Bei mir hat es leider einige Jahrzehnte gedauert, bis ich die Comicbiografien als Genre für mich entdeckt habe. Als Kind durfte ich keine Comics lesen – ich war Waldorfschüler… Umso spannender empfinde ich jetzt die Entdeckung! Arte zeigt am Mittwoch, 25. Januar 2012 um 20.15 Uhr (Wiederholung: 27.01.2012 um 14:50 Uhr) den Film Persepolis (Frankreich, 2007, 91mn)


Aus der Senderinformation: Die aufgeweckte Marjane ist acht Jahre alt, als 1978 der Schah in ihrem Heimatland Iran gestürzt wird. Ihre Familie freut sich, doch auf die Euphorie folgt schnell Ernüchterung: Die Islamische Republik entpuppt sich als strenges Regime, worunter auch Marjane und ihre Vorliebe für Punkmusik zu leiden hat. Um ihrer Tochter die Diktatur und den Krieg zu ersparen, schicken die Eltern Marjane nach Wien auf ein Internat. Doch die Konflikte im Heimatland lassen Marjane nicht los.

Marjane ist ein ganz normales Mädchen, das im Iran der 70er Jahre lebt: Sie trägt Adidasschuhe, mag Bruce Lee und treibt ihre Eltern mit ihren Fragen fast in den Wahnsinn.

1978 wird der Schah gestürzt. Zunächst weiß die kleine Marjane nicht, was das bedeutet, doch ihre Eltern, ihre Großmutter Tadji und allen voran ihr Onkel Anouche sind optimistisch, dass die Lage sich nun verbessern wird. Die neue Regierung bringt aber keine Besserung, im Gegenteil. Sie greift hart durch, auch gegen Marjanes Onkel Anouche.

Bald folgt der Krieg gegen den Irak. Für Marjane ändert sich das gewohnte Leben von Grund auf. Von nun an muss das Mädchen Kopftuch tragen, Bombenalarm und -angriffe gehören zu ihrem Alltag und Musikkassetten von Iron Maiden findet sie nur noch auf dem Schwarzmarkt. Die Situation wird immer gefährlicher, insbesondere für so vorlaute Kinder wie Marjane, die ihrer Religionslehrerin immer wieder trotzig widerspricht. Als sich die Schuldirektion bei Marjanes Eltern über das Verhalten ihrer Tochter beschwert, beschließen diese, Marjane nach Wien auf ein Internat zu schicken, um sie in Sicherheit zu bringen.

Marjane erwartet ein kultureller Schock, doch auch ein Land voller Freiheiten: Im Supermarkt gibt es alles zu kaufen! Sie darf tragen, was sie will, rauchen, Punkmusik hören, und in der Öffentlichkeit mit Jungs Händchenhalten. Doch trotz der neuen Möglichkeiten fühlt sich die heranwachsende Marjane fremd und hat Heimweh. Sie vermisst ihre Familie, die immer noch den Krieg im Iran erleiden muss. Als sie eines Tages schwer an Bronchitis erkrankt und nur knapp dem Tod entrinnen kann, beschließt sie, nach Teheran zurückzugehen.

Heimweh, Krieg und Fremde – Die 42-jährige Iranerin Marjane Satrapi hat aus ihrer ereignisreichen Biographie den Comic „Persepolis“ geschaffen, der 2007 zum Film animiert und vielfach ausgezeichnet wurde.

Die 1969 geborene Illustratorin bekam im Kindesalter den Sturz des Schahs und den Krieg gegen den Irak zu spüren. Ihre Eltern schickten sie später ins Ausland, unter anderem nach Frankreich, wo sie Illustratorin von Kinderbüchern wurde. Heute lebt Satrapi in Paris. Ihre gesammelten Erfahrungen verarbeitete sie in ihrem zweibändigen Comic „Persepolis“. Der Animationsfilm entstand rund sieben Jahre nach dem Erscheinen des ersten Comicbandes und hält sich eng an die gezeichnete Vorlage.

„Persepolis“ berichtet von den politischen Umwälzungen im Iran in den 70er und 80er Jahren, betrachtet durch die Augen eines Kindes. Satrapi erzählt ihre Lebensgeschichte im Rückblick. Die Figur der erwachsenen Marjane fährt zum Flughafen, um nach Teheran zu fliegen, schafft es aber nicht und verbringt den Tag am Flugplatz, während sie an die Vergangenheit denkt. Die farbigen Sequenzen der Gegenwart werden dabei von den schwarz-weißen Bildern der Vergangenheit abgelöst. Satrapi porträtiert die Figuren in reduzierten, aber erstaunlich eindrücklichen animierten Bildern und entlarvt mit bissigem Humor die moralische Scheinheiligkeit der iranischen Revolutionswächter.

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