Ich kam zufällig auf das lesenswerte Buch von Christiane Czech, als ich im Internet zum Stichwort „Lebensthema / Lebensthemen“ recherchierte. In Teil III meines biographischen Schreibkurses werden mehr als zwanzig Lebensthemen behandelt – vom „Liebesleben im Wandel der Zeit“ über „Verluste unseres Lebens“ bis zur Phantasiereise „Wie ich mir meinen Tod vorstelle“. Es gibt ziemlich viele Themen, die uns ein Leben lang beschäftigen. Daher suche ich ständig nach Anregungen und neuen Aspekten.

Die Homepage der  www.herzblut-seminare.de/ von Christiane Czech fiel mir schon deshalb auf, weil sie professionell bis in Details gestaltet ist. Ein gutes Logo: „herzblut – dem Leben auf der Spur“ – und interessante Seminarangebote zur Entdeckung, was in uns steckt. 

Aus der Verlagsinformation zum Buch:  „Wer oder was bestimmt uns, wenn wir es nicht selbst tun? In leicht verständlicher Sprache vermittelt die Autorin spannende Hintergrundinformationen über das Zusammenwirken von Körper und Seele, Herkunft und persönlicher Eigenart.

Mithilfe eines Fragebogens lässt sich das eigene Lebensthema ermitteln und anhand von alltagstauglichen Übungen gezielt bearbeiten. Ihre realistischen Fallbeispiele aus der Praxis motivieren, sich auf das Abenteuer der Selbsterforschung einzulassen.“

Hier ein Kapitel zum Probelesen:

Lebenswende – sich auf den Weg machen

Was hindert uns, innezuhalten, uns umzuschauen und uns selbst zu begegnen? Warum verharren wir in Lebenssituationen, die uns nicht gut tun? Was macht es uns so schwer, einen Kurswechsel vorzunehmen, obwohl wir spüren, dass etwas nicht stimmt?

Warum machen wir uns nicht einfach auf den Weg?

Wir brauchen Mut und Entschlossenheit, unseren bisherigen Lebensweg kritisch auf notwendige Veränderungen zu durchleuchten. Wir müssen uns eingestehen, dass wir Veränderung suchen und wollen. Wir dürfen uns von unserem inneren Erzfeind keine Schuldgefühle einreden lassen. Um  herauszufinden, welche Kurskorrekturen für uns wünschenswert sind, ist es hilfreich, die zu uns gehörenden Lebensthemen zu kennen, um ihren Einfluss auf uns berücksichtigen zu können. Mit diesem Gepäck sind wir gut gerüstet, um uns auf den Weg machen.

Die Reise zu uns selbst verläuft jedoch nicht geradlinig von A nach B: Wir verlassen nicht das Alte, nehmen Abschied und sind im Neuen.

Die Reise geht vielmehr von A über C nach B!

A steht für das Vertraute, aber auch Beschwerliche und Drückende. Erst der Wunsch nach Veränderung, das Bestreben, A zu verlassen, bringt uns in Bewegung.

Sobald wir A verlassen, kommen wir nach C.

C steht für eine schmerzliche Zeit der Häutung, ein unvermeidbarer Bestandteil in einem Wandlungsprozess. In C treffen wir nach einer kurzen, irreführenden Phase der Euphorie über den Aufbruch auf die Trauer über das Verlorene. Niemand bewegt sich jahrelang in A, wenn es dort nicht auch einen Gewinn, etwas Lohnenswertes und Schönes gegeben hätte.

B ist lange Zeit gar nicht in Sicht. B steht für das Neue, das Unbekannte, das uns Angst macht, eben weil es uns nicht vertraut ist.

Meistens haben wir mit unserem Aufbruch so lange gewartet, dass wir erschöpft oder gar krank sind. Wir müssen manchmal ganz von vorne anfangen, haben keine Freunde mehr oder Schulden, sind süchtig oder unglücklich. Es verlangt uns die letzte Kraft ab, die Leere, den Verlustschmerz und die Orientierungslosigkeit in C zu ertragen.

Wir wissen nicht, was B für uns sein wird. Wir können es nicht wissen, wenn es ein Aufbruch in etwas Neues sein soll. Tief im Inneren hoffen wir, dass B eine besonders hohe Lebensqualität zutage fördert wird. Wir wünschen uns, dass B uns näher zu uns selbst bringen, uns an unsere innere Wahrheit heranführen und uns aus alten Prägungen und Vorgaben entlassen wird.

Die Reise nach B, zu uns selbst, zieht Konsequenzen nach sich. Das, was wir beim Aufbruch in A zu verlieren fürchten, hat meist keine Bedeutung mehr, wenn wir erst einmal in B ankommen sind. Der Gewinn, den wir für die Reise zu unserem Wesenskern ernten und der Preis, den wir zahlen müssen, erschließt sich uns erst mit der Zeit.

Wir verändern uns auf unserer Reise von A über C nach B. Die Veränderung ist äußerlich in der Regel wenig sichtbar. Der weitaus größere Nachhall erklingt im Inneren. Wir schauen mit anderen Augen auf uns, auf andere und die Welt. Uns erschüttern oder berühren Dinge, die wir vorher unter Umständen nicht einmal wahrgenommen haben. Anderes verliert seine Wichtigkeit.

Wir werden sensibler, offener, verletzbarer, mitfühlender. Lang vertraute Situationen und Menschen können uns plötzlich befremden, wildfremde Menschen uns anziehen. Was uns lange als gut und normal erschien, kann nun Unbehagen in uns auslösen. Unsere Werte verschieben sich nachhaltig.

Die beschwerliche Suche nach dem ganz Eigenen lohnt dennoch.

Es bedeutet, unabhängiger von Äußerlichkeiten  zu werden und uns mehr von innen fühlen zu können. Indem wir uns näher kommen, lernen wir uns so anzunehmen, wie wir sind. Wir bejahen unser äußeres Erscheinungsbild als einzigartigen,  unverwechselbaren Spiegel unseres Innenlebens. Die seelischen Narben, die unser bisheriger Lebensweg hinterlassen hat, erkennen wir als authentische  Fingerabdrücke des Lebens an. Wir entfalten Selbstliebe und Selbstachtung. Für uns und für andere.

Die Begegnung mit anderen Menschen bekommt eine Tiefe und Wahrhaftigkeit, die jede Stunde miteinander kostbar macht. Wir begegnen anderen mit größerer Toleranz und mehr Wohlwollen, da wir wissen, auch sie haben ihr Lebensthema und sind ihren ganz eigenes Lebensweg gegangen. Unser Mitgefühl erreicht die anderen, macht sie weicher und offener.

Wir schöpfen aus unserem Potential eine seelische Stabilität, die uns für die Stürme des Lebens und die Wirbel des Miteinanders rüstet. Wir lernen zu vertrauen, dass nichts umsonst geschieht und letztlich alles im Leben einen Sinn hat. Wir nehmen das Leben wie es ist.

Wir nehmen das Leben als Geschenk.