen kleinen schwarzbraunen Langhaardackel. Ich hatte damals eine Heidenangst vor diesem kleinen Kerl. Natürlich knurrte und bellte er uns an, aber beißen sollte er angeblich nicht. Nun, ich traute mich jedenfalls an ihn nicht ran. Die Frau gab mir eine kleine Stehaufpuppe, die ich ständig aufstehen ließ, wenn dieser Hund sich mir ein wenig näherte, und war heilfroh, als wir diese Wohnung wieder verließen.

Eines Tages, ich lag schon im Bett, mein Vater kam etwas später nach Hause, hörte ich vor der Tür Getrappel und meine Eltern flüsterten leise. Ich konnte mir dazu keinen Vers darauf machen und schlief ein. Am nächsten Morgen stand ich auf und kam in die Küche – da lief doch dieser kleine Hund rum! Natürlich bekam ich erstmal furchtbare Angst und es dauerte einige Zeit, bis ich mit diesem Hund Freundschaft schloss. Es war eine Hündin und sie hieß Heidi. Die Besitzer mussten den Hund aus Umzugsgründen abgeben. Ein paar Jahre später bekamen wir, bzw. Heidi, sechs kleine Welpen. Diese Jahre waren die schönsten in meiner Kinderzeit.

Ständig wuselten die kleinen Kerle um die Füße, fiepten, gaben anfängliche Laute von Bellen ab, zwickten in die Beine, Arme oder Hände, lagen zuhauf auf den Füßen meiner Mutter, wenn sie in der Küche Essen vorbereitete. Dieses weiche Fell und die kleinen warmen Körper! Endlich hatte ich etwas zum Schmusen. Ich spielte den ganzen Tag mit ihnen, wenn ich nicht in der Schule war. Auch Flöhe mussten wir fangen, indem wir einen kleinen Kerl auf den Arm nahmen, nach Flöhen suchten und sie dann zwischen Daumen und Zeigefinger knackten. Nur war diese schöne Zeit irgendwann vorbei. Als sie groß genug waren, mussten sie leider abgegeben werden. Bei jedem der kleinen Kerle fing ich an zu heulen und lief weg, wenn jemand kam, der ihn mitnahm. Damals wurde meine Freundschaft zu Hunden, zumindest kleineren Rassen, geboren. Mit ihnen konnte ich immer spielen, sie hörten mir zu, sie schimpften nicht mit mir, sie hatten mich gern und sie sind bis heute meine besten Freunde.

Als Heidi starb, war ich untröstlich, und so besorgten meine Eltern einen neuen Dackel – diesmal einen wunderschönen braunen Langhaardackel, aber ein Rüde, er hieß Lumpi. Und als ein Lump entpuppte er sich tatsächlich, denn er fing an, ständig meinen Vater beißen zu wollen. Und nicht nur aus Spaß, sondern das war ernst! Mir tat er nichts und meiner Mutter auch nicht, es durfte nur nicht mein Vater auf der Bildfläche erscheinen, dann knurrte er böse und wollte zuschnappen. Irgendetwas hatte mein Vater wohl falsch gemacht. So konnte er jedenfalls nicht bei uns bleiben und Verwandte aus Hannover haben ihn eines Tages mitgenommen. Ich lief traurig umher und schaute immer in die Ecke, wo der Hund seinen Platz hatte. Leer! Eines Tages sagte mein Vater, ich solle einen Korb mit einer Decke nehmen und mit ihm mitfahren.

Auf einem Dorf bei einem seiner Kunden gab es einen kleinen schwarzen Pudel. Wir entschieden uns wieder für eine Hündin, setzten sie in den Korb und fuhren nach Hause. Meine Mutter war gerade im Garten und arbeitete im Gemüsebeet, als wir plötzlich mit dem Körbchen vor ihr standen. Sie wollte keinen Hund mehr, da sie natürlich die meiste Arbeit damit hatte und es ihr auch sehr nahe ging, dass Lumpi wegmusste. Aber als sie den kleinen Kerl in dem Korb sah, war sie dann doch einverstanden.

Ich hatte nicht mehr so viel Zeit für den Hund, denn ich ging inzwischen zur Realschule nach Witzenhausen. Da musste ich morgens um kurz vor 7.00 Uhr mit dem Zug fahren und kam erst nachmittags wieder. Dann gab es Schularbeiten und schon war der Tag rum, aber Hauptsache, es gab einen Hund in unserem Haus! So ganz ohne konnte ich mir das nicht mehr vorstellen.

Mit der Realschule in Witzenhausen passierte etwas für mich sehr Wichtiges. Ich ließ mir allmählich nicht mehr alles von meiner Mutter vorschreiben. Das fing schon mal damit an, dass ich mir die Sachen zum Anziehen selbst aussuchte. Natürlich musste ich erst einmal das anziehen, was sie wollte, doch ich zog mich später unter der Bahnbrücke, durch die ich gehen musste, um zum Zug zu gelangen, um. Meist stand da ein großer Wagen vom Hof, sodass ich geschützt war und auch gleich eine Ablagefläche hatte. Nachmittags zog ich dann wieder die vorgeschriebenen Sachen an. Das war sehr umständlich, aber es war mir wert, denn in der neuen Schule wollte ich nicht wieder durch meine Klamotten zum Außenseiter abgestempelt werden.

Auch sonst verlor meine Mutter mehr und mehr den Zugriff auf mich. Ich ließ mir nicht mehr alles gefallen, was mir oft schlecht bekam. Sie verprügelte mich mit der Hundeleine, sodass ich häufiger blutunterlaufene Striemen an den Armen hatte, die ich dann in der Schule wieder verdecken musste. Noch schlimmer war für mich, wenn sie mich mit Liebesentzug strafte. Das sah dann so aus, dass sie ein oder zwei Tage überhaupt nicht mit mir redete oder mich erst gar nicht ansah. Das war wirklich richtig schlimm für mich! Das machte sie aber nur, wenn sie mit meinem Vater keinen Krach hatte, sonst brauchte sie mich ja für die Übermittlung von Mitteilungen an ihn.

In dieser Schule hatte ich wenig Probleme. Da ich sehr schüchtern und ruhig war, setzte man mich neben den unruhigsten Schüler in der Klasse. Doch das Resultat war nicht ein ruhigerer Schüler, sondern ich taute plötzlich auf! Machte Quatsch und störte mit dem Jungen zusammen ständig den Unterricht, bis ich in einer Mathearbeit eine glatte Sechs bekam, weil ich auch rein gar nichts auf dem Blatt stehen hatte. Da wurde ich dann wieder umgesetzt.

Es war wesentlich schöner als in der Grundschule. Lustig war es auch auf dem Heimweg, nur wurde mir auch da schon wieder vorgeschrieben, mit welchen Mädchen ich zusammen sein durfte. Bloß daran hielt ich mich wirklich nicht, das konnten meine Eltern nicht überprüfen. Schlimm war es für mich, wenn die anderen ins Kino gingen oder mal eine Geburtstagparty feierten und ich nicht mitmachen durfte, weil ich pünktlich nachmittags zu Hause sein musste. Es gab keine Ausnahme, sogar die Eltern einer meiner Mitschülerinnen haben sich mal eingeschaltet. Meine Eltern sagten beide Nein – ganz zu schweigen vom Übernachten bei anderen. Das gab es für mich nicht. Und diese ständigen Verbote wurden später für mich zum Verhängnis, denn ich hatte es nie gelernt, mit anderen lustig zusammen zu sein oder mal auszugehen. Das wiederum brachte mir dann auch irgendwann den Spott meiner Mitschüler ein. Und vor allem konnte sich so keine wirkliche Freundschaften entwickeln und ich stand wieder irgendwann abseits.

Es war so schlimm für mich, dass ich die gesamte Schulzeit bis heute ausgeblendet habe und nie zu einem Klassentreffen gegangen bin. Ich kann mich tatsächlich nur an ganz kleine Ausschnitte erinnern: Ob Grundschule oder später Realschule – beides ist wie ein großer Blackout. Wenn ich heute an den jeweiligen Schulen vorbeigehe, weiß ich einfach kaum etwas aus dieser Zeit. Meine schulischen Leistungen waren recht gut, sodass ich überlegt hatte, auf ein Gymnasium zu gehen. Medizin hat mich schon früh interessiert und ich hätte gern studiert. Nur das wäre teurer geworden, und bei meinem kniepigen Vater konnte ich mir das nicht vorstellen. Ich wollte schnell Geld verdienen und von zu Hause weg.

Ab und zu verdiente ich mir ein paar Mark mit kleinen Jobs, wie Zeitung austragen, bei einer Tante mit zwei kleinen Kindern im Haushalt helfen, im Sommer auf dem Feld Rüben verziehen, oder beim Kartoffelnausmachen helfen. Es gab nicht sehr viel für diese Arbeiten, aber für ein bisschen Taschengeld reichte es. Ich wollte aber richtig Geld verdienen und nicht mehr von meinem Vater abhängig sein. Diesen Gedanken hatte ich bereits mit 15 Jahren.
Ein wunderschönes Erlebnis gab es während meiner Schulzeit, als ich gerade 13 Jahre alt war. In der Zeitung stand: „Sieben Realschüler ausgezeichnet. Witzenhäuser fahren am 8. November als Bundessieger nach Berlin.“ Und da war ich mit dabei! Ein Jahr zuvor gab es ein Deutschlandwettbewerb des Kuratoriums Unteilbares Deutschland, bei dem es darum ging, das Schicksal des zweigeteilten Deutschlands künstlerisch darzustellen. Es handelte sich um eine Stoffapplikation, die Kinder zeigte, die sich über den Stacheldraht hinweg die Hände reichen. Da musste ich ja nun mit, ob meine Eltern das wollten oder nicht. Ich denke, wenn sie mir das verboten hätten, wäre ich von zu Hause ausgerissen, dann hätte es echt gereicht.

Wir sieben Kinder wurden in Kassel mit Bussen abgeholt, die von Frankfurt kamen mit Mitgliedern dieses Kuratoriums, die alle erwachsen waren, wesentlich älter als wir. Natürlich war das für uns sehr aufregend und spannend. In Berlin wurden wir in einer Jugendherberge untergebracht, die für mich wie ein Hotel aussah. Wir waren fast eine Woche dort und nahmen an allen möglichen Veranstaltungen teil, die die Mitglieder des Kuratoriums auch besuchten. Das waren Ausstellungen, Besuch im Rathaus mit unserer Auszeichnung, Stadtrundfahrt, natürlich Besuch an der Grenze, damals gab es noch nicht die Mauer. Ein Jahr später wurde sie dann gebaut. Wir sahen Berlin also „nur“ mit Stacheldraht. Besuch des Springerverlags und abends Vorstellung der Stachelschweine und des Musicals My Fair Lady mit Paul Hubschmidt. Und das Tollste war natürlich unsere Freikarte für die Berliner U-Bahnen und Busse. Die S-Bahn durften wir nicht benutzen. Wir konnten so viel hin und her fahren, wie wir wollten, es kostete nichts, und so waren wir auch ständig unterwegs. Der Hit war, ich verliebte mich zum ersten Mal in meinem Leben. Da waren zwei junge Männer aus Frankfurt, die öfters mit mir und meiner Mitschülerin zusammen die vielen Veranstaltungen besuchten. Einer von den beiden interessierte sich für mich, und ich kriegte jedes Mal weiche Knie, wenn ich ihn sah. Ich war so richtig verknallt! Die letzten zwei Tage unternahmen wir alles zusammen und waren ganz traurig, als wir nach Hause fuhren und er auch noch in einem anderen Bus einsteigen musste. In Helmstedt machten wir Pause und wir konnten uns dann auf dem Parkplatz noch einmal sehen.

Völlig aufgelöst kam ich nach Hause, vor meinen Eltern musste ich das natürlich verbergen. Ein paar Tage später kam ein Brief von diesem jungen Mann. Meine Mutter war schneller bei dem Postboten und konfiszierte meinen ersten Liebesbrief. Sie machte ihn auf (eine Unverschämtheit), las ihn und schrie mich regelrecht zusammen. Ich wusste eigentlich gar nicht, was los war. Es war doch überhaupt nichts passiert, da liefen nur die ersten Hormone aus dem Ruder. Sie hat mir diesen Brief nie gegeben. Ich durfte ihn in ihrem Beisein lesen, dann verbrannte sie ihn. Das habe ich meiner Mutter lange nicht verzeihen können, ich wäre am liebsten auf und davon, nach Frankfurt. So endete mein erstes Verliebtsein. Irgendwie lief wirklich alles schief.

Ganz schlimm war auch mal für mich eine Begebenheit mit meinem Vater in der Realschule. Wir hatten eine Aufführung mit dem Schultheater, es war Weihnachtszeit und ich spielte einen Engel oder einen Stern. Meine Mutter nähte mir ein wunderschönes weißes Kleid mit lauter Sternen aus Goldpapier aufgeklebt. Meine langen Haare blieben offen und auf dem Kopf trug ich aus Goldpapier einen Goldreifen mit einem Stern darauf. Von meiner Mutter bekam ich dünne Perlonstrümpfe und ich wurde geschminkt. Es war eine wunderschöne Aufführung, wir waren alle stolz über den brausenden Applaus und unterhielten uns danach aufgeregt miteinander hinter der Bühne. Da kam mein Vater im wahrsten Sinne des Wortes angeschossen, zerrte mich von der Bühne und schrie mich an: „Wie siehst du denn aus, dünne Strümpfe, offenes Haar und noch geschminkt, du siehst aus wie eine Hure.“ Und eine Androhung von Stubenarrest war auch dabei. Nun, den hatte ich ja ohnehin immer!

Einige meiner Mitschüler bekamen das mit und ich schämte mich in Grund und Boden. Bis heute ziehe ich ungern dünne Strümpfe oder Strumpfhosen an, ich fühle mich darin einfach nicht wohl. Vielleicht führte das auch dazu, dass ich später immer nur Hosen trug und mich mehr männlich als weiblich anzog – dazu ganz kurze Haare. Die Haare später mal wachsen zu lassen, schlug immer fehl, ich schnitt sie regelmäßig ab. Außerdem wollte mein Vater immer einen Sohn haben, meine Mutter wollte aber kein Kind mehr. Wahrscheinlich verkleidete ich mich auch aus diesem Grund so unweiblich, ich wollte ihm doch ein wenig gefallen.

Ich glaube nicht, dass meine Eltern wussten, wie sehr sie mich quälten. Für mich war es manchmal wirklich eine Qual, mit ihnen zu leben. Sicher hatten sie mich, als ich so plötzlich auf die Welt kam, sehr gern, sie wollten mich beschützen, damit ich nicht in falsche Hände kam und mir nichts passieren sollte, ich nicht von der bösen Welt da draußen missbraucht wurde. Meine Mutter packte mich im wahrsten Sinne des Wortes in Watte und Wolle und mein Vater passte auch höllisch auf, dass ich ja nicht abhandenkam. Eigentlich missbrauchten sie mich. So ist das wohl im Leben. Man will etwas besonders gut tun und dann wird aus dem Guten etwas Böses. Ich denke mir, es ist wie bei Yin und Yang: ein Kreis, in dem beides vorhanden ist. Konzentriere ich mich nur auf die eine Seite, gerät die andere aus dem Ruder, weil alles sich die Waage halten muss.

Das habe ich auch später bei meiner Mutter erlebt, als ich mich die letzten Jahre um sie gekümmert habe. Ich brachte es nicht fertig, sie allein zu lassen, als sie hilfsbedürftig wurde, konnte sie nicht einfach in ein Altenheim abschieben und fröhlich mein eigenes Leben leben. Nach einiger Zeit war ich mit dieser Situation total überfordert, und aus dem gut Gedachten wurden manchmal böse Auseinandersetzungen. Oder eben ein Kind, das nur lieb ist oder sein soll – es rastet oft später ganz gewaltig aus.

Meine Eltern wollten mir nicht wehtun, ich wollte das bei meinen Kindern später bestimmt auch nicht, und trotzdem passieren immer wieder Verletzungen. Wir sind Menschen und keine Heiligen, ich denke, wir müssen immer wieder das Gleichgewicht zwischen gut und böse im Auge haben. Der Mensch kann auch das Gute gar nicht erkennen, wenn es nicht das Böse gäbe. Diese beiden Pole, schwarz und weiß, Pol und Gegenpol durchziehen unser ganzes Leben. Und alles, was wir geben, ob gut oder böse, kommt immer wieder zurück. Das ist das Resonanzgesetz des Lebens, wie ein Ball, den ich an die Wand werfe. Er kommt immer so zurück, wie ich ihn werfe.

Meine Mutter wurde als alte Frau von mir ähnlich verletzt, wie ich es als kleines Kind durch sie erlebt und erlitten habe. Diese Gedanken kamen mir manchmal im Zusammenleben mit ihr, doch es gesehen und daran gedacht habe ich immer erst, wenn es schon passiert war. Sie hat tatsächlich auch manchmal zu mir gesagt, musst du mir jetzt alles zurückgeben? Ich wollte es sicher nicht, denn ich wollte ja gut sein. Ich glaube, dass manche Dinge im Leben nicht wirklich von uns bestimmt werden können, sie laufen nach einem Mechanismus ab, den wir nicht wirklich durchbrechen können. Wie heißt es so schön, das Leben wird vorwärts gelebt und rückwärts verstanden. Man muss sich nur die Mühe machen, es richtig anzuschauen.

Manchmal sind Verletzungen auch Wahrheiten. So wie meine Mutter mir als Kind sagte, dass ich schuld sei, dass sie meinen Vater wegen mir heiraten musste. Es hat mich damals zutiefst verletzt, und ich habe es ihr später oft vorgeworfen, wie sie so etwas sagen konnte! Heute sehe ich es ganz real, es war tatsächlich so. Meine Eltern haben überhaupt nicht zusammengepasst, sie haben sich das Leben gegenseitig schwer gemacht und mir ebenfalls. Wäre ich nicht unterwegs gewesen, hätten sie sicher nie geheiratet. Ein Kind sieht die Dinge anders als ein Erwachsener. Es ist klein, die Umgebung und die Welt sind riesengroß, eine Floskel, die ein Erwachsener mal so dahinsagt, kann für ein kleines Kind ein großes Drama sein.

Ein wichtiges Thema für mich kam am Ende meiner Realschulzeit auf. Mein Glaube an Gott, die Bibel, wurde durch das Fach Biologie regelrecht erschüttert. Ich machte mir immer mehr Gedanken über dieses Thema, und irgendwann bekam ich beides einfach nicht mehr zusammen: Wissenschaft und die Bibel. Als Kind habe ich mir Gott als einen alten Mann mit Bart im Himmel vorgestellt, eine richtige gütige Vaterfigur. Ich las die Bibel, vor allem das alte Testament genauso gerne wie Märchenbücher. Und immer, wenn wieder mal alles schief zu Hause oder in der Schule lief, ging ich in den Wald oder nur auf die angrenzenden Felder, setzte mich auf einen Stein, schaute mir den Himmel an und redete mit meinem Vater im Himmel: „Lieber Gott, hilf mir bitte, du kannst doch alles, mach, dass meine Eltern wieder gut sind, ich bin auch ganz lieb.“ Oder ich erzählte ihm von meinen Schwierigkeiten in der Schule. Ich glaubte fest daran, dass er mich beschützen und mir helfen konnte. Damals kam schon ab und zu eine Sehnsucht auf, nicht mehr auf dieser Erde mit dem schwierigen Leben sein zu wollen. Ich dachte mir Geschichten über Engel aus und dass ich in den Himmel flog zu meinem wirklichen Vater. Er saß auf einem großen Thron, ich zu seinen Füßen, und er sprach liebevoll mit einem wissenden ruhigen Ton zu mir.

Warum sollte ich überhaupt leben? Das ist doch alles reichlich komisch. Ich komme auf die Welt, meine Eltern wollten mich erst gar nicht. Dann muss ich mich in der Schule plagen, da will man mich auch nicht. Meine Eltern haben mit sich zu tun, da gibt es höchstens wegen mir noch Krach, ich störe doch nur. Später muss ich arbeiten, und irgendwann werde ich alt und muss sterben. Warum dann nicht gleich wieder im Himmel sein? Was soll das alles? Sogar um die Form des Körpers machte ich mir Gedanken. Warum sehen wir so aus, wie wir aussehen, was ist der Sinn dieses ganzen Erdendaseins? Ich wollte eigentlich hier nicht weiter leben, es war zu schwer ohne große Freude. Meine Eltern konnten mit diesen Gedanken nichts anfangen, sie waren richtig schockiert. Meine Mutter sagte dann: „Du hast dir das Leben nicht gegeben, du darfst es dir auch nicht nehmen, das ist Sünde und du kommst in die Hölle.“ Immer diese Drohungen, da gab es viele, und ich hielt mich dran.

Dann hörte ich in der Schule etwas über die Evolution, über Darwinismus, und ich stellte mir noch mehr Fragen. Nur das machte ich damals mit mir alleine aus und entschied mich dann zunehmend für die Wissenschaft. Mein Glaube an diesen gütigen Vater im Himmel zerbröselte immer mehr und somit auch mein einziger wirklicher Halt.
Ich wurde ein richtiger Atheist. Wenn ich schon leben musste, dann wollte ich richtig Karriere machen und Geld verdienen, mein eigener Herr sein. Allerdings eine große Familie mit vier Kindern fand ich auch nicht schlecht, nur da musste ich Haushalt machen und auf den Mann hören, der das Geld verdiente. Das ging dann höchstens mit einer dicken Mami wie in dem Film Vom Winde verweht. Also doch von Zuhause weg und arbeiten! Endgültig wusste ich das, als eines Tages der Krach zwischen meinen Eltern eskalierte.

Wir hatte gerade Besuch von der Schwester meines Vaters aus Hannover mit deren Mann. Wenn sie da waren, wurde jedes Mal reichlich Alkohol getrunken. Mein Vater trank alleine nie etwas und konnte irgendwie nicht gut Alkohol vertragen. Jedenfalls wurde er meistens sehr aggressiv und schrie noch mehr rum als sonst. Nun musste meine Mutter an dem Abend auch noch zum Singen im Frauenchor. Irgendjemand hatte eine Feier und der Chor musste singen. Das passte meinem Vater schon mal gar nicht, dass sie wegging, obwohl wir Besuch hatten. Mein Vater und mein Onkel tranken fleißig ihren Alkohol und es wurde schon auf meine Mutter geschimpft. Dann spät abends klingelte es, mein Vater hatte meine Mutter ausgesperrt, also konnte sie nicht rein. Er lief wankend zur Haustür, machte auf und das Gebrülle ging los. Mein Onkel machte die Wohnzimmertür zu und sagte: „Kleiner Familienstreit, den müssen wir nicht mitkriegen.“ Ich wollte ihn aber mitkriegen, machte die Tür wieder auf und ging zögerlich in die Küche. Da sah ich gerade, wie mein Vater meine Mutter packte, sie regelrecht gegen die Wand schleuderte und dann wie wild auf sie einschlug und sie immer weiter an der Wand runterrutschte. In dem Moment vergaß ich alles um mich rum. Ich packte meinen Vater von hinten, schleuderte ihn regelrecht von meiner Mutter weg, sodass er ins Straucheln geriet und hinfiel, nahm meine Mutter an der Hand und zerrte sie hinter mir her. Das Ganze war natürlich von lautem Geschrei und Heulen begleitet. Ich zog sie aus dem Haus, auf den Weg und weiter in Richtung des Hofes. Kurz darauf erschien mein Vater brüllend in der Haustür und schlug vor lauter Wut die ganze Tür kaputt, sodass die Scherben flogen. Ich schleppte mehr, als dass sie selber lief, meine Mutter hinter mir her.

Auf dem Hof war niemand, alle waren auf dieser Feier. Ich versteckte meine Mutter im Holzstall und lief in die Gaststätte, wo meine Verwandten feierten. Natürlich kamen meine Tante und mein Onkel sofort mit und versorgten meine mit blutenden Kratzern und Beulen übersäte Mutter. Sie blieb vier Wochen auf dem Hof und wollte überhaupt nicht mehr nach Hause kommen. Ich dagegen ging am nächsten Tag zurück und sah ein richtiges Schlachtfeld. Onkel und Tante aus Hannover waren verschwunden und mein Vater war wohl zur Arbeit gefahren. Ich bemühte mich, wieder Ordnung herzustellen, und machte meinem Vater sogar etwas zu essen. Ich hatte das Gefühl, dass mein Onkel nicht ganz unschuldig an dieser Eskalation war und einfach das Weite gesucht hatte. Ich bin danach nie mehr zu ihm gefahren.

So ging das vier Wochen lang. Ich machte meinem Vater den Haushalt, so gut ich konnte – da durfte ich es mal -, ging wie gewohnt zur Schule und dann auf den Hof zu meiner Mutter. Einmal saß ich traurig allein in der Küche, als mein Vater nach Hause kam. Ich hatte ihn nicht kommen hören. Er nahm mich in den Arm und sagte, dass er das auch ganz schlimm fände, was passiert ist, und er verstehen könnte, wenn meine Mutter nicht mehr nach Hause käme, ich brauche mir aber keine Gedanken zu machen, er würde immer für mich da sein. Das war dann sehr schön für mich, es änderte aber nichts an der Tatsache, dass ich jetzt so schnell wie möglich von zu Hause weg wollte.

Und meine Mutter kam wieder nach Hause, nachdem mein Vater sich bei ihr entschuldigt hatte.