Durch meine kenianische Frau sowie Schwiegereltern, die in Uganda leben, interessiert mich natürlich vieles, was mit Afrika zu tun hat, und so auch die charismatische Führerfigur Nelson Mandela. Arte zeigt am Samstag, 29. November um 11:35 Uhr (Wiederholung am Dienstag, 02.12. um 9:00 Uhr) dazu ein sehenswertes Portrait. Der Dokumentarfilm erzählt die Geschichte des Mannes hinter dem Mythos und beleuchtet Charakter, Führungsstil und Leben von Nelson Mandela. Der Film stützt sich auf Erinnerungen von engen Freunden, politischen Verbündeten und Gegnern, Mitgefangenen und Wärtern auf Robben Island, wo Mandela 18 seiner insgesamt 27 Gefängnisjahre verbrachte.

Aus der Senderinformation: Die knapp zweistündige Biografie gewährt umfangreiche Einblicke – angefangen bei Mandelas „königlicher“ Erziehung in der ländlichen Transkei, wo alte Häuptlinge sich noch heute an den kleinen Jungen erinnern und wo Tradition und königliches Vorrecht seine Werte und Einstellungen prägten, bis zu Erzählungen ehemaliger Weggefährten über seine Selbstdisziplin, sein Bemühen um den Schutz seiner Privatsphäre und seine frühe Einsicht in die eigene Berufung.

Ein großer Abschnitt des Films analysiert, wie sich Mandela im Gefängnis vom ungestümen, kein Risiko scheuenden Radikalen zum gereiften politischen Führer und Staatsmann entwickelte. Auf Robben Island wurde er zum Meister seines eigenen Gefängnisses – mit Intelligenz, Charme und einer würdevollen Protesthaltung erreichte er, dass sich ihm selbst brutalste Gefängnisschergen beugten. Daraus zog er eine wichtige Lehre, so Richard Stengel, Mitautor seiner Memoiren: „Er erkannte, dass die Beziehung zwischen ihm und seinen Buren-Wärtern ein Mikrokosmos, ein Spiegelbild der Gesellschaft am Kap war. Wenn es ihm gelänge, einen Modus Vivendi mit seinen Wächtern zu finden, könnte er vielleicht auch Südafrika zum Land der Verheißung machen.“

Die Sendung geht auch auf Mandelas spannungsreiche Beziehung zu Winnie Madikizela-Mandela ein – eine Liebesgeschichte, der tragischerweise die politischen Ambitionen ihrer beiden überlebensgroßen Protagonisten im Wege standen. Nachgezeichnet werden auch Mandelas Verhandlungen mit den zunehmend angeschlagenen und in der Kritik stehenden weißen Herrschern. Mandela, der zunächst darauf verzichtete, seinen ANC-Kameraden von den Geheimverhandlungen zu berichten, wurde von einigen, als sie schließlich davon erfuhren, des Verrats beschuldigt. Als Mandela nach seiner Freilassung mit Frederik de Klerk ein neues, demokratisches Südafrika ausgehandelt hatte, stritten sie erbittert über die von Schwarzen gegen Schwarze verübte Gewalt, die von Regierungsseite in den Townships geschürt wurde.

In die zahlreichen Interviews der Sendung fließen auch Analysen von Mandelas Biografen Richard Stengel und Anthony Sampson ein. Aus ihnen wird nicht nur ersichtlich, was Mandela vom Durchschnittsmenschen unterscheidet – sein unbeirrbares Streben nach Erfüllung seiner Lebensaufgabe, seine moralische Integrität, das Bewusstsein seiner Berufung – sondern auch, was ihn mit uns allen verbindet: Eitelkeit, Zorn, Starrsinn.

„Nelson Mandela – Der Versöhner“ zeigt einzigartige Fotos und seltene Archivaufnahmen, darunter unveröffentlichtes Filmmaterial von Mandela auf Robben Island aus dem Jahr 1977. Am Ende des Films werden wir Zeugen eines historischen Augenblicks: Als Mandela zu Beginn des Rugby World Cup 1995 in Johannesburg im Nationaltrikot auf dem Spielfeld erschien und von Zehntausenden überwiegend weißen Fans mit stürmischen „Nelson, Nelson“-Rufen begrüßt wurde.

Dieses Ereignis war einzigartiges politisches Theater. Die weißen Spieler sagten, sie hätten für Mandela gekämpft und gesiegt. Die dadurch ausgelöste Flut von Emotionen erreichte jeden Winkel des Landes. „Ein neuer Rubikon war überschritten worden. Nur Mandela konnte das Trikot des einstigen Feindes tragen“, so der ehemalige politische Häftling Tokyo Sexwale. „Beim Befreiungskampf unseres Volkes ging es nicht um die Befreiung der Schwarzen von ihren Fesseln, sondern um die Befreiung der Weißen von ihrer Angst. Und hier war es passiert: Die Angst war dahin geschmolzen.“