Die Nachricht von ihrem Tod am 7. Juli 2020 hat mich erst heute erreicht – und schockiert. Mir war, als ziehe sich mein Herz zusammen. Im Sommer 2019 hatten Inka und ich noch miteinander telefoniert, da klang sie optimistisch, den Krebs besiegt zu haben und sich wieder voller Elan der Biografiearbeit widmen zu können.

Biografisches Schreiben war das Thema, das uns seit ungefähr 2007 kollegial verband. Ich hatte drei Jahre vorher das Biographiezentrum als Vereinigung von Biografen gegründet und auf den Weg gebracht, dem sich dann weitere Mitglieder anschlossen, darunter Inka Postrach aus Hamburg. Im Jahr 2009 gehörte sie zum Dozenten-Team unserer Akademie des Biographiezentrums und gab vom 13.-15. Mai einen Wochenend-Workshop mit dem Titel: „Autobiographisches Gedächtnis, Familienlegenden und kulturelle Erzählmuster.“

In Nordwalde (bei Münster) hielt ich am 25. September 2009 die Laudatio zum Deutschen Biographiepreis, den Inka für die Privatbiografie „Paulinchen war allein zu Haus“ bekommen hatte. Sie war geistreich und belesen: Den Begriff „Scheiterbiografie“ hörte ich das erste Mal von ihr, und diese Worte von Anäis Nin: „Wir schreiben, um das Leben zweimal zu kosten, im Augenblick und in der Rückschau … Wir schreiben, um uns selbst zu lehren, mit anderen zu sprechen, um unsere Welt zu erweitern …“

Inka gab viele Jahre lang Schreib- und Biografiekurse im Seebad Heringsdorf auf der Insel Usedom, dort besuchte ich sie auch einmal im Sommer, als ich in Norddeutschland zu tun hatte. Wir machten lange Strandspaziergänge, Inka war sportlich, joggte gern, praktizierte Yoga und sorgte sich um gesunde Ernährung und Lebensweise. Ich erzählte ihr von dem biografischen Roman, an dem ich damals schrieb: „Die Ödipusfalle“. Wir lachten über frühkindliche ödipale Neigungen. „Du kannst ruhig Mama zu mir sagen, wenn Dir das guttut“, bot sie mir an. Inka hatte Humor.

Vor ungefähr dreizehn Jahren besuchte ich sie auch einmal kurz in Hamburg und lernte ihre Tochter kennen, die wunderschöne, blondgelockte wallende Haare hatte und noch zur Schule ging. Ich nannte sie „Rauschgold“, der spontane Nickname gefiel auch Inka. Als wir jetzt 2019 miteinander telefonierten, fragte ich beiläufig: „Und was macht Rauschgold?“
„Die ist jetzt kein Rauschgold mehr“, war Inkas Antwort, „sondern Dompteuse; sie ist jetzt Lehrerin.“

So schnell vergeht die Zeit … und unser Leben … Ruhe in Frieden, Inka.