Die neue aufstrebende Branche der Auftragsbiografik hat es nicht leicht, eine verbindliche Berufsbezeichnung zu finden. In den anglophilen Ländern hat sich der Begriff des Personal Historian durchgesetzt, den auch bei uns viele Kollegen favorisieren, ist doch nahezu unsere gesamte Berufswelt anglifiziert worden mit Key Account Managern etc. Gleichwohl wurde gerade dieser Begriff vor etwa einem Jahr aus der deutschen Wikipedia wieder gelöscht und unter Ghostwriter rubriziert.

In dem Wikipedia-Artikel taucht neben dem Personal Historian nur noch der „Autobiografiker“ auf – eine eingetragene Marke der Rohnstock Biografien, die nur lizensiert vergeben wird und zahlenmässig mit einer Handvoll Partner deutschlandweit kaum ins Gewicht fällt, vergleicht man allein die Mitgliederseiten von Rohnstock-Biografien und dem Biographiezentrum. Letztlich gibt es Hunderte, wenn nicht gar Tausende Anbieter biographischer Dienstleistungen in Deutschland, Österreich und der Schweiz, die diesen Begriff des Autobiografikers nicht nutzen dürfen. Was die Marke von Rohnstock daher in dem Wikipedia-Artikel zu suchen hat, bleibt unverständlich.

Bei einer Umfrage, die wir vor einiger Zeit unter unseren Mitgliedern des Biographiezentrums machten, sprachen sich die meisten für die Berufsbezeichnung als Biograf bzw. Biografin aus, weil jeder sofort versteht, um was es geht.

In den Medien spricht man gern von Auftragsbiografen, womit der kommerzielle Charakter dieser biografischen Dienstleistung umschrieben wird. Doch was ist daran treffend, wo doch jede professionelle Tätigkeit kommerziell ist? Sprechen wir von Auftragsmedizinern statt vom Arzt, von Auftragswissenschaftlern als Sonderform des Wissenschaftsbetriebs, von Auftragsverkäufern im Gegensatz zum schlichten Verkäufer etc.? Sind nicht alle Journalisten auch Auftragsautoren? Nur den Auftragskiller heben wir ab vom Mörder, der aus privaten Motiven meuchelt. Sollte diesem Schicksal auch der Begriff des Auftragsbiografen heimfallen?

Jetzt habe ich gestern bei der Auswertung unserer Webstatistiken einen weiteren Begriff gefunden, den ich vorher gar nicht kannte: Biografieauftragsautoren. Wenn ich unseren Seminarteilnehmern die fünf besten Bücher zur Biografiearbeit vorstelle, fällt darunter immer auch das ausgezeichnete Ratgeberbuch von Hans Georg Ruhe: Methoden der Biografiearbeit, das in mehreren Auflagen ediert worden ist. Ab der 4. Auflage (2007) hat er auch das Biographiezentrum auf Seite 135 ins Glossar aufgenommen, unter dem Begriff der Biografieauftragsautoren. Wer den Artikel lesen mag, lese hier.