Arte zeigt am Mittwoch, 14. September 2011 um 20.15 Uhr (Wiederholungen: 20.09.2011 um 10:00 Uhr) den Film Brown Babies – Deutschlands verlorene Kinder (Deutschland, 2011). Regie: Michaela Kirst. Der Film interessiert mich – allein schon aus biographischen Gründen mit meinem eigenen „Brown Baby“ namens Anelia.
Aus der Senderinformation: Am Ende des Zweiten Weltkriegs kommen die Amerikaner als siegreiche Eroberer nach Deutschland. Schon bald erobern sie auch die Herzen deutscher Frauen. Als 1946 im zerbombten Deutschland die ersten Besatzungskinder zur Welt kommen, ist das ein Skandal. Besonders angefeindet werden die Frauen, die ein farbiges Baby zur Welt zu bringen. Der gesellschaftliche Druck zwingt einige von ihnen, die Kinder zur Adoption in die USA freizugeben. So wachsen die Kinder in einem Land auf, das noch bis Mitte der 60er Jahre von Rassentrennung geprägt ist. Die Dokumentation begleitet Kinder von damals auf der Suche nach ihren deutschen Wurzeln.
„Negermischling“, „Halbblut“ und „Bastard“ werden die farbigen Besatzungskinder in den 40er und 50er Jahren genannt. Diese „Brown Babies“ sind alles andere als Wunschkinder: Im Nachkriegsdeutschland hallt noch der Rassenhass nach, und die Gesellschaft akzeptiert keine sogenannten „Mischlingskinder“. In der noch jungen Bundesrepublik debattiert selbst der Bundestag das sogenannte „rassische Problem“. Zeitweise gibt es sogar Pläne, die Kinder nach Afrika zu schicken.
Von 1951 an fordern zahlreiche private und staatliche Initiativen die Mütter der farbigen Besatzungskinder auf, ihre Kinder zur Auslandsadoption freizugeben. Viele der Frauen halten dem Druck und der gesellschaftlichen Ächtung nicht stand. Ein Teil der afro-deutschen Kinder wird tatsächlich zu afro-amerikanischen Adoptiveltern in die USA abgeschoben. Sie kommen in ein Land, in dem noch bis in die späten 60er Jahre weitgehend Rassentrennung herrscht und Schwarze als Menschen zweiter Klasse gelten.
Peggy Blow ist ein Jahr alt, als sie von einer afro-amerikanischen Familie adoptiert wird. Ihre Adoptiveltern verschweigen ihr jahrzehntelang, dass sie eigentlich ein deutsches Besatzungskind ist. Jetzt macht sich die Schauspielerin auf die Suche nach ihrer deutschen Familie, bevor es zu spät ist. Der Dokumentarfilm begleitet sie auf ihrer ersten Reise nach Deutschland. An ihrer Seite ist Ahnenforscherin Henriette Cain. Auch sie ist ein farbiges Besatzungskind, die ihre deutsche Familie schon gefunden hat. Gemeinsam begegnen sie weiteren „Brown Babies“, die sie an ihren Lebensgeschichten teilhaben lassen.
Die Dokumentation widmet sich den bewegenden Schicksalen der farbigen Besatzungskinder, ihrem lebenslangen Gefühl, nirgendwo wirklich dazuzugehören und ihrer verzweifelten Suche nach ihrer wahren Identität. Sie wirft zum ersten Mal Licht auf dieses dunkle Kapitel der deutsch-amerikanischen Nachkriegsgeschichte und erzählt die verschütteten Geschichten der deutschen „Brown Babies“.
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