Ich denke gern an die Jahre 1985 bis Anfang der 90er-Jahre zurück, als ich über die Farbentheorie und Malpraxis anthroposophisch inspirierter Künstler promoviert und publiziert habe. Damals besuchte ich auch Gerard und Elisabeth Wagner auf dem Dornacher Hügel. Schön, dass jetzt eine umfassende Werkbiografie über Gerard Wagner erschienen ist.

Aus der Verlagsinformation: Caroline Chanter legt mit ‹Ein Leben mit Farbe› die erste umfassende Biografie des Malers Gerard Wagner (1906–1999) vor. Er verstand die Gesamtheit der Farben als ein Alphabet und suchte nach objektiven Prinzipien in der Begegnung mit dem Wesen der Farbe.

«Die Bilder von Gerard Wagner sind Farbsymphonien, während die Motive als solche in den Hintergrund treten.» So beschreibt Caroline Chanter die Schaffensphase des Malers ab den 1990er-Jahren. Dabei geht es nicht um einen Farbrausch, sondern um die inneren, lebendig-bewegten Qualitäten der Farben. Dies wird besonders in den Metamorphosenserien deutlich, in denen sich ein Motiv in ein anderes verwandelt, also einen Zusammenhang behält und doch Eigenständigkeit besitzt.

Gerard Wagner lernte 1924 beim Landschaftsmaler John Anthony Park in einer Künstlerkolonie in Cornwall, Großbritannien, dass der Ausdruck der Farbe wichtiger als die Form sei. Später studierte der junge Künstler am Royal College of Art in London, Großbritannien. Hookway Cowles machte ihn mit der Anthroposophie bekannt. 1926 begleitete Gerard Wagner ihn zum Goetheanum in Dornach, Schweiz.

Die Eindrücke, die er hier aufnahm, machten aus einem Kurzbesuch einen lebenslangen Aufenthalt. Gerard Wagner vertiefte sich in die Anthroposophie und die von ihr angeregten künstlerischen Impulse in Eurythmie, Schauspiel, Sprachgestaltung, Bildhauerei und Malerei vor allem bei Henni Geck. Durch Farbexperimente erkundete er objektive Prinzipien des Wesens der Farbe. Gerard Wagner beschrieb das so: «Es malt in mir.» Das Individuelle liege in der «Richtung» des künstlerischen Schaffens. 1997 fand eine internationale Schau seiner Werke im Menschikow-Palast, einem Flügel der Eremitage in St. Petersburg, statt.

Caroline Chanter, eine Schülerin von Gerard Wagner und die heutige Leiterin der von ihm gegründeten Malschule in Dornach, zeichnet das Leben des forschenden Malers in seinen äußeren Stationen, inneren Beweggründen und mit vielen Fotos und Werkabbildungen nach.