Inge Krausbecks Lesung bei den 2. Biografietagen in Nordwalde am 27.9.2009 war eindrucksvoll. Jetzt sind ihre Erinnerungen an den Abschied von der DDR auch im Buchhandel erschienen.

Inge Krausbeck
Ausreisezeit
Abschied von der DDR

biographieVerlag ruth damwerth, Münster 2009

Aus der Verlagsinformation: Während ganz Deutschland sich auf die Feiern zum zwanzigsten Jahrestag des Mauerfalls vorbereitet, hat Inge Krausbeck ihre Feier schon hinter sich. Ihr „20. Jahrestag“ war bereits am 30. September, dem Tag, als der damalige Außenminister Genscher auf den Balkon der westdeutschen Botschaft in Prag trat, und den tausenden DDR-Flüchtlingen, die sich im Garten zusammendrängten, verkündete, dass ihre Ausreise genehmigt sei.

„Die Menschen jubelten, fielen sich in die Arme, Tränen liefen vielen übers Gesicht. Es war einer der bewegendsten Augenblicke in meinem Leben!“, erinnert sich Inge Krausbeck, die mit ihren beiden Söhnen nur wenige Stunden zuvor über den Zaun der Botschaft geklettert war.

Zu diesem Zeitpunkt hatte die Ärztin einen zwanzig Monate währenden Albtraum hinter sich. Fassungslos hatte sie im Februar 1988 am Telefon den vollkommen unerwarteten Entschluss ihres Mannes, von einem Verwandtenbesuch in Westdeutschland nicht nach Hause zu kommen, vernommen. Über Ausreise oder „Republikflucht“ hatte Inge Krausbeck nie nachgedacht, sie lebte gerne in der DDR. „Meine Einstellung beruhte auf der Erziehung, speziell durch meinen Vater, der ein Kommunist der alten Schule war, kein verknöcherter Typ, sondern jemand, der sich einmischte und mitgestalten wollte. Was er mir erklärte, hörte ich in der Schule wieder, ich las die entsprechenden Bücher – ich bejahte die DDR“, erklärt die Autorin. Als sie sich schließlich nach langem Überlegen dazu durchrang, einen Ausreiseantrag für sich und die beiden Söhne zu stellen, hatte das keine politischen Gründe, es ging es ihr in erster Linie darum, die Familie wieder zusammen zu bringen. Dann beginnen die Verhöre, Hausdurchsuchungen, Bespitzelungen, Schikanen aller Art. Die Ärztin lernt eine ganz neue, ihr bislang verborgen gebliebene Seite ihres Heimatlandes kennen. Es ist fesselnd, mitzuerleben, wie sie beginnt, die DDR in einem ganz anderen Licht zu sehen. Zwanzig Monate und drei abgelehnte Ausreiseanträge später will sie nur noch raus…

„Ich habe sofort, nachdem ich im Westen angekommen war, meine Erlebnisse aufgeschrieben“, schildert Inge Krausbeck, die heute mit ihrem Mann in Burg auf Fehmarn lebt und dort eine Kinderarztpraxis eröffnete. „Dann habe ich meine Aufzeichnungen für viele Jahre weggelegt – bis ich meine Stasiakte bekam und mich die Vergangenheit wieder einholte!“