Ich mag Joachim Króls Schauspielkunst mit leisen Tönen. Arte zeigt am Sonntag, 26. Juni 2011 um 16.30 Uhr ein Portrait des Schauspielers von Ulrike Bremer.

Aus der Senderinformation: Wer kennt es nicht, das verschmitzte Lächeln des Joachim Król, seinen Witz und seine Kauzigkeit. Er ist einer der erfolgreichsten deutschen Schauspieler; ein Darsteller, der das Publikum seit den 90er Jahren vor allem mit tragikomischen Rollen verzaubert. Die Figuren, die Joachim Król verkörpert, vergisst man nicht so schnell: Nobert Brommer, die schwule Hauptfigur in Sönke Wortmanns Film „Der bewegte Mann“, Commissario Brunetti in den Donna Leon-Verfilmungen oder Lutter, den Ruhrpott-Ermittler in der gleichnamigen Krimireihe. Mit der reduzierten Spielweise und der milden Komik, für die er berühmt ist, glänzte der heute 53-Jährige in unzähligen Rollen im Theater, im Kino und im Fernsehen. ARTE sprach mit Weggefährten und prominenten Zeitgenossen und begleitet Joachim Król an Orte, die seinen Lebensweg geprägt haben, vom Fußballstadion bis zum Filmset.

Er redet meist nicht viel. Joachim Król spielt häufig Eigenbrötler, mal einen Schwulen, mal einen Mann mit Sprachfehler. Er schlüpft in seinen Filmen oft in die Rolle wenig attraktiver Männer und kriegt dann selten die Frau ab, die er begehrt. Joachim Król verkörpert schrullige Typen in Filmen, die Kinogeschichte geschrieben haben. Mit seiner verhaltenen Art zu spielen hat er eine neue Farbe ins deutsche Kino gebracht. Seine Figuren sind oft kauzig, schüchterne Originale, ebenso glaubwürdig wie menschlich.

Er selbst hat die großen Filmpreise hierzulande gleich am Anfang seiner Karriere abgeräumt. Für sein Spiel hat er die bedeutendsten Auszeichnungen erhalten, die dieses Land zu vergeben hat, beispielsweise den Bundesfilmpreis für „Wir können auch anders“, den Bayerischen Filmpreis für „Die tödliche Maria“ und „Der bewegte Mann“, den Bambi und den Bundesfilmpreis für „Der bewegte Mann“, den Hessischen Fernsehpreis für „Windland“.

ARTE porträtiert den Ausnahmeschauspieler und versucht, hinter das Geheimnis seiner Schauspielkunst mit leisen Tönen zu kommen. Am Set von „Tom Sawyer“ hatte das Team Gelegenheit, Król zu beobachten, wie er in die Rolle des alten Säufers Potter schlüpft. Sobald er im Kostüm ist, wird sein Gang schlurfend, die Bewegung langsam, die Stimme leise. Und auch in den Drehpausen bleibt der richtige Król verschwunden hinter der Rolle, die er verkörpert.
Wer der „richtige“ Król ist, das wissen nur wenige. Der Schauspieler selbst redet nur ungern über sich, und wenn er auf seine Karriere zurückblickt, überwiegt der Zweifel, ob er an jeder Wegzweigung, die richtige Entscheidung getroffen hat.

Denn eigentlich wollte er zum Theater, das war sein großer Jugendtraum. Der Junge aus dem Ruhrpott, dessen Vater Bergarbeiter war, hatte in den 70er Jahren die Gelegenheit, in Bochum am Schauspielhaus die Zadek-Ära mitzuerleben. Er sah die Großen auf der Bühne und dachte, das könne er auch.

Joachim Król erzählt, wie lange er gebraucht hat, um als Schauspieler anerkannt zu werden, welche Schicksalsschläge ihn aufgehalten haben und warum am Ende kein großer Theaterschauspieler, aber ein gefeierter Filmschauspieler aus ihm wurde. Weggefährten wie Peter Lohmeyer oder Tom Tykwer erweitern den Blick auf Króls Biografie. Król schätzt den Rummel um seine Person nicht. In der Öffentlichkeit möchte er am liebsten nur über seine Kunst wahrgenommen werden. Die vielen Ausschnitte aus seinem Werken belegen, dass er in einer ganzen Bandbreite verschiedener Rollen brillierte und nicht nur als kauzig komischer Typ.

Joachim Król ist heute aus der deutschen Film- und Fernsehlandschaft nicht mehr wegzudenken. Doch er selbst träumt noch immer auch von der Theaterbühne. „Jeder richtige Schauspieler muss sich immer wieder am Theater überprüfen, an diesem Ort der letzten Utopie, wo sich Leute versammeln, um anderen dabei zuzusehen, wie sie Erfolg haben.“

Doch aus einer Rückkehr zur Bühne wurde vorerst nichts. Im Herbst 2010 trat Joachim Król zusammen mit Nina Kunzendorf in den ARD-Tatort-Filmen des Hessischen Rundfunks die Nachfolge von Andrea Sawatzki und Jörg Schüttauf an.