Hermann war mein liebster Schachpartner. Leider habe ich öfters gegen ihn verloren als gewonnen und mir dann gedacht, sein Siegen sei nur ein taktisches Phänomen, weil er oft seeeehr lang über einzelne Züge nachdachte, bevor er sie ausführte. Doch das Gewinnen hat ihm recht gegeben. Überhaupt war er ein sehr feiner und bedächtiger Mensch und – das macht mich heute noch froh – ein guter Nachfolgepartner für meine Liebesfreundin Martje, die ich aus Altersgründen (sie ist 16 Jahre älter als ich) mit einem ziemlich schlechten Gewissen vor etwa 19 Jahren verlassen habe. Gott sei Dank fand sie danach bald Hermann, der altersmäßig besser zu ihr passte und ihr dann in vielerlei Hinsicht auch ein besserer und handwerklich weit kompetenterer Partner war. „Als Ingenieur war ihm nichts zu schwör“, und wenn ich heute Martjes Haus in dem idyllischen Weiler Welden sehe, sind viele Renovierungen und Anbauten Hermann zu verdanken. Auch die Malerei hat die Beiden verbunden. Mir tat es im Herzen weh, als ich vor etwa drei Jahren Hermanns zunehmende Parkinson-Erkrankung bemerkte, die er zunächst zu verstecken versuchte. Aber zum Schluss wollte er auch nicht mehr Schach spielen – oder konnte es nicht mehr. Ich glaube, auf seinen Tod hat er sich bewusst vorbereitet und war wohl froh für die Erlösung. Er hat sich für spirituelle Themen interessiert, insofern der Tod auch einfach nur ein Wechsel des Wohnorts im Universum bedeuten kann. Möge es so sein …