WDR 5 bringt am Donnerstag, 28.6.2012, um 15.05 Uhr in der Reihe „Lebensart“ eine hilfreiche Livesendung zur Familienforschung in Zeiten des Internets. Meine Kollegin Renate Naber hat dazu eine Expertin eingeladen, die auch Fragen beantwortet. Man kann dort anrufen und über eigene Erfahrungen berichten. Hörerinnen und Hörer können sich live an der Sendung beteiligen über das kostenlose WDR 5 Hörertelefon 0800/5678-555.

Link: http://www.wdr5.de/sendungen/lebensart/s/d/28.06.2012-15.05/b/familienforschung-in-zeiten-des-internets.html

Aus der Senderinformation: Viele Menschen befragen erst einmal Angehörige, Eltern, Großeltern und – tanten, wenn sie etwas über ihre Familiengeschichte erfahren wollen. Doch was tun, wenn keiner mehr lebt, den man noch fragen könnte?  Oder die Informationen eher dünn gesät sind, wenn es um frühere Generationen  geht und man Genaueres über die Familie herausfinden möchte? Auch kursieren in der Familie oft unterschiedliche Daten über Jahreszahlen, Orte, Heiratstermine oder auch Berufe. Wann war denn Großtante Johanna, die so früh verstorben ist, tatsächlich geboren? Und in welcher Einheit hat Opa nun wo gekämpft, bevor er im Krieg gefallen ist? Beim Zusammentragen solcher Daten kann das Internet eine wichtige Quelle sein. Wie man das Internet nutzen kann, um Daten über die eigene Familiegeschichte zu recherchieren, darüber spricht die Expertin in der LebensArt.

Die Vorbereitung der Recherche
Ohne eine gewisse Informationsgrundlage ist es sinnlos, im Netz zu suchen. Man braucht Namen und Daten, eine Person und dazu Geburts- oder Sterbedatum beispielsweise, am besten noch eine Ortsangabe.  Deshalb ist zum Einstieg in die Ahnenforschung auch als erster Schritt die „Offline-Recherche“ wichtig: Dokumente suchen und ordnen, Verwandte befragen, ggfs. Erbstücke (Schmuck oder Haushaltsgegenstände) auf Gravuren oder andere Besonderheiten hin untersuchen.

Wie man recherchiert
Mit den bereits gesammelten Daten kann man sich dann im Internet auf die Suche begeben. Über Menschen, die ein herausgehobenes  Amt bekleidet haben, können schon mit Hilfe einer Google-Suche Informationen gefunden werden: Fabrik- oder Gutsbesitzer, Richter, Ratsherren, Lehrer oder Pfarrer. Da gibt man einfach mal den Namen – mit Anführungszeichen geschützt – und den Ort bei Google ein und oft stößt man schon hier auf Informationen. 

Portale für Genealogen/Ahnenforscher im Netz
An erster Stelle  ist hier das „Genealogienetz“  www.genealogynet.de zu nennen. Es wird getragen vom Verein für Computer-Genealogie. Dieses Angebot ist sehr umfassend. Für Einsteiger empfiehlt es sich, die Seite „Hilfen“ als erstes zu studieren: Hier gibt es praktische Hinweise für beginnende Ahnenforscher. Unter anderen auch Briefvorlagen, mit deren Hilfe Informationen von Standesämtern, Kirchen und Institutionen erbeten werden können. Denn: Jede/r hat das Recht, sich aus familienkundlichen Gründen Einblick in Personenstandsakten zu verschaffen – meist muss man das belegen, also z. B. Mitteilen, welcher Verwandtschaftsgrad vorliegt. 

Datenbanken: kostenlos für alle
Dazu gehören die Genealogischen Ortsverzeichnisse (Informationen zu Orten, z. B. zum Namen, zur Siedlungsgeschichte, zur Stadtentwicklung), Online-Ortsfamilienbücher (auf der Grundlage von Kirchenbüchern werden die Familien eines Ortes alphabetisch aufgelistet, mit den zur Verfügung stehenden Daten, also Vornamen und Daten; wenn man einen Namen anklickt, kommt man auf die Einzelseite, wo z. B. Kinder, Ehepartner oder andere Familienverbindungen aufgezeigt werden).

Adressbücher: hier kann man Adressen nachschlagen.  Familienanzeigen, Totenzettel, Grabsteine, Verlustlisten des Ersten Weltkriegs sind weitere verfügbare Quellen.

Mailinglisten und Foren dienen der Kommunikation unter den Ahnenforschern. Hier werden Fragen gestellt, nach Ortsgeschichten oder Personen, Bitten um Entzifferungshilfen bei Briefen oder andern Dokumenten finden sich da auch. Es gibt Foren mit unterschiedlichen Ausrichtungen; häufig sind sie regional orientiert.

Weitere hilfreiche Portale:
www.Ahnenforschung.net oder www.myheritage.com oder www.verwandt.de. Die meisten dieser Portale haben ähnliche Suchoptionen – nach Namen oder Ort. Ein paar Besonderheiten:
Bei myheritage können mehrere Menschen gemeinsam an einem Stammbaum arbeiten – es reicht, wenn eine Person beginnt und andere dazu einlädt.

Ahnenforschung.net gehört zu ancestry.de – da muss man Mitglied werden, um Ergebnisse zu sehen.

Verwandt.de bietet unter der Adresse http://www.verwandt.de/karten/ Karten an, die die Häufigkeit von Nachnamen abbilden; da kann man schauen, wo es noch Menschen gleichen Namens gibt.

Wenn Vorfahren oder Verwandte ausgewandert sind, erstreckt sich die Suche eben nicht nur auf Deutschland.  Es gibt internationale Genealogieportale, die im Grunde ähnlich strukturiert sind wie die deutschen; hier ein paar Namen:
http://www.famililink.com/ – gehört zu derselben Gruppe wie myheritage

www.geni.com/ – Mitglieder arbeiten an einem Weltstammbaum …

Die Suchseite weltweit ist die der Mormonen: www.familysearch.org

Sie können nach Eingabe des Namens die Ergebnisliste immer weiter filtern, zu den einzelnen Personen gibt es Stammblätter, falls Bilder vorhanden sind (z. B. ein Blatt vom Zensus Anfang des 20. Jahrhunderts), sind sie abrufbar – eine gute Quelle.

Familiengeschichte in Osteuropa erforschen
Viele Dokumente aus Ost- und Westpreußen,  aus Schlesien und Pommern sind zerstört. Einiges wurde allerdings während des Krieges ausgelagert und ist heute zentral untergebracht:

Zentralstandesamt Berlin: Daten von ca. 1400 Standesämtern
Evangelisches Zentralarchiv: Online kann man dort die Liste der vorhandenen Kirchenbücher sehen.
Bischöfliches Zentralarchiv in Regensburg: Kirchenbücher  v.a. aus Ost- und Westpreußen; in Regenburg selber allerdings zunehmend nur noch Mikrofiches, da die Originale an die polnischen Bistümer zurückgegeben werden. Hier kann man nur nach vorheriger Anmeldung in den Lesesaal.

Kirchlicher Suchdienst: arbeitet im Auftrag des Bundesinnenministeriums; es ist eine Personensuche möglich, Feldpostbriefe werden ausgewertet, es gibt Hilfe bei der Suche nach Urkunden wie z. B. Geburtsurkunden. Das Angebot ist gebührenpflichtig.

Recherche weltweit:
bei www.deutsche-auswanderer-datenbank.de kann man mit Namen und Jahreszahlen suchen.

www.ellisisland.org bietet ebenfalls die Möglichkeit, einzelne Personen zu finden, mit Angabe von Schiff und Ankunftsdatum auf Ellis Island, der Einwandererschleuse vor New York. Den Datensatz als hübschen Druck zu erstehen, kostet rd. 50,-$. Die Website bietet aber auch echte Hilfen für Genealogen, inkl. Tipps auf Englisch.

Für jede Region gibt es mindestens einen Verein, der sich mit der Heimatgeschichte befasst und dabei auch biographischen Details kennt, nutzt und publiziert.
http://www.ostpreussen.net/

Banater Heimatforum
Hilfreich sind auch oft die Landsmannschaften: Banater Schwaben, Ostpreußen, Oberschlesien, Pommern, Schlesien, Siebenbürgen und Sudetendeutschland.