Ihm ist nichts fremd – so könnte man meinen, wenn man Jochen Sterns Autobiografie Von Mimen und anderen Menschen (Neuauflage, erschienen im Burg Verlag, Rehau, 2010) liest.

Aus der Verlagsinformation: Der Erzkomödiant Stern jahrelang „gestählt“ aus Kämpfen mit Impressarios, Intendanten, Regisseuren und Produzenten sowie manchen Schauspieler-Kollegen hervorgegangen, „rechnet“ hier ab. Nein, nicht mit den eben Erwähnten, sondern mit verschiedenen Missständen, denen der Künstler im täglichen Rollenkampf ausgesetzt ist. Er war kein „Star“ oder Schlagzeilen-Darsteller.

Aber Stern ist es unbesehen abzunehmen, was er da skizziert hat: in flüssigem, sarkastischem Ton, jedoch nie verletzend, aber immer seine Haltung verdeutlichend. Die Kollegen, die hier genannt sind (von Dieter Hildebrand über Götz George bis zu Willy Millowitsch und anderen, weniger „gekrönten“ Häuptern) dürften diese Art mit Wohlwollen zur Kenntnis nehmen.

Der „Rest“ – und das ist der interessierte Leser – entnimmt immerhin neben dem erwähnten Vergnügen über die Marotten manch kauzig-schauspielernden Zeitgenossen noch zusätzlich manche Hintergrundinformation, die kaum jemals publik gemacht wird. In den Kapiteln sind u. a. enthalten „Gefährliche Drehmomente“, „Tourneetheater“ oder Erfahrungen bei „Freilicht-Festspielen“ und bei festen Engagements.

Das ist ein Teil aus Sterns „Repertoire“: Ein gewichtiger befasst sich mit der politischen Haltung des Autors und seinen Erfahrungen. Die er besonders während des mehrjährigen Aufenthalts im „Gelben Elend“ Bautzen sammeln durfte.

1928 in Frankfurt/Oder geboren, wurde Stern noch in den letzten Kriegstagen 1945 in den „Endkampf“ um Berlin geworfen, wo er die ganze Brutalität des Krieges kennenlernte. Als Neulehrer begann er 1946/47 in seiner fast vollkommen zerstörten Heimat und wurde 1947 von der russischen Besatzungsmacht verhaftet und zu 25 Jahren verurteilt. Er kann also auch hier ein Liedchen singen, ein böses, das heutige Stasi-Verharmloser (die Stasi-Organe bewachten ihn und Tausende andere ab 1950, bis man ihn vier Jahre später entließ) garstig in den Ohren klingen müsste.

Stern beschreibt ohne Umschweife, unnachgiebig gerade heraus. Er hat weder übertrieben noch gar geflunkert. Das, was er beschreibt, ist leider Alltag gewesen. Das Buch ist aus einer erfreulich selbstironischen Perspektive geschrieben, die der heute in Bonn lebende Autor mit Bravour beherrscht.

Jochen Stern erhielt am 16.11.2009 das Bundesverdienstkreuz am Bande.