Als ich 1985 in Marburg mein Studium begann, belegte ich im Fachbereich Neuere Deutsche Literatur mein erstes Proseminar über Matthias Claudius, von dem ich nur das Gute-Nacht-Lied „Der Mond ist aufgegangen“ kannte. Noch heute sehe ich mich mit „Schiss in der Hose“ vor diesem ersten Uni-Referat mehrmals auf die Toilette rennen, bevor mir „die Stunde schlug“. Gott sei Dank war es dann doch nicht so schlimm, vor den Kommilitonen über den „Wandsbeker Boten“ zu referieren. Matthias Claudius ist auf alle Fälle biographisch eine Entdeckung wert!

Aus der Verlagsinformation: Matthias Claudius‘ Abendlied »Der Mond ist aufgegangen« ist noch heute weit bekannt, der Autor selbst jedoch droht in Vergessenheit zu geraten. Zu dessen 200. Todestag am 21. Januar 2015 widmet Bestsellerautor Martin Geck dem Dichter und Journalisten eine große Biographie: „Matthias Claudius. Biographie eines Unzeitgemäßen“ (Erscheinungstermin 29. September, Siedler Verlag) zeigt eindrucksvoll, dass es sich lohnt, Claudius und seine Welt neu zu entdecken.

In Matthias Claudius, dem umtriebigen Redakteur des berühmten »Wandsbeker Boten«, spiegeln sich die widersprüchlichen Strömungen der Zeit zwischen Aufklärung und Romantik: Er war zugleich loyaler Untertan und Kämpfer gegen Fürstenwillkür, frommer Christ und Freimaurer, er schien wenig lebenstüchtig und gehörte doch zu den einflussreichsten und meistgelesenen Autoren des 18. Jahrhunderts. In einer Epoche, in der vor allem Kopf und Vernunft zählten, appellierte er an Herz und Gefühl und schrieb stets mit einer scheinbar kindlichen Naivität. Das trug ihm zwar eine enorme Popularität bei seinen Lesern, mitunter aber auch die Herablassung seiner Zeitgenossen ein. Martin Geck zeigt, wie viel Kluges und Zeitkritisches in Claudius‘ vermeintlich naiven Zeilen steckt und legt zum 200. Todestag das große Porträt eines Unzeitgemäßen und seiner Epoche vor.