Eben von den Veranstaltern Matthias Grenda und Bernd Laukötter an mich versandt, gebe ich das vorläufige Programm der Biografietage Nordwalde (23.-25. September 2011) gerne sofort weiter. Besuchen Sie die Biografietage! Sie bieten wieder ein super Programm!

4. Nordwalder Biografietage 
„90 Minuten Hass – Fussball ein biografisches Gesellschaftsspiel“
Verleihung Deutscher Biographiepreis 2011
23. bis 25. September 2011

Wenn bei einem Fußballspiel Holland gegen Deutschland antritt, spielen Erinnerungen mit: an den Zweiten Weltkrieg und andere Schlachten. Der Rasen wird zum Feld der Ehre, jeder Schuss ein Treffer ins Herz der gegnerischen Fans. Übertrieben? Nicht mal ein bisschen.

Thomas Snyder, Historiker des holländischen Nationalteams, nennt die niederländisch-deutsche Fußballrivalität die „vielleicht giftigste auf der Welt“. Spiele zwischen den beiden Teams haben Tumulte entlang der gemeinsamen Grenze ausgelöst — die kriegsähnlichsten Situationen, die man innerhalb der EU je erlebt hat. Sie haben einen Gedichtband auf holländischer und einen Erfolgsschlager auf deutscher Seite hervorgebracht. Ein deutscher Kanzler und ein holländischer Premierminister haben zusammen Länderspiele besucht, um den Fans ein friedfertiges Vorbild zu geben.

Der Stachel vom WM Endspiel 1974 sitzt tief bei den Niederländern, der Bauchtritt gegen Toni Schumacher bei der EM 1980 bleibt für die Deutschen unvergessen, das Spiel vom 21. Juni 1988 wurde gar aus holländischer Sicht ein romantisch verklärtes Revanchematch für den Krieg. Höhepunkt der Fehde war dann 1990 endgültig die Spuckattacke von Frank Rijkaard gegen Rudi Völler, die mit roten Karten für beide endete. 1993 legte das Clingendael-Institut für Internationale Beziehungen dann eine Studie über die feindselige Einstellung von Hollands Jugend zu Deutschland vor.

Viel hat sich seither getan, der Fußball trennt Deutschland und die Niederlande nicht mehr, er verbindet dank Louis van Gaal, Ruud van Nistelrooy und Arjen Robben. Es gibt holländische Fußballfans, die sich zum FC Bayern bekennen und überhaupt, spielen die Deutschen seit ein paar Jahren einen so erfrischenden, ganz und gar undeutschen, ja geradezu coolen Fußball, dass selbst die härtesten Fußballgegner Respekt zollen und den Niederländer schon mal für Deutschland schreien und klatschen lassen. Zu verdanken haben die Deutschen diesen Zustand sicherlich auch der holländischen Philosophie vom „Fußball Total“, die über niederländische Trainer wie Louis van Gaal in der Deutschen Bundesliga erfolgreich angewendet wird. Die kürzlich erschienene Biografie von Louis van Gaal ist für den Deutschen Biographiepreis 2011 nominiert. Der Ex-Bayerntrainer ist gespannt auf das Ergebnis in Nordwalde.

Die 4. Nordwalder Biografietage wollen mit „Neunzig Minuten Hass – Fußball, ein biografisches Gesellschaftsspiel“ vielfältige Biografien vorstellen, die über ihre Lebensgeschichten den Sport und seine gesellschaftliche Relevanz auch am Beispiel des deutsch-holländischen Verhältnisses darstellen. Übrigens haben die deutschen Frauenfußballerinnen 1955/56, als Frauenfußball offiziell noch verboten war, ihr erstes inoffizielles Länderspiel gegen Holland gespielt. Wir möchten alle möglichen Aspekte des Fußballs aber nicht nur ernsthaft sondern mit viel Humor präsentieren, eine spielerische Komponente in Form eines deutsch-holländischen Fußballturniers haben und die guten Beziehungen innerhalb der Euregio Region nutzen, um die Kommunikation und das Zusammenleben weiter zu fördern.

Das vorläufige Programm:

Freitag, 23. September 2011

14 Uhr – Rathaus Nordwalde
Offizielle Eröffnung der 4. Nordwalder Biografietage und Verleihung des Deutschen Biographiepreises 2011. Grußworte von Landrat Thomas Kubendorff, Bürgermeisterin Sonja Schemmann und dem Leiter des Biographiezentrum – Vereinigung deutschsprachiger Biographen, Dr. Andreas Mäckler. Bürgermeister Roel Cazemier aus Denekamp, Holland ist ebenfalls anwesend.

16:30 Uhr – Speicher auf dem Bispinghof
Prof. Dr. Gunter A. Pilz, Soziologie und Psychologie, hält einen Vortrag über „Emotionen beleben das Geschäft“ – Vom widersprüchlichen Umgang mit der Gewalt: eine sozialkritische Analyse. „Der moderne Zuschauersport bezieht seine Popularität nicht ausschließlich aus den erwarteten Ausnahmeleistungen der Athleten, sondern zu einem erheblichen Teil aus der Erwartung illegitimer, spektakulärer, insbesondere gewaltätigter Aktionen von Aktiven und Zuschauern“.

20 Uhr – Museumskneipe Kalhoff
Der Fußball Comedian Ben Redelings wird als humorvoller Fußballsach-verständiger auftreten. Getreu dem Motto: „Fußball ist nicht das Wichtigste im Leben. Es ist das Einzige!“ wird er für unterhaltsame Einblicke in den Sport hüben wie drüben präsentieren.

Samstag, 24. September 2011

Ab 10:00 Uhr – Sportgelände Nordwalde
Der 1. FC Nordwalde, Deutschland und der DOS 19 Denekamp, Holland werden 4 Freundschaftsspiele mit Ihren Jugendmannschaften austragen (je nach Witterung auch als Hallenturnier).

10:00 – 10:45 Uhr Spiel 1
11:00 – 11:45 Uhr Spiel 2
13:15 – 14:00 Uhr Spiel 3
14:15 – 15:00 Uhr Spiel 4

Anwesende Gäste bei den Freundschaftsspielen:
Bärbel Wohlleben,
auch der „weibliche Beckenbauer“ genannt, hat 1974 mit TuS Wörrstadt die erste offiziell vom DFB durchgeführte Deutsche Meisterschaft der Frauen gewonnen. Ihr dabei erzielter Treffer zum 3:0 wurde von den Zuschauern der ARD-Sportschau zum „Tor des Monats“ gewählt.

Johnny Rep, der zweifache Vize-Weltmeister und Weltpokalsieger, schoss bei der Weltmeisterschaft 1974 in Deutschland 4 Tore und unterlag erst im Finale Deutschland.

12:30 Uhr – Sportgelände Nordwalde
Der Kultreporter vom ZDF Rolf Töpperwien liest aus seiner Autobiografie „Von Braunschweig bis Johannesburg“.  Rolf Töpperwien blickt zurück auf 40 Jahre deutsche Fußball- und Fernsehgeschichte. Er gewährt Einblick in den Alltag der Bundesliga, schildert seine Innovationen, die heutzutage die Berichterstattung prägen, und plaudert über Kurioses auf dem Platz und daneben.

15:30 Uhr – Kirche, Nordwalde
Der bundesweit bekannte Stummfilmpianist Carsten-Stephan Graf von Bothmer wird das tonlose Screening des WM Endspiels von 1974 in der Kirche in Nordwalde mit der Kirchenorgel begleiten. Das Spiel von 1974 haben viele lange nicht mehr oder noch nie gesehen und damit wir keinen mit dem deutschen oder holländischen Kommentar bevorzugen, wird die musikalische Inszenierung zu einem außergewöhnlichen Fußballerlebnis.

18:00 Uhr – Museumskneipe Kalhoff
Marcus Urban liest aus seiner Autobiografie „Versteckspieler. Die Geschichte des schwulen Fußballers Marcus Urban“. Urban war in den 1980er und Anfang 1990er Jahren beim Fußballverein Rot-Weiß Erfurt Mittelfeldspieler in der Nachwuchsoberliga, was heute einer Nachwuchsbundesliga entspräche, wobei er gegen spätere Fußballprofis wie Frank Rost, Bernd Schneider, Robert Enke oder Thomas Linke spielte. Er stand kurz davor in den bezahlten Fußball zu gehen, aber der Druck sich als Homosexueller in der Fußballwelt verstecken zu müssen wurde zu groß und so beendete er seine Profikarriere bevor sie richtig beginnen konnte.

Zum gleichen Programmpunkt wird Karin Nederpelt-Blankenstein beitragen. Sie ist die Schwester des verstorbenen homosexuellen holländischen Schiedsrichters John Blankenstein und leitet dessen Stiftung, die John Blankenstein Foundation, die seit 2008 die gesellschaftliche Akzeptanz von homosexuellen Männern und Frauen im Sport und Fußball fördert.

20 Uhr – Schäferei Reckfort
Ein biografisch-geselliger Abend vor einem typisch Münsterländer Herdfeuer mit ein wenig Speis und Trank, gegen Umlage.

Sonntag, 25. September 2011

11:30 Uhr – Speicher auf dem Bispinghof
Dr. Markwart Herzog, Direktor der Schwabenakademie Irsee, studierter Philosoph, Theologe, Kommunikationswissenschaftler und passionierter Fan vom 1. FC Kaiserslautern, der diverse Bücher auch über den Fußball geschrieben hat, wird die Leben der Fußballlegenden Fritz Walter und Petra Ziller vergleichen.

14 Uhr – Pfarrsaal, St. Dionysius Kirche
Sascha Dreier
zeichnet seit seiner Kindheit Comics. Er lebt in Berlin und arbeitet regelmäßig für den Berliner Tagesspiegel und das Fußballmagazin 11 Freunde. Sascha Dreier präsentiert per Lesung und über Originalzeichnungen seine Graphic Novel zu Matthias Sindelar, einem der besten österreichischen Fußballer aller Zeiten. Seine hagere Gestalt brachte dem Star des Wunderteams der 30iger Jahre den Spitznamen „Der Papierene“ ein.

17 Uhr – Museumskneipe Kalhoff
Ronald Reng, Autor, Journalist, Robert Enke Freund und Biograf im Gespräch über die Depression und den Freitod des deutschen Fußballtorhüters Robert Enke. Eine biografische Analyse zu: Die Seele eines Torwarts, Druck und Angst eines Profis sowie die Notwendigkeit und Schwierigkeiten eines Profis, nach der Karriere ein zweites Leben zu finden.

20 Uhr – Speicher auf dem Bispinghof o. Pfarrsaal St. Dionsysius Kirche
Film

Weitere Informationen erhalten Sie auf folgenden Internetseiten:

www.biografische-kommunikation.de
www.biographiezentrum.de