Die Publikumsreaktionen bei der Filmpremiere im Arri Kino München am 30. Juni 2019 um 17 Uhr hätten nicht unterschiedlicher sein können: Im einen Kinosaal Standing Ovation für die Band und die Filmemacher, im anderen Kinosaal höflicher Applaus nach der Vorführung und schnelle Leerung des Saals, weil die technische Übertragungsqualität der Laudatien aus dem Premieren-Saal unzumutbar war; da konnte auch der Spiders-Kurzauftritt die davonlaufenden Besucher nicht halten.
Und ein Drittes kommt hinzu: Hätten Formel-Eins-Moderator Peter Illmann, Klaus Marschall, der die Autobiografie des Ex-Spiders-Drummer Franz Trojan geschrieben hat, und ich gewusst, dass die Premiere in zwei Sälen stattfindet und wir nur Tickets für den „schlechteren“ Saal online gekauft hatten, wäre ich gar nicht erst zur Premiere gegangen.
„Na ja“, sagten Illmann, Marschall und ich dann etwas pikiert beim Rausgehen, großes Kino war das nicht! Wer zu einer Filmpremiere geht und dafür Tickets kauft, will die Live-Atmosphäre des Einmaligen genießen und keinen Abklatsch in (mieser) Live-Übertragung serviert bekommen. Mehr Spaß hatte meine Tochter Anelia, hier im Bild mit Günther Sigl, und auch wir versöhnten uns dann außerhalb des Kinos bei der Premierenfeier im Biergarten der Max Emanuel Brauerei. Alte Spiders-Freunde, Fans und die Band zu treffen ist immer schön: Hoffen wir, dass die Jungs hundert Jahre alt werden und noch viele Konzerte spielen!
Der Film selbst ist unterhaltsam und handwerklich solide, aber für Kenner wenig überraschend angesichts des verfügbaren Materials aus mehr als 40 Jahren Spider-Murphy-Gang-Bandgeschichte mit mehreren guten Filmen, die es bereits gibt. Interviews mit neuen Bandmitgliedern ergänzen die Montage alten Materials; liebenswert sind aktuelle Szenen mit Günther und Barney im Interview und auf Spurensuche in Schwabing. Wer mehr Tiefe und Informationsvielfalt sucht, ist mit meiner Spiders-Bandbiografie und der Franz-Trojan-Autobiografie besser bedient. Aber zum Start und Vergnügen ist die neue Doku sehenswert (obgleich sie vermutlich keinen Erfolg in den Kinos haben wird, was aber auch den Zeitumständen mit deren Medienüberflutung geschuldet ist).
Aus der Verleih-Information: Seit den 1980-er Jahren ist die Münchner Spider Murphy Gang vor allem für zwei Lieder bekannt: „Skandal im Sperrbezirk“ und „Schickeria“ – und das nicht ohne Grund, schließlich gelang ihnen mit den beiden Songs 1981 deutschlandweit der Durchbruch. Seitdem waren sie nicht mehr aus den Charts wegzudenken. 2017 feierte die Band ihr 40. Bühnenjubiläum und ging deshalb auf große Tour durch ganz Deutschland. Jedes einzelne Konzert war ausverkauft und die Band gefragt wie schon lange nicht mehr. Der Sänger und Bassist Günther Sigl und der Gitarrist Barney Murphy gaben alles, um ihren Fans die größten Hits der Spider Murphy Gang zu bieten, und so ganz nebenbei ließen sie auch ihre Karriere Revue passieren. Seit den 1980-er Jahren tourt die Band so unermüdlich durch das deutschsprachige Europa und gibt dabei stets die gleichen Songs zum Besten. Genau deshalb versucht Barney, Günther davon zu überzeugen, endlich ein neues Lied einzuspielen – vor allem, weil Barney genau weiß, dass Günther mit „Glory Days of Rock ’n’ Roll“ bereits einen neuen Song geschrieben hat, der großes Hitpotenzial aufweist. Doch so leicht lässt sich Günther nicht überzeugen …
Mein lieber Andreas, ich kann mich Deinen Schilderungen völlig anschließen!
Ich fand den Film auch sehr nett, vor allem das Stilmittel, alte Livedarbietungen von Songs mit neuen abwechselnd zu überschneiden, empfand ich als sehr gelungen.
Jedoch missfiel mir, genau wie Peter und Dir, die Organisation der Präsentation.
Nichtsdestotrotz habe ich es genossen, die Band, ihre Freude über die Wertschätzung und deren liebe, nette Art erleben zu dürfen.
Die Spiders haben jeden Funken der Aufmerksamkeit verdient und allein deswegen verdient es der Film, gesehen zu werden. Er nimmt den Zuschauer mit auf eine angenehme, nostalgische Reise.
Hallo Andreas, das kann ich ja gar nicht glauben, dass erstens ihr euch habt Tickets kaufen müssen, viele andere, die sehr viel weniger mit der Band zu tun hatten, waren auf der Gästeliste und Ihr im Nebenkino Platz nehmen musstet. Als Wegbegleiter, Autoren der Gang/Trojan-Bücher und Moderator des einmaligen Konzerts bei Peter’s Pop Show habt ihr, meiner Meinung nach, in die vorderste Reihe zu gehören!
Dass wir nicht auf der Gästeliste standen und uns die Tickets kaufen mussten, hat uns nicht gestört. Es können nicht alle eingeladen werden, und sooo wichtig nehmen wir uns auch nicht. Aber dass die vielen Besucher, die bei der PREMIERE dabei sein wollten, in einen Nebensaal abgeschoben wurden, ohne darüber vorher informiert worden zu sein, hat irritiert und für ärgerliche Kommentare gesorgt. Die Ausschreibung war irreführend.