Arte zeigt am Donnerstag, 04. Juli um 22:20 Uhr (Wiederholung am Montag, 08.07. um 9:00 Uhr) ein sehenswertes Boxerportrait.

Schwarzer, Boxer, deutscher Meister: Charly Graf wird 1951 in einem sozialen Brennpunkt in Mannheim als unehelicher Sohn einer Arbeiterin und eines US-Soldaten geboren. Rückblickend bezeichnet er sein Leben, das im Gefängnis eine prägende Wendung nahm, als ewigen Kampf gegen rassistische Vorurteile.

Aus der Senderinformation: Als unehelicher Sohn einer ungelernten Arbeiterin und eines schwarzen US-Soldaten wird Charly Graf 1951 im sozialen Brennpunkt Mannheim-Waldhof geboren und wächst in den sogenannten Benz-Baracken auf. Wegen seiner Hautfarbe wird er immer wieder ausgegrenzt. Trotz früher Erfolge im Boxsport rutscht er ins kriminelle Milieu ab. Insgesamt verbringt er rund zehn Jahre seines Lebens im Gefängnis. Inspiriert vom Streik in der Danziger Werft, aus der die Bewegung Solidarnosc hervorgehen wird, zettelt er 1980 spontan eine Gefängnismeuterei an, als er seine schwer kranke Mutter nicht besuchen darf. Daraufhin wird er in die JVA Stammheim verlegt. Hier lernt er den RAF-Terroristen Peter-Jürgen Boock kennen. Entgegen aller Erwartungen freunden sich die beiden so verschiedenen Männer an. Peter-Jürgen Boock beginnt, Charly Graf für Literatur zu begeistern. Das gibt dessen Leben eine völlig neue Wendung. Er beginnt, Roman-Klassiker von Hermann Hesse und William Faulkner zu lesen. Worte, so erkennt der ehemalige Zuhälter und Türsteher fasziniert, können über dieselbe Kraft verfügen wie Faustschläge. Boock bringt Graf nicht nur dazu, sein Leben und sich selbst zu hinterfragen, sondern motiviert ihn auch, wieder an seine Profi-Laufbahn als Boxer anzuknüpfen. Doch dann wird Graf überraschend in die JVA Ludwigsburg verlegt. Aber es ist ein veränderter Graf, der in Ludwigsburg den Kontakt zur Gefängnisleitung sucht und dem es gelingt, sich als Häftling erfolgreich für offizielle Boxwettkämpfe anzumelden. Eisern zieht er sein persönliches Trainingsprogramm durch. Und Grafs Rechnung geht auf. Er darf zum ersten Kampf in die Freiheit und wird von der Polizei eskortiert. Graf gewinnt und befindet sich bald auf dem direkten Weg zur deutschen Meisterschaft. Wieder in Freiheit gelingt es ihm, Deutscher Meister im Schwergewicht zu werden. Charly Graf glaubt sich am Ziel seiner Träume, fühlt sich endlich als Deutscher anerkannt. Doch schon wenige Monate später verliert er unter dubiosen Umständen seinen Titel. Er fällt in eine tiefe Depression, hört auf zu boxen, verlässt Mannheim. Es wird Jahre dauern, bis er diesen Schlag verwindet. Über ein Jahrzehnt später kehrt er zurück und findet endlich als Sozialarbeiter in Mannheim seine Berufung. Und er erfährt doch noch Gerechtigkeit: von einer Seite, von der er es nie erwartet hätte.