Wie verfasst man seine Biographie? 2008 bot der Förderverein Bispinghof in Nordwalde – wo auch die jährlichen Biografietage mit Verleihung des Deutschen Biographiepreises stattfinden – an sechs Samstagen eine Schreibwerkstatt an, in der Interessenten das nötige Rüstzeug erlernen konnten. Franz Kowsky hatte allerdings schon vorher begonnen, einzelne Episoden seines Lebens aufzuschreiben. Doch erst die Erfahrungen mit der Schreibwerkstatt ermutigten ihn, diese ersten Ansätze zu einem Lebensbericht auszubauen. Dass dieser Bericht so umfangreich werden würde, damit hatte er allerdings nicht gerechnet:

„Kaum hatte ich mich auf die Vergangenheit eingelassen, wurden die Erinnerungen immer dichter, wurden Einzelheiten und Zusammenhänge deutlich, die mir schon lange nicht mehr bewusst waren. Mein Problem war nicht, dass ich zu wenig wusste. Ich musste mich vielmehr immer wieder entscheiden, was ich auswählen sollte aus der Überfülle der Erinnerungen“.

Wenn man ins Inhaltsverzeichnis seines 460-seitigen Buchs schaut, fällt allerdings auf, dass die Biographie des 1937 geborenen Autors im Wesentlichen nur die Zeit bis Anfang der Achtziger Jahre umfasst. Nur mit zwei Sätzen erwähnt Franz Kowsky, dass er viele Jahre lang auf Bundes- und Landesebene im Deutschen Germanistenverband tätig gewesen ist und dass er sich noch heute kommunalpolitisch engagiert.

„Hätte ich tatsächlich auch noch meine Erfahrungen in der Bildungs- und Schulpolitik darstellen sollen? Wen hätte das denn interessiert außer Fachleuten? Außerdem wollte ich die bildungspolitischen Schlachten der vergangenen 40 Jahre nicht noch einmal schlagen. Das hat genug Kraft gekostet. Daher habe ich mich lieber an den klassischen Typus einer Autobiographie gehalten, der die eigene Lebensgeschichte in den Blick nimmt. Wer möchte nicht gern wissen, wer er ist und wie er zu dem geworden ist, als der er sich sieht?“

Tatsächlich steht in diesen Lebenserinnerungen die Frage im Mittelpunkt, wie aus einem 1937 geborenen Jungen, den der Krieg vaterlos, verunsichert und verarmt zurückließ, zwanzig Jahre später ein Lehrer und Erzieher werden konnte. In mal heiterer, mal ernster Rückschau auf sein Leben versucht Franz Kowsky Antworten auf diese Frage zu finden. Dabei wird hinter den privaten Erinnerungen auch ein Panorama bundesrepublikanischer Geschichte deutlich. 

Empfehlenswert zu lesen, schön ediert vom biografieVerlag ruth damwerth.