Hin und wieder kommt es vor, dass mein Name in der Danksagung eines Buchs zur Biografiearbeit auftaucht, doch das ist nicht der Grund, warum ich jetzt dieses facettenreiche und schön edierte 304-Seiten-Werk allen empfehle, die sich mit interdisziplinärer Biografiearbeit beschäftigen, denn Kathrin Oplatka öffnet einen inspirierenden Zugang zum biografischen Arbeiten mit künstlerischen Mitteln, den es in dieser komprimierten Form bisher nicht auf dem Buchmarkt gegeben hat.

Die Musikerin, Theaterpädagogin und erfahrene Erzählcafé-Moderatorin verbindet in dem Praxisbuch ihre vielseitigen Kompetenzen und zeigt, wie Lebensgeschichten in kreativen Prozessen Gestalt annehmen können – in Sprache, Klang, Bewegung, Bild und Szene. Ausgehend von der Überzeugung, dass hinter jedem Menschen eine erzählenswerte Geschichte steht, lädt Kathrin Oplatka dazu ein, Erinnerungen neu zu betrachten und ihnen in ästhetischer Form Ausdruck zu verleihen. Ihr Ansatz richtet sich gleichermaßen an Menschen mit und ohne künstlerische Vorerfahrung: Mit einer Fülle an niederschwelligen, leicht umsetzbaren Methoden regt sie dazu an, biografische Themen durch Schreiben, Musik, Theater oder bildnerisches Gestalten zu erforschen.

Besonders gelungen ist die sinnlich-praktische Vermittlung: Die Autorin bietet nicht nur theoretische Impulse, sondern auch konkrete Übungen, Fragebögen und Interviews, die als Ausgangspunkt für eigene kreative Prozesse dienen können. Dabei entsteht ein reichhaltiges Werk, das sowohl für die theaterpädagogische und therapeutische Praxis als auch für Gruppenarbeit, Bildungssettings oder die persönliche Reflexion geeignet ist.

Das Leben in Wort, Ton, Bild und Szene ist ein Buch, das Mut macht, Erinnerungen künstlerisch zu beleben – und zeigt eindrucksvoll, wie Kunst zum Medium der Selbst- und Fremderkenntnis werden kann.