Schade, dass ich am 18. Juni um 21.15 Uhr den Workshop „Mit dem Schreiben von Biographien professionell Geld verdienen“ gebe (wir arbeiten gewöhnlich bis 22 Uhr, damit die Teilnehmer ein optimales Seminar bekommen). Sonst würde ich den Film „Die Stille der Unschuld“ von Claudia Schmidt über meinen Lieblingskünstler Gottfried Helnwein anschauen, den 3sat zeigt. Gut, dass der kunstbiographische Dokumentarfilm auch als DVD erhältlich ist.

Anfang der 90-er Jahre schrieb ich zwei Bücher über den Wiener Künstler und dessen Werk. In dem einen, Malerei muss sein wie Rockmusik, heißt ein Kapitel: „Die Biographie als Gesamtkunstwerk“. Obwohl es bereits 1992 erschien, wird das Buch immer noch rezensiert. Erst kürzlich schrieb BOGART – Das Mitmachmagazin für Creative, Nr. 7 / 2011, S. 3:  „Malerei muss sein wie Rockmusik – Gottfried Helnwein im Gespräch mit Andreas Mäckler ist das ausführlichste Interview, das der Künstler bisher gegeben hat. Der Kunsthistoriker Andreas Mäckler hat Helnwein über viele Tage befragt und herausgekommen ist dabei eines der aufregendsten und ungewöhnlichsten Künstlerinterviews.“

Die Zusammenarbeit mit Gottfried war immer substanzreich und hat viel Spaß gemacht. Zuletzt war ich 2007 bei ihm in Tipperary / Irland in seinem Schloß, um ein paar Tage an der Konzeption zum virtuellen Helnwein Museum in Second life mitzuarbeiten.

Aus der Senderinformation: Gottfried Helnwein ist einer der bekanntesten und zugleich einer der umstrittensten deutschsprachigen Künstler der Nachkriegszeit. Seine Arbeiten werden in den renommiertesten Museen der Welt ausgestellt, und seine Ausstellungen erzielen hohe Besucherzahlen. Mit seinen hyperrealistischen Darstellungen gequälter Mädchen aus den 1970er Jahren bis hin zu den Malereien und Fotografien von heute schockiert, fasziniert und berührt er ein weltweites Publikum. Helnwein konfrontiert die Betrachter fast immer mit den dunklen Seiten menschlicher Natur, der Manifestation von Gewalt und Macht. Sein zentrales Thema ist das Kind als verletztes und misshandeltes Wesen. Der Künstler führt uns die Leidensfähigkeit des Menschen am Schicksal des Kindes vor Augen und macht den Betrachter zum Mitwissenden und Mittäter.

Gottfried Helnwein, 1948 geboren, wuchs im Wien der Nachkriegszeit auf. Seine Kindheit war vom strengen Katholizismus geprägt – eine Welt voller Inszenierungen von Schuld und Sühne, Folter und Blut, Wunden und Märtyrertum. Farbige Bilder existierten für ihn zunächst nur in den Folter- und Leidensdarstellungen der katholischen Kirche – bis er die Geschichten von Donald Duck und Entenhausen entdeckte, die sein Leben verändern sollten.

Der Film „Die Stille der Unschuld“ begleitet Gottfried Helnwein zwei Jahre lang und beobachtet ihn in verschiedenen Schaffensprozessen in seinem Schloss in Irland und in seinem Atelier in Los Angeles.