In meiner Jugend wollte ich Künstler werden. Leider haben Talent und Ausdauer dazu nicht gereicht. Doch Kunst schaue ich mir immer noch gerne an. Schön, dass Arte am Sonntag, 11. Juli 2010 um 17 Uhr ein Filmportrait über den Zeichner Tomi Ungerer zeigt – einen meiner Lieblingskünstler!

Aus der Senderinformation: Kaum jemand hat sich so sehr Europa als Idee einer einheitlichen, humanen und toleranten Gesellschaft verschrieben wie der elsässische Karikaturist und Schriftsteller Tomi Ungerer. Der Autor Frank Eggers hat Tomi Ungerer für die Reihe „Mein Leben“ einige Tage lang begleitet, nach Straßburg und auf seine Farm in Irland. Gerade von einer schweren Krankheit genesen, gab der Künstler sehr persönliche Einblicke in sein Leben und Werk.

„Ich bin und heiße Hans Ungerer. Ich werde der Wanderer sein“, schrieb er schon als Kind. Ein Wanderer – in geografischer und intellektueller Hinsicht – ist Tomi Ungerer zeit seines Lebens geblieben: Straßburg, New York, Nova Scotia und Irland gehören zu den Stationen seines Lebens. Undogmatisch verkehrt er bis heute zwischen allen Ideologien, zwischen der „heilen und der geilen Welt“, der romantischen Liebe und der Welt der Dominas, zwischen Kinderreim und Literatur, spontaner Strichelei und akribischer Detailversessenheit.

Kaum jemand hat sich dabei so sehr Europa als Idee einer einheitlichen, humanen und toleranten Gesellschaft verschrieben wie der elsässische Karikaturist, Cartoonist und Satiriker. Tomi Ungerer wurde am 28. November 1931 in Straßburg geboren. Sein Vater, Théodore Ungerer, starb früh, und Tomis Mutter gab ihrem Nesthäkchen fortan alle Liebe und Schutz. Obwohl im alemannischen Teil des Elsass‘ geboren, ist Tomi Franzose, und seine Muttersprache Französisch. 1940, als auch im Elsass Nationalsozialisten den Schulunterricht übernehmen, muss der Neunjährige lernen, „richtig“ Deutsch zu sprechen und zu schreiben.

Die politische Zerrissenheit seiner elsässischen Heimat formt Tomi Ungerer fortan. Bereits als kleiner Junge hält er alles, was er sieht und was ihn berührt, in Bildern fest. Seine Mutter bestärkt ihn in seinem Talent. Nach einer verpatzten Reifeprüfung reist er per Anhalter durch ganz Europa bis nach Lappland. Später verbringt er ein Jahr bei den französischen Kamelreitertruppen in Algerien, um der Einberufung zum Indochina-Krieg zu entgehen. Schließlich landet er in New York.

Dort macht er Karriere: zuerst als Werbegrafiker, dann als Karikaturist. Doch seine kritische Haltung gegenüber dem Vietnamkrieg führt dazu, dass er seine Bücher in Amerika jahrelang nicht publizieren darf. Sein Verhältnis zu den USA ist bis heute gespalten, denn New York, so stellt er fest, sei nicht Amerika.

1971 verlässt er von heute auf morgen den „Big Apple“ und beginnt in Kanada ein neues Leben als Farmer. Mit seiner Frau Yvonne hat er drei Kinder, zwei Söhne und eine Tochter. In den 80er Jahren entdeckt Ungerer seine Heimat, das Elsass, wieder: Mit einer großen Ausstellung in seiner Geburtsstadt Straßburg dokumentiert er die Zwischenkultur des Elsass. „Wäre ich nicht Elsässer, hätte ich meine Bücher nicht herausgebracht. Unsicherheit, Lebensangst, Wut: Das ist der beste Treibstoff, den es für einen Künstler geben kann.“