Ich bin (nicht nur) sportlich eine Katastrophe. Ein Freund nannte mich jüngst den „Heinz Ehrhardt im Fitness-Studio“ – wobei der Vergleich mit dem liebenswürdigen Humoristen noch geschmeichelt ist. Umso mehr schaue ich mir manchmal Sportsendungen an, und den ehemaligen Gentleman-Boxer Henry Maske mag ich, verkörpert er doch athletische Anteile, die mir völlig abgehen. Arte zeigt am Sonntag, den 5. August um 13.50 Uhr ein Portrait. (Wiederholungen sind am 11.08.2012 um 05:10 Uhr und am 20.08.2012 um 04:00 Uhr.)

 Aus der Senderinformation: Er hat Anfang der 90er Jahre den Boxsport salonfähig gemacht: Henry Maske. Boxen, das roch bis dahin nach Männerschweiß, Brutalität und sozialem Bodensatz. Zehnmal hat der junge Profiboxer aus dem Osten von 1993 an seinen World-Champion-Titel verteidigt. Er war ein Weltmeister mit guten Manieren und höflicher Wortwahl. Sabine Michel hat den heutigen Unternehmer besucht und lässt in ihrem Film noch einmal die spannende Lebensgeschichte des Gentleman-Boxers Revue passieren.

„Im Ring“, sagt Henry Maske, „bist du ganz alleine. Egal, ob da nur einer zusieht oder fünf oder 120 Millionen.“ Der Ring sei einer der letzten Orte, wo es um diese alte Sache gehe: Mann gegen Mann. Das sagt ein Mann, der es wissen muss. In Sabine Michels Film betritt Henry Maske noch einmal den Ring. Zögerlich steigt er über die Seile. Die Halle ist leer, er ist alleine. Ein zufriedenes Lächeln. Ja, das fühlt sich gut an. Maske ist zu Hause. Er hat Anfang der 90er Jahre den Boxsport salonfähig gemacht. Boxen, das roch bis dahin nach Männerschweiß, Brutalität und sozialem Bodensatz. Aber plötzlich konnte sich jeder in Ost und West generationsübergreifend mit einem Boxer identifizieren, der gleichzeitig nichts anderes war, als ein ganz normaler Mann. Der junge Profi-Boxer hat seit 1993 zehnmal seinen World-Champion-Titel verteidigt. Er war ein Weltmeister mit guten Manieren und höflicher Wortwahl, der auf verbale Entgleisungen seiner Kontrahenten zu entgegnen pflegte, dass er die Antwort im Ring erteile. Der Öffentlichkeit präsentierte er sich als gut trainierter Geschäftsmann, gab sich hölzern, aber rational und hielt sein aufgeräumtes Privatleben aus dem Rummel heraus. Henry Maske hat nach seiner Zeit als Berufs-Boxer eine Stiftung gegründet, kümmert sich um benachteiligte Jugendliche und hat dafür das Bundesverdienstkreuz erhalten. Er moderiert Box-Kämpfe im Fernsehen, ist ein Unternehmer mit 450 Mitarbeitern und berät andere Unternehmen. Es geht ihm gut. Wenn es einen Imageberater in seinem Leben gegeben hat, dann war es sein Trainer Manfred Wolke – aber vor allem war es wohl sein eigener gesunder Menschenverstand. „Einen Schlag“, sagt er, „bekommt man nur ab, wenn man sich nicht richtig davor schützt.“ Auch im Leben sei das so. Das Leben Henry Maskes hatte schon vor seinem unglaublichen Comeback das Zeug zu einem Film. Zehn Jahre aber nach seiner schlimmsten Niederlage holte er sich in einer immensen Kraftanstrengung den World-Cup-Titel im Jahr 2006 noch ein letztes Mal zurück, um dann für immer aus dem Ring zu steigen. Und wer diesen Kampf damals miterlebt hat, der wird nicht vergessen haben, wie er nach diesem an ein Wunder grenzenden Sieg vor den Augen der ganzen Welt aus dem Ring steigt und seiner Frau in die Arme fällt. Ein Gentleman eben.