Die Nachricht von seinem Tod macht mich traurig, auch wenn sie wohl für alle, die Franz Trojan näher kannten, nicht unerwartbar gekommen ist: Lungenkrebs im Endstadium vom vielen Rauchen. Auch das Zu-Tode-Saufen war – neben der Musik – eines seiner Lebensthemen, und früher das Koksen (solange er noch Geld hatte). Schon sein Vater habe sich zu Tode getrunken, erzählte Franz in seiner spannenden Autobiografie Hauptsache laut! Mein Aufstieg mit der Spider Murphy Gang – und mein Abstieg ohne sie (2015). Vor allem Klaus Marschall hat sie aufgezeichnet (und in kleinen Teilen ich), daher ist Franz mir nicht fremd geblieben. Einige Notizen dazu finden Sie hier.


Eher am Rand, als ich die Bandbiografie der Spider Murphy Gang schrieb, sagte Günther Sigl einmal: „Der Franz liebt die Musik nicht.“ Wie er das meine, fragte ich nach. Es sei nur eine Meinung, antwortete Günther in seiner feinen, vorsichtigen Art, aber er habe den Eindruck, Franz habe die Musik nur dazu benutzt, um berühmt und reich zu werden, aber nie Verantwortung übernommen, die mit der Liebe verbunden ist: Verantwortung der Musik gegenüber, sich selbst und den anderen Menschen gegenüber.

Wer in den Medien den Werdegang von Rockstars verfolgt – und die Mitglieder der Spider Murphy Gang waren in den frühen 80er-Jahren Stars und Millionäre –, bekommt weniger das Umfeld vermittelt, das untrennbar damit verbunden ist und die Basis des Erfolgs darstellt: neben dem Publikum – den Fans – das Management und die Crew. Sie alle zusammen hatten sich aus kleinen Anfängen zu einer großen Familie entwickelt, und darauf wies Günther Sigl hin: dass man als Musiker all diesen vielen Menschen gegenüber Verantwortung hat. „Die Show ist heilig“, lautet ein Credo professioneller Künstler. Doch disziplinierte Leistung, die er anfangs als brillanter Schlagzeuger lieferte, ging Franz Trojan mit zunehmendem Drogenkonsum immer mehr ab. So hat er mit dieser Verantwortungslosigkeit und wachsenden Scheißegal-Haltung viele Menschen bitter enttäuscht, neben den ehemaligen Bandkollegen vor allem auch seine Familie, die den selbstzerstörerischen Weg vom Millionär zum suchtkranken Obdachlosen und Hartz-4-Empfänger irgendwann nicht mehr begleiten wollte und konnte.

Hilfsangebote hat Franz viele erhalten, ich will sie hier aber nicht aufführen, weil es eher eine Liste gescheiterter Hoffnungen würde von Menschen und Projekten. Insofern denke ich, dass Franz‘ Tod eine Erlösung darstellt in vielerlei Hinsicht, denn ich glaube nicht, dass er sich letztlich gut und glücklich fühlte, wo er in seiner zweiten Lebenshälfte peu à peu so ziemlich alles ruiniert hat, was ihm einstmals lieb und wertvoll gewesen war. Was aber bleibt, sind sein exzellentes Schlagzeugspiel auf den frühen Aufnahmen der Spider Murphy Gang und die Erinnerungen der Fans an tolle Zeiten mit ihm, der Band und dieser Musik als Soundtrack ihres Lebens … Dafür können wir Franz Trojan sehr dankbar sein.

Einen lesenswerten Nachruf hat Zoran Gojic im Münchner Merkur geschrieben. Auf YouTube finden Sie Songs von Franz Trojan, Interviews und Filme. Klaus Marschalls Abschiedsworte finden Sie hier.