Am 20. Januar 2009 jährte sich ihr  Todestag zum 150. Mal: Bettine von Arnim war Dichterschwester, Muse Goethes, Dichtergattin, Enfant terrible und vieles mehr. „Ein irrlichternd Weib“, deren Werk und Wirkungsgeschichte noch heute fasziniert – im Gegensatz zu den meisten ihrer zeitgenössischen Dichterkollegen und Kritikern. 1989 hab ich eine kleine Anthologie ihrer Texte herausgegeben: „Lieben, das allein ist meine Kunst“, bei Ullstein erschienen.

Die feministische Literaturwissenschaftlerin Sulamith  Sparre hat ihre Biographie über Bettine von Arnim solide und schön lesbar gearbeitet. Mit Freude habe ich sie verschlungen, erinnert sie mich doch an meine Promotionsjahre um 1985-1988, als ich für den DuMont Buchverlag einige Anthologien herausgegeben habe, darunter eine mit dem Titel Was ist Liebe…? 1001 Zitate geben 1001 Antworten. Während der jahrelangen, manchmal besessen anmutenden Sammelarbeit in geisteswissenschaftlichen Bibliotheken stieß ich auf die Gesamtausgabe des Bettin’schen Werks und war schnell begeistert, nicht nur, weil es sich hervorragend für meine Zitatensammlungen plündern ließ.

Bettine formulierte direkt und metaphernreich, als habe sie für langatmige Ausführungen keine Zeit. „Meine Seele ist eine leidenschaftliche Tänzerin“ – eines ihrer berühmten Zitate, einer Fanfare gleich für widerständiges, euphorisches Leben, in dem sich viele Menschen – zumindest in der Tiefe ihrer Wünsche – auch heute noch wiedererkennen.

Vielfach scheint Bettines Schreiben eine Ansammlung pointierter Merksätze zu sein, als wolle sie auf Aphorismen-Niveau das Leben verstehen. „Was ist Leidenschaft, als erhöhtes Leben durchs Gefühl, das Göttliche sei Dir nah, Du könntest es erreichen, Du könntest zusammenströmen mit ihm?“ In nahezu allen ihren Schriften liest sich ihr Bemühen um allumfassende Lebens- und Menschen-Erkenntnis heraus, weniger im wissenschaftlichen, dazu fehlte ihr wohl das Phlegma, als im poetisch-schwärmerischen Sinne. Das macht Bettine als Frau und Schriftstellerin so reizvoll – damals wie heute. So recht wollen auch wir selbst im Alter nicht glauben, dass dieses Leben nur eine dröge Mischung aus Vernunft und Irrtum ist.