Schaue ich im Rückblick auf mein Leben, hätte ich mir eine Welt voller Kunst, Liebe und Zartheit gewünscht. Letztlich realisiert davon wurde – nun ja … Desto mehr freue ich mich, dass der Künstler Malte Lück einen Text von mir in seinen Ausstellungskatalog „Das Zarte fühlt mehr“ aufgenommen hat:

Menschland – Erdgedächtnis: Wie sich ihnen nähern? Stellen wir uns vor, in einem Flugzeug um die Welt zu fliegen. Was sehen wir? Nun, auf diese Frage wird jeder eine andere, eigene Antwort finden. Was empfinden wir bei dieser Frage? Was erinnern wir? Denken wir? Gedenken wir? Keine Frage: Je mehr wir unser Erdgedächtnis befragen, desto mehr Antworten erhalten wir. Doch sind es immer die Antworten, die wir erwarten? Dazu gleich mehr.

Stellen wir uns jetzt vor, zu einem anderen Planeten zu fliegen. Könnten wir da – irgendwo im Universum – auch von Menschland sprechen, fernab unseres blauen Planeten? Und nach Erdgedächtnis suchen? Wohl kaum. Erdgedächtnis scheint untrennbar mit uns Menschen verbunden zu sein, die wir die Erde seit Jahrtausenden bevölkern, sie formen bis hin zur Deformation, und uns erinnern. Es bedarf also eines Bewusstseins, Erscheinungsformen wahrzunehmen und sie zu interpretieren.

In dieser Evolution unseres Bewusstseins nimmt die Kunst eine besondere Rolle ein. Sie provoziert und geht in Bereiche hinein, die über die materiellen Erscheinungsformen hinauszielen – vielleicht heute mehr denn je in einer zunehmend technisierten und durchorganisierten Welt, wo das Erdgedächtnis auf das Abrufen von Fakten reduziert zu werden scheint, auf den Zugriff von Aufzeichnungen in Datenbanken. Doch es gibt nichts, das davon weiter entfernt wäre als die Kunst und das künstlerische Schaffen im besten Sinne ihres Wesens, denn sie liefern keine eindeutigen Antworten und Fakten, auf keine Frage. Kunst und Künstler geben vielmehr Anregungen und machen Interpretationsangebote, deren Ergebnisse ebenso individuell ausfallen wie unser Erdgedächtnis.

„Wie haben wir uns entwickelt?“, fragt der Künstler Malte Lück. „Welche Kräfte lenken und leiten uns? Welche Bilder und Vorstellungen wirken (dauerhaft, auch über Generationen) auf uns ein? Und was bleibt?“ Wenn Malte Lück diese großen Fragen zum Thema seiner Kunst macht, wird er kaum nur eine Antwort erwarten. Er wird auf die Vielfalt von Antworten hoffen, die letztlich so groß ist wie die Menschen, die sich diesen Fragen stellen und eigene Antworten darauf finden. Malte Lücks künstlerisches Werk – Zeichnungen, Performance, Installationen – kann dazu eine Handreichung sein; es kann inspirieren und auf den Weg bringen, auf den individuellen Erkenntnisweg. Es macht den Weg zum Ziel, zum Abenteuer Kunst.

Siehe auch: https://www.meine-biographie.com/malte-luck-laufbahn/