Franz Steinkellner war einer der Teilnehmer unserer Biografiegruppe im Kloster Frauenwörth (18.-21. Januar 2024), an die ich mich immer gern erinnere. Als ich nun von seinem Tod erfuhr, hat mich die Nachricht traurig gemacht.
Franz‘ Freund Günther Walch, ebenfalls Teilnehmer unserer Biografiegruppe damals, hat einen bewegenden Nachruf geschrieben: Kennengelernt haben Christine und ich Franz beim IMAGO-Clinical-Training im Dezember 2001. Ich erinnere mich noch heute gut an die von der Workshop-Leiterin Hedy Schleifer angeleitete Vorstellungsrunde. Aufgabe war, vor der Gruppe etwas über unseren Vornamen zu erzählen. Franz sorgte dabei für Heiterkeit, als er erklärte, er heiße Franz und gute Freunde dürfen ihn Fronz nennen. Hedy war von dieser Ansage überfordert und fragte in ihrer Sprache: „What‘s the difference?“
So brannte sich sein Vorname dauerhaft in mein Gedächtnis ein.
Zu Beginn des zweiten Moduls im März 2002, damals schon im malerischen Reichenau an der Rax, bildete Hedy mit den anwesenden Paaren sogenannte Peergruppen. Die Gemeinsamkeit – laut Definition das, was eine Peergruppe ausmacht – war, dass wir als zwei Paare mit vergleichbaren Ängsten und ähnlichen Schutzmustern gesehen wurden. Wir hatten dabei das große Glück, mit Franz und seiner Frau Burgi arbeiten zu können. Diese Zusammenarbeit blieb bis zum Abschluss des 3. Moduls im Juli 2002 bestehen. Dadurch, dass wir alle praktischen Übungen in der Intimität der Vierergruppe machen durften, lernten wir uns besser kennen und wir kamen uns dadurch auch immer näher. Dieser geschützte Rahmen half uns über unsere tiefsten Ängste, aber auch über unsere kühnsten Fantasien und Wünsche zu sprechen. So wurden wir vier beste Freunde und auch „Retter“ in Situationen, in denen jemand von uns so verletzt war, dass unser vertrautes Werkzeug, der „Imago-Dialog“, nicht ausreichend Sicherheit bot.
Nachdem Christine und ich zehn Jahre zusammen waren, wollten wir dieses Ereignis im Rahmen einer größeren Feier auf einer Almhütte in Südtirol würdigen. Sobald ich mich intensiver mit diesem Thema auseinandergesetzt hatte, dachte ich mir, vielleicht sollten wir doch besser „Nägel mit Köpfen machen“ und heiraten! So machte ich Christine in Meran einen Antrag, den sie nach kurzer Bedenkzeit gerne annahm. Für uns war es keine Frage, dass Franz und Burgi unsere Trauzeugen werden sollten.
Vor fünf Jahren, Christine und ich waren inzwischen zehn Jahre verheiratet, luden uns die beiden zu einer Feier nach Konradsheim auf ihrem Hof ein. Ich hatte kurz vorher scherzhaft behauptet, dass die Trauzeugen für das Ehepaar ein Fest ausrichten sollten, wenn das Paar nach 10 Jahren noch zusammen ist und dass dies eine Tradition in Westösterreich sei. Wir durften auch Gäste mitbringen, und so verbrachten wir zwei Tage gemeinsam mit unseren Kindern: meinen Söhnen Matthias und Christoph, sowie den Kindern von Christine, Simon und Marion. Einige unserer Geschwister waren auch im sanfthügeligen Mostviertel im Grenzgebiet von Ober- und Niederösterreich dabei. Unsere Gäste und wir waren sehr beeindruckt von Franz‘ Führungen im Benediktinerkloster Seitenstätten, einem für ihn sehr prägenden Bildungsort, und in der Basilika Sonntagsberg. Ich erinnere mich auch noch gerne an den regen Austausch zwischen Matthias und Simon, die sich dort besser kennenlernen konnten. Auch die lebhaften Diskussionen über Kirchen- und Glaubensfragen, die Christoph mit den anderen Gästen beim Abendessen auf Franz‘ und Burgis Hof geführt hatte, sind mir noch sehr präsent.
Erlebt haben wir gemeinsam sehr viel. Besonders erinnere ich mich an die Reise nach Rom im Jahr 2004, wo Franz uns zu den wichtigsten und schönsten Plätzen geführt hat. Seine hohe Fachkompetenz – er hatte im Rahmen seiner Ausbildung und in der Zeit als Priester oft dort zu tun gehabt und hier auch einige Gruppen geführt. Christine und ich hätten gerne dieses Reiseziel mit ihm und Burgi nochmals angesteuert, aber daraus ist nun nichts mehr geworden.
In guter Erinnerung sind mir auch noch unsere öfters zu viert verbrachten Silvesterfeiern. Auch an die gemeinsamen Wanderungen in der Südtiroler Bergwelt denke ich gerne zurück. Besonders war auch ein Urlaub in Griechenland. Dort waren wir in einem orthodoxen Kloster einquartiert und durch die guten Kontakte von Franz hatten wir mit den dort lebenden Menschen einen intensiven Austausch. Sehr eindrucksvoll war die Reise nach Israel und Palästina gemeinsam mit einer Gruppe aus Amstetten, geleitet von Burgis Schwester Christine. Wir konnten uns ein facettenreiches Bild von diesem kirchengeschichtlich so bedeutenden Land machen. Die schwierige Situation der dort lebenden Palästinensischen Bevölkerung hat uns sehr berührt. Neben diesen Erlebnissen zu viert habe ich auch die Männerfreundschaft mit Franz sehr genossen.
Ich erinnere mich noch heute mit Dankbarkeit daran, als Franz im Jahr 2013 meine Einladung zur gemeinsamen Begleitung einer Jahresgruppe für Männer angenommen hat. Den weiten Weg von Waidhofen an der Ybbs nach Innsbruck hatte er dabei in Kauf genommen. In dieser Zeit der intensiven Zusammenarbeit habe ich von ihm sehr viel gelernt. Seine Haltung in der Begleitung von Männergruppen ist mir immer noch ein Vorbild.
Auch der gemeinsame Abschlussausflug unserer Jahresgruppe im Juni 2014 mit den Klosterbesuchen in Marienberg und dem Weltkulturerbe Kloster Müstair hinter der Schweizer Grenze ist mir noch sehr präsent. Als Franz sich dort am letzten Tag von den Gruppenteilnehmern verabschiedete, erklärte er den Männern, warum er die Begleitung nicht weiterführen wird. Der Aufwand, alle 14 Tage nach Innsbruck zu kommen, sei ihm zu groß. Er erhielt daraufhin viele wertschätzende Rückmeldungen. An eine Aussage erinnere ich mich noch gut: Einer der Teilnehmer meinte, er schätze Franz‘ großes Wissen, seinen reichen Erfahrungsschatz und seine unprätentiöse Art im Kontakt mit der Gruppe.
Dass er letzten Oktober nochmals bereit war, sich mit mir auf dieses Abenteuer einzulassen, hat mich sehr gefreut.
Ich bin sehr dankbar, dass ich mit ihm ein Stück meines Weges gehen durfte – einem wahren Freund, der sich gut in andere einfühlen konnte. Ich schätze seine Weisheit und seine umfangreiche theologische und philosophische Bildung.
Er hinterlässt eine große Lücke bei uns und wir denken, auch bei all jenen, die ihn näher kennen gelernt haben. In Gedanken sind wir bei seiner Frau Burgi und seinen Söhnen mit deren Familien.
Lieber Günther,
dieses sehr einfühlsame Nachwort lässt mich Deine große Trauer spüren.