Konstantin Weckers Autobiographie habe ich zweimal gelesen. Sie enthält alles, was ich bei Eric Claptons Lebensgeschichte vermisst habe: Sprachkunst, Poesie, Musikalität und tiefere Lebensphilosophie. Scheint das biographische Scheitern derzeit en vogue zu sein, so scheitert Konstantin Weckers als ein Besonderer, denn auch das will erlebt und erlitten sein.

„Wir bauen uns im Laufe unseres Lebens wie Kinder immer wieder Sandburgen, immer wieder eine Festung aus Teilwahrheiten und Lügen, die wir begeistert Ich nennen, nicht ahnend, dass Heerscharen verschiedener, sich oft widersprechender Ichs als wackere, untereinander verfeindete Soldaten in dieser Festung hausen, jeder Einzelne bereit, erbittert für seine Überzeugung zu kämpfen und den anderen abzuschlachten. Es zeigt uns ja gerade das Scheitern, dass die ganze Persönlichkeit, die man so mühevoll aufgebaut hat, auf einen Schlag zusammenbrechen kann. Und: dass hinter all den Fassaden dennoch etwas Unzerstörbares existiert. So verbergen wir uns ständig vor uns und unseren Mitmenschen, und wenn uns plötzlich ein großer Schmerz befällt, sind wir oft unfähig, ihn als Chance wahrzunehmen.“