»Die Idee zu diesem Buch kam mir während der 81 Tage, in denen mich die chinesische Regierung in geheimer Haft hielt“, sagt Ai Weiwei.
„In diesen langen Wochen dachte ich oft an meinen Vater, einen Dichter, den Mao Zedongs Anti-Rechts-Bewegung ins Exil zwang. Ich erkannte, wie wenig ich von ihm wusste und wie sehr ich die unüberbrückbare Kluft zwischen uns beiden bedauerte. Ich wollte nicht, dass es meinem Sohn eines Tages ähnlich gehen würde. So fasste ich den Entschluss – sollte ich je freigelassen werden – alles niederzuschreiben, was ich über meinen Vater wusste. Und dass ich wiederum meinem Sohn ehrlich zeigen würde, wer ich eigentlich bin, was das Leben ausmacht, warum Freiheit so kostbar ist und weshalb Autokraten die Kunst fürchten.«
Aus der Verlagsinformation: In 1000 JAHRE FREUD UND LEID zeichnet Ai Weiwei ein eindrucksvolles Bild Chinas im Wandel der vergangenen hundert Jahre und beleuchtet zugleich sein eigenes künstlerisches Werden. Er erkundet die Ursprünge seiner außergewöhnlichen Schaffenskraft und seiner leidenschaftlichen politischen Überzeugungen und schildert eindrücklich die Geschichte seines Vaters Ai Qing, einst ein enger Vertrauter Mao Zedongs und Chinas einflussreichster Dichter. Im Zuge der chinesischen Kulturrevolution brandmarkte man Ai Qing als Rechtsabweichler und verurteilte ihn zu Zwangsarbeit. Seine gesamte Familie, darunter auch sein Sohn, wurde in einen abgelegenen und unbewohnten Teil des Landes verbannt, der als „Klein-Sibirien“ bekannt war. In seinen Erinnerungen beschreibt Ai Weiwei seine Kindheit in der Verbannung und die schwierige Entscheidung, seine Familie zu verlassen, um für ein Kunststudium in die USA zu gehen. Dort freundete er sich mit Allen Ginsberg an und ließ sich von Marcel Duchamp und Andy Warhol inspirieren. Aufrichtig und geistreich beschreibt Ai Weiwei seine Rückkehr nach China und seinen Aufstieg zum Star der Kunstwelt, seine Entwicklung zum internationalen Menschenrechtsaktivisten – und wie das Leben in einem totalitären Regime sein Schaffen bestimmte.
Millionen Menschen in aller Welt kennen Ai Weiweis Skulpturen und Installationen. Zu seinen architektonischen Arbeiten zählt die Mitwirkung am berühmten »Vogelnest«-Olympiastadion in Peking. Seine politischen Aktivitäten brachten ihn schon früh mit den chinesischen Behörden in Konflikt, was 2011 zu einer mehrmonatigen geheimen Inhaftierung ohne Anklage führte. Besondere Verbindung hat Ai Weiwei zu Deutschland. Bereits 2007 erregte er mit seiner sozialen Installation auf der documenta 12, für die er 1001 Chinesen nach Kassel einlud, große Aufmerksamkeit. Es folgte die Ausstellung »So Sorry« im Haus der Kunst in München 2009 sowie die viel beachtete Werkschau in Düsseldorf 2019. In seinen sehr persönlichen Erinnerungen gibt Ai Weiwei einen außergewöhnlichen Einblick in die vielfältigen Kräfte, die das moderne China geformt haben, und mahnt uns zugleich, die Meinungsfreiheit immer wieder neu zu verteidigen.
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