Arno Funke, besser bekannt als Kaufhauserpresser Dagobert, lernte ich im Juni 2007 kennen. Da heiratete mein Freund, der Regisseur Rudolph Herzog, (Sohn des Regisseurs Werner Herzog) auf der Insel Patmos, und einer der rund 150 Gäste war Arno Funke: ein stiller, sehr sympathischer Mensch, der drei Jahre zuvor  in Rudolphs Trilogie THE HEIST (Channel 4) mitgespielt hatte: eine spannende Versammlung hochkarätiger Gangster, die unter Reality-TV-Bedingungen das bzw. die „perfekte(n) Verbrechen“ in Szene setzten.

Schade, dass ich mich damals auf Patmos mit Arno Funke nicht fotografieren ließ, dann könnte ich jetzt den Schnappschuss zweier mittelalterlicher Männer in Shorts zeigen. Über seine Jahre als Dagobert habe ich ihn auch nicht befragt. Tagsüber lagen wir wechselnd an einem der schönen Strände der Insel und abends gab es kulinarische Köstlichkeiten, da stand uns nicht der Sinn, über Professionen zu sprechen. Arno Funke hatte ohnehin alles, was es zu seinem Thema zu sagen gibt, ausführlich zu Papier gebracht.

Schön, dass es die spannende Autobiographie wieder in einer nahezu unveränderten 3. Auflage im Handel gibt! Eine Zeitlang wurde in der Politik ja darüber debattiert, ob es rechtens sein könne, dass Straftäter mit ihrer Autobiographie als Film und Buch auch noch Geld verdienen dürften, ganz nach dem Motto: „Crime does not pay.“

Um es gleich zu sagen: Dagoberts Autobiographie ist eine der spannendsten und facettenreichsten, die ich gelesen habe. Unbedingt empfehlenswert auch für Leute, die gerne Krimis lesen! Ob Kriminalität – wie bei Arno Funke – aus der Not geboren wird, oder – wie all die Wirtschaftsverbrecher in der „Bankenkrise“ derzeit demonstrieren – aus dem Überfluss und dem „den-Hals-nicht-voll-genug-kriegen-Können“, sei dahingestellt. Arno Funkes Buch regt auch zum Denken an.

Aus der Verlagsinformation: Kaufhauserpresser »Dagobert« gilt ohne Zweifel als Deutschlands populärster Nachkriegsganove. Jahrelang hatte er die Spezialisten des Bundeskriminalamtes und Tausende Polizeibeamte mit raffinierten technischen Tricks in Atem gehalten. Da bei seinen Anschlägen nie jemand ernstlich verletzt wurde und seine Aktionen von Witz und Humor zeugten, gewann er zunehmend die Sympathien der Öffentlichkeit.

Von den Medien angeheizt, kursierten die abenteuerlichsten Spekulationen darüber, wer sich hinter diesem modernen »Hauptmann von Köpenick« verbarg. Als das Rätsel bei seiner Verhaftung am 20. April 1994 gelöst wurde, war die Überraschung groß: Es war der 43-jährige Schildermaler Arno Funke aus Berlin-Mariendorf, der in seiner Hobbywerkstatt all die einzigartigen Geräte und originellen Geldübergabetechniken erdacht hatte. Kein Wunder, lag sein Intelligenzquotient doch bei überdurchschnittlichen 145.

Nach seiner Verurteilung zu neun Jahren Haft hat Funke in seiner Einzelzelle Rechenschaft abgelegt und in verblüffender Ehrlichkeit und sprachlicher Gewandtheit seine ungewöhnliche Geschichte aufgeschrieben. Sie spiegelt auf ihre Weise ein Stück jüngster deutscher Zeitgeschichte.