Sonntags ist bei Arte Biographie-Tag. Am 22. Juli zeigt der Sender um 14.10 Uhr einen Lebensfilm über den Theaterregisseur Hans Neuenfels.

Aus der Senderinformation: Zwar feierte er im Mai 2012 bereits seinen 71. Geburtstag, doch bis heute gilt er als Enfant terrible des deutschen Theaters: Hans Neuenfels. Auch nach mehr als einem halben Jahrhundert als Regisseur sprüht er vor Ideen und Schaffenskraft. Der Film von Claudia Müller wirft einen Blick auf den Theaterregisseur und den privaten Hans Neuenfels, der mit der Schauspielerin Elisabeth Trissenaar seit mehr als 40 Jahren verheiratet ist.

Hans Neuenfels gilt als einer der kreativsten und mutigsten Theater- und Opernregisseure Deutschlands. Die Tatsache, dass er vor allem durch zahlreiche Theaterskandale berühmt wurde, hat dem unvoreingenommenen Blick auf seine Arbeit oft geschadet.

Als Enfant terrible des Theaters fiel Hans Neuenfels schon Anfang der 1970er Jahre auf. Mit 27 Jahren hatte er bereits 30 Stücke inszeniert, später wurde er als einer der „Väter des Regietheaters“ gefeiert. Seinem Stil ist er bis heute treu geblieben. Der Kern seiner Arbeit als Regisseur liegt darin, seinen Zuschauern einen neuen und aktuellen Blick auf klassische Stoffe zu vermitteln. Kunst ist bei ihm nie statisch, sondern ein lebendiger Prozess.

Im vergangenen Jahr veröffentlichte er seine Biografie „Das Bastardbuch“ und inszenierte zwei Opern. „Wenn man älter wird muss man mehr, nicht weniger machen“, sagt er, „weil die Zeit knapp wird“. Dass er sich nie geschont hat und einen ungesunden Lebensstil pflegt, ist allgemein bekannt.

Der Film wirft einen intimen Blick auf die Antriebskraft von Neuenfels‘ Arbeit, seinen Umgang mit Erfolgen und Niederlagen sowie seine frühe Prägung durch die Surrealisten und die Psychoanalyse. Neuenfels wuchs während der Nachkriegszeit in Krefeld auf, flog mehrfach von der Schule und war mit Anfang 20 bereits der persönliche Assistent von Max Ernst.

Bis heute findet der exzessive Arbeiter seinen Halt in seiner Familie: Bei seiner nicht minder berühmten Frau, der Schauspielerin Elisabeth Trissenaar, und seinem Sohn, dem mehrfach preisgekrönten Kameramann Benedict Neuenfels. Mit Elisabeth Trissenaar hat er mehr als 60 Theater-, Film- und Opernproduktionen gemeinsam erarbeitet. Sie war und ist seine Muse.

Für dieses Porträt begleiteten die Regisseurin Claudia Müller und ihr Team die Familie auf die griechische Insel Paros. Mit großer Offenheit berichten Neuenfels und seine Frau, was ihre 40-jährige Ehe lebendig gehalten hat, und Sohn Benedict, wie ihn das Aufwachsen in einer „Zirkusfamilie“ prägte.

Einblicke in seine Arbeitsweise liefern die Beobachtungen der Inszenierung von „Lohengrin“ in Bayreuth und Archivmaterial aus den 1970er Jahren, als er die Frankfurter Theaterszene mit Produktionen wie „Medea“ aufmischte. Hans Neuenfels ist immer ein Rebell geblieben: Ein sanfter Rebell, der die deutsche Theater- und Opernlandschaft nicht nur geprägt, sondern verändert hat.