Zu den wichtigsten Beiträgen zur Biografik der letzten Jahren gehören für mich die Bücher von Raymond Unger. Jetzt hat er ein neues Buch publiziert.
Aus der Verlagsinformation: In seiner Gesellschaftschronik untersucht Raymond Unger den Umgang deutscher Eliten aus Politik, Medien und Kultur mit der Flüchtlingskrise. Die Generation der Babyboomer – meist auch als »Kriegsenkel« bezeichnet – gilt allgemein als Träger der von Bundeskanzlerin Angela Merkel 2015 begründeten »Willkommenskultur«. Ganz gleich, ob Merkels Kabinett, Intendanten oder Chefredakteure: Die Meinungsmacher und Kulturträger unserer Zeit werden von den Kriegsenkeln gestellt. Raymond Unger fragt nach der persönlichen Reife und Bewusstheit dieser Generation, von der Experten sagen, sie sei in puncto Schuld, Scham, Identität und Selbstbehauptung aufgrund des transgenerationalen Traumas extrem verunsichert, und er zeigt auf, wie diese Eliten mit einer historischen Krise umgehen.
Dr. Andreas Mäckler, geb. 1958, arbeitet als Publizist und Biograf in der Nähe von München. Er schrieb als Co-Autor die Autobiografie des Fußballtrainers Rudi Gutendorf („Mit dem Fußball um die Welt“, 2002) und mit dem österreichischen Künstler Gottfried Helnwein das Buch: „Malerei muß sein wie Rockmusik“ (1992). Gründer des Biographiezentrums – Vereinigung deutschsprachiger Biographen.
www.maeckler.com
Ein Kommentar
Carsten Riedel
05.01.2019 um 07:58 Uhr
Der Berliner Buchautor und Künstler Raymond Unger beantwortet in seinen scharfsinnigen und tiefgründigen Buch „Die Wiedergutmacher“ die zentrale Frage, warum es in der öffentlichen Diskussion so schwer ist, Merkel-Befürworter über Fakten zu erreichen. Die Suche nach den Gründen für die moralische Infantilisierung der deutschen Eliten ist dabei entscheidend. Die sogenannte Babyboomer-Generation der Jahrgänge 1955 bis 1970, auch gern als „Kriegsenkel“ oder „Nebelkinder“ bezeichnet, sind die aktuellen Entscheidungsträger in Politik und Medien und sitzen in unserem Land an den Schalthebeln der Macht. Diese Generation hat aufgrund der vererbten transgenerationellen Traumata eine einzige Gewissheit, die ein nebulöses und doch ständig und dauerpräsentes Gefühl darstellt: das Gefühl der Schuld. Aus diesem Schuldgefühl speist sich das Bedürfnis, vergangene Fehler, sozusagen stellvertretend für ihre Eltern, auszugleichen. Diese unreife und unreflektierte Lebenseinstellung hat zu einen Verhaltensmuster geführt, die versucht, Schuld kindlich zu überwinden, indem sie sich Sachargumenten verschließt und die Welt lieber durch utopische Wunschvorstellungen betrachtet. Dadurch setzen diese Wiedergutmacher die Stabilität der deutschen Gesellschaft aufs Spiel. So handelt der Großteil der Eliten nur auf Basis einer nach Max Weber definierten Gesinnungsethik, die Handlungen nach der Handlungsabsicht und der Realisierung eigener Werte und Prinzipien bewertet und zwar ungeachtet der nach erfolgter Handlung eingetretenen Handlungsfolgen. Auch Gesinnungsethiker müssen aber vor ihren Handlungen die erwarteten Handlungsfolgen gründlich und angemessen beurteilen und in ihren Urteilen über eine moralisch richtige Handlung einbeziehen. Diese Generation ist jedoch unfähig, auf Verantwortung basierende und damit harte und unpopuläre Entscheidungen zu fällen. Beispiele dafür sind mannigfaltig und erstrecken sich über Finanz- und Familienpolitik, über Energiepolitik bis zu Migrationsfragen, kumuliert in der Tatsache, dass Deutschland eine kinderlose Frau, zur Mutter der Nation kürt. Wenn Ungers Analyse, mit denen sich zukünftig unvermeidlich entladende ökonomische Spannungen in der globalen Finanzwirtschaft extrapoliert wird, befinden wir uns aktuell in der Phase der „Ruhe vor dem Sturm“.
Der Berliner Buchautor und Künstler Raymond Unger beantwortet in seinen scharfsinnigen und tiefgründigen Buch „Die Wiedergutmacher“ die zentrale Frage, warum es in der öffentlichen Diskussion so schwer ist, Merkel-Befürworter über Fakten zu erreichen. Die Suche nach den Gründen für die moralische Infantilisierung der deutschen Eliten ist dabei entscheidend. Die sogenannte Babyboomer-Generation der Jahrgänge 1955 bis 1970, auch gern als „Kriegsenkel“ oder „Nebelkinder“ bezeichnet, sind die aktuellen Entscheidungsträger in Politik und Medien und sitzen in unserem Land an den Schalthebeln der Macht. Diese Generation hat aufgrund der vererbten transgenerationellen Traumata eine einzige Gewissheit, die ein nebulöses und doch ständig und dauerpräsentes Gefühl darstellt: das Gefühl der Schuld. Aus diesem Schuldgefühl speist sich das Bedürfnis, vergangene Fehler, sozusagen stellvertretend für ihre Eltern, auszugleichen. Diese unreife und unreflektierte Lebenseinstellung hat zu einen Verhaltensmuster geführt, die versucht, Schuld kindlich zu überwinden, indem sie sich Sachargumenten verschließt und die Welt lieber durch utopische Wunschvorstellungen betrachtet. Dadurch setzen diese Wiedergutmacher die Stabilität der deutschen Gesellschaft aufs Spiel. So handelt der Großteil der Eliten nur auf Basis einer nach Max Weber definierten Gesinnungsethik, die Handlungen nach der Handlungsabsicht und der Realisierung eigener Werte und Prinzipien bewertet und zwar ungeachtet der nach erfolgter Handlung eingetretenen Handlungsfolgen. Auch Gesinnungsethiker müssen aber vor ihren Handlungen die erwarteten Handlungsfolgen gründlich und angemessen beurteilen und in ihren Urteilen über eine moralisch richtige Handlung einbeziehen. Diese Generation ist jedoch unfähig, auf Verantwortung basierende und damit harte und unpopuläre Entscheidungen zu fällen. Beispiele dafür sind mannigfaltig und erstrecken sich über Finanz- und Familienpolitik, über Energiepolitik bis zu Migrationsfragen, kumuliert in der Tatsache, dass Deutschland eine kinderlose Frau, zur Mutter der Nation kürt. Wenn Ungers Analyse, mit denen sich zukünftig unvermeidlich entladende ökonomische Spannungen in der globalen Finanzwirtschaft extrapoliert wird, befinden wir uns aktuell in der Phase der „Ruhe vor dem Sturm“.