Seit meiner frühen Jugend bin ich Genesis-Fan. Auch wenn die Begeisterung für die Band im Laufe ihrer zunehmenden Mainstream-Ausrichtung abkühlte, mag ich sie trotzdem immer noch gern und verfolge ihr Alterswerk – vor allem das von Tony Banks, Peter Gabriel, Steve Hackett und eben jetzt die Autobiographie von Mike Rutherford. Weil ich das Buch heute beim Verlag bestellt, aber noch nicht erhalten und gelesen habe, hier schon mal der Pressetext zur Einstimmung:

Aus der Presseinformation: Mike Rutherford hat mit Genesis Meisterwerke des Progressive Rock eingespielt. Alben wie „Foxtrot“ oder „The Lamb Lies Down On Broadway“ prägten das Genre und haben einen festen Platz in der Musikgeschichte. Die Karriere von Genesis ist geradezu legendär: Vier schüchterne und bescheidene Schuljungen gründeten eine Band und wurden zu weltweiten Superstars. Mit ihrem radiotauglichen Mainstream-Rock wurde Genesis mit Sänger Phil Collins und Keyboarder Tony Banks zu einer der kommerziell erfolgreichsten Musikgruppen der 1980er und frühen 1990er Jahre. In ihrem Zentrum stand Mike Rutherford, der die Musik vom innovativen Progressive Rock, damals noch in der Besetzung mit Peter Gabriel und Steve Hacket, bis hin zu globalen Riesenhits vorantrieb. Jetzt erzählt er erstmalig die erstaunliche Geschichte von Genesis und seiner eigenen Band „Mike + The Mechanics“.

In Zeiten von ständigem Auf und Ab von Alkohol, Drogen und Besetzungswechseln hielt Michaels Vater, ein Marineoffizier des Zweiten Weltkriegs, seine Stellung im Hintergrund. Er beobachtete die Entwicklung von Genesis und unterstützte die Musiker schon von Beginn an, als sie im Packraum eines Hovis-Brottransporters durch Großbritannien tourten. Es gab Höhenflüge und Tiefschläge – doch Captain Rutherford war immer da, die Ohrstöpsel griffbereit und den Melody Maker in der Hand. Sein Credo: „Nun Michael! Du bist der Sohn eines Marineoffiziers. Du musst dich wie ein Marineoffizier verhalten und immer stark sein.“

Mike Rutherford erzählt in seinem Buch von diesem besonderen Verhältnis zwischen Vater und Sohn. Es ist zugleich die Geschichte der Verknüpfung von Musik, Familie und Freundschaft in einem pflichtbewussten Leben, very British. Dabei berichtet der bescheidene und sympathische Musiker von seinem Werdegang vor dem Hintergrund einer schwierigen Vater-Sohn-Beziehung, die auch sein künstlerisches Werk beeinflusste. Durch diese offenherzige und schonungslose Analyse gewährt er dem Leser einen tiefen Einblick in komplexe psychologische Zusammenhänge, wodurch er das Format einer herkömmlichen Musikerbiografie sprengt.

Mike Rutherford ist Gründungsmitglied von Genesis und hat auch Mike + The Mechanics ins Leben gerufen. Mit Genesis wurde er 2010 in die „Rock and Roll Hall of Fame“ aufgenommen. Aber der Erfolg war nicht nur pures Glück: „Als Band hatten wir einen Überflieger-Status erreicht und waren so berühmt geworden, dass man nichts anderes konnte, als sich von den Ereignissen vereinnahmen zu lassen.“ Wie ein roter Faden zieht sich Rutherfords Drogensucht durch seine Erfolgskarriere und die Schilderung seines Scheiterns. „Ich hatte keine Hobbys, und das Leben schien an mir vorübergezogen zu sein.“ Joints, Kokain, Morphium wurden seine Ersatzbefriedigung.

Auf 288 Seiten beschreibt Mike Rutherford den Auf- und Abstieg seiner Karriere, stets von Verlust und Neuanfängen geprägt. Erst ein Knastaufenthalt bringt ihn schließlich zur Besinnung: „Ich musste an die ganzen Typen denken, die schon vor mir hier gehockt hatten. Am Morgen war ich felsenfest überzeugt, dass mir eine ähnliche Zukunft bevorstände, möglicherweise sogar eine lebenslange Haftstrafe. Es war so deprimierend und klaustrophobisch, dass ich mir schwor, nie wieder in einer Zelle zu landen.“